Archiv für den Tag: 24. März 2012

Heute Abend auf dem Deutschlandfunk 23: 05 – Eine Lange Nacht über Karl May zum 100. Todestag

Das Geheimnis des Doktor Ben Nemsi,

Volle drei Stunden, das ist harte Kost!
Aber diese Dokumentation kommt wiedermal sehr gut rüber…

Zwar ist der 100ste Todestag von Charly May erst nächsten Freitag, aber d-Radio hat seinen Plan bereits erfüllt und durch Zufall wurde es registriert.
Als Kind begann ich mit dieser merkwürdigen Literatur – („Der Schatz im Silbersee“ war das erste Buch). Merkwürdig deshalb, weil mir die dortige Rechtschreibung und Grammatik recht fremd vorkamen, mit der Frakturschrift gab es keine Probleme mehr. Die war mir nach nach Leo Tolstois „Auferstehung“ geläufig. Weiß der Teufel, was mich als neunjähriger geritten hatte, dass ich ausgerechnet diesen Schinken griff, dessen Handlung mich damals sehr mitnahm.
Anfangs schüttelte mein Großvater verwundert den Kopf, aber er ließ mich gewähren. Durfte ihn nebenbei mit Fragen löchern und auch andere Literatur hinzuziehen, verschiedene Lexika aus unterschiedlichen Epochen, beginnend mit einem 24bändigen Brockhaus von 18hundert schlag mich tot, Volksausgaben aus der Weimarer Zeit und später. Jede Menge Bild- und Kunstbände, einige gebunden „Gartenlauben“ aus dem 19ten Jahrhundert sowie „Der guten Kamerad“.
Tolstoi und der anschließende May waren die Basis, auf der ich begann nach allen Seiten auszuschwärmen, über Gerstäcker landete ich bei den genialen Schreibern aus Amiland, Kanada und der Weltliteratur aus allen Gegenden unserer gewölbten Erdenscheibe
Ganz nebenbei erhielt ich für den kleinen Bildwerfer chlorierte Rollfilme, Coopers „Lederstrumpfgeschichten“, nervte damit meine jüngere Schwester und ihre Puppen, indem ich „Kinovorführungen“ veranstaltete, bis ihr die Tränen kamen…
Sie ließ sich oft ködern, indem wir anschließend im oberen Flur Schießübungen veranstalteten. Richtig gern ließ ich sie dabei allerdings nie mitspielen. Es ging darum, auf einen stehenden Geier  von vielleicht 60 cm Größe mit einer kleinen Armbrust zu ballern, deren Pfeile Saugnäpfe besaßen. Der martialisch aussehende Vogel ließ sich bis auf den Rumpf, mit Hilfe der Schüsse zerlegen und wurde anschließend wieder zusammengesteckt. Blieb ein Pfeil auf dem gerade abgeschossenen Teil pappen, verdoppelte sich die darauf markierte Punktezahl.
Glücklicherweise verlor Schwesterchen immer sehr schnell die Lust an jenem langweiligen Spiel…
Warum im WIKI nur etwas über 30 Bände verzeichnet sind, ist nicht nachvollziehbar, bin mir sicher, dass ich bestimmt die doppelte Anzahl gelesen habe.
Vor einigen Jahren kam noch ein unbekanntes Teil hinzu, mit leicht sozialkritischem Touch – „Das Nachtgespenst“ – eine rechte Heimatschnulze aus dem Erzgebirge, im Netz ist nirgends ist etwas über diese Schmonzette zu finden.

Fußnote:
Was machten mich zu bestimmten Anlässen immer wieder ganz bestimmten Linxwixer aus dem Rudel heraus an, wenn zufällig Karl May aufs Trapez kam. Anfangs war es irritierend, weil scheinbar niemand von ihnen selbige Trivialliteratur je anrührt hatte.
Im Laufe der Zeit stellte sich aber heraus, dass alle seine wichtigsten Werke kannten und durch die Bank weg auch diese schrecklichen Filme. Jene bundesgermanischen Yugo-Western fand ich ausnahmslos ätzend…