Archiv für den Tag: 14. Februar 2013

TRUCKERLOTHAR

Eine nicht redigierte wahrhafte Legende vom Fuße des Kiffhäusers – Anfang der 1970er

…Das Leben auf dem Campingplatz nahm stressige Dimensionen an. Mein Zimmerchen befand sich neben den Räumlichkeiten der Rettungsschwimmer, fast jeden Abend gab es etwas zu feiern. An den Wochenenden erschienen Freunde und Kumpels. Gepennt wurde teilweise zu sechst in dieser kleinen Butze, dafür wurden Tisch und Stühle auf dem Schrank platziert, außerdem standen für weiteren Besuch noch zwei Sechsmannzelte auf dem Platz rum.
Hinter dem Bettende stapelten sich Bierkästen, jede noch so kleine Gefälligkeit für die Camper wurde vorzugsweise mit Bier oder Schnaps honoriert. Bald wusste es jeder, dass in meiner Bude immer ein paar Schachteln Bier herumstanden, deshalb erschienen nachts oft irgendwelche Leute, die sich Alk liehen, der am nächsten Tag in noch größerer Menge zurück gegeben wurde.
Vom Chef kam zu Beginn meines Jobs, jene augenzwinkernde Anweisung, kleine Gefälligkeiten für Camper seien Service und nach Möglichkeit sollte ich für ihre frommen Wünsche ein offenes Ohr haben. Allerdings nahm es manchmal schon merkwürdige Ausmaße an, so musste ich öfters mit dem RS 09, so tief wie möglich ins Wasser fahren und in Ufernähe Seegras und Schilf mähen  oder jemand stellte fest, dass seinen PKW-Reifen Luft fehlte, nach erfolgtem Hilferuf stand ich mit dem Multicar nebst Kompressor da und pumpte die Pneus wieder auf.
Ewig lagen auch irgendwelche Reparaturen an Zeltgestängen an, ganz abgesehen von der Tatsache, dass ich laufend Zelte mit aufbauen musste, weil die Leute nicht klar kamen. Wollte z. B. Herr Doktor Dingensknecht etwas länger pennen, da er den Kater der vergangenen Nacht kurieren musste, hieß es dann für mich, einige Stunden später mit Rasenmähen beginnen. Diese Zeit ließ sich sowieso in der Nachbarschaft mit Kartenspiel überbrücken, denn öfters fehlte am späten Vormittag irgendwo der Dritte Mann zum Skat. Es kam vor, dass Kurt mich suchte, er mit unser aller Dienstschwalbe auftauchte und im fliegenden Wechsel dann meinen Part übernahm.
Irritiert hat meine Kollegen und die Camper die Tatsache, dass ich auf meiner fast täglichen Mülltonnenreinigungstour mit Anzug, Schlips und Kragen vorfuhr, ebenso war dies meine Dienstbekleidung wenn ich irgendwas mit dem Geräteträger anstellte. In der Freizeit lief ich mit einem löchrigen russischen Matrosennicki rum, meine Jeans waren in den verschiedensten Farben schachbrettartig gestopft, mit Isolierband wurden kleine Risse überklebt, gingen sie weiter auf, flickte ich sie mit Gitarrensaiten oder bunte Lederflicken und jeder konnte sich mit Filzern auf den Hosen verewigen, mit Autogrammen oder doofen Sprüchen. Weiterlesen

Aus so manchen Tiefkühltruhen der „Lebensmitteldiscounter“ wiehert es momentan

Wenn ich mir z.B. Fleischpreise bei „Reichelt“ oder „Feinkost-LIDL“ anschaue, wird mir übel, was wollen die „VerbraucherInnen“ denn dafür noch verlangen?
Wer weiß den schon, dass man einen Dampfriemen Fleischbockwurst nennen darf, wenn der Hersteller die vorgegebenen Bestimmungen eingehalten hat und so ein Teil nur die vorgeschriebenen 17% Fleisch enthält. Mir ist allerdings nicht bekannt, ob es sich dabei um schieres Muskelfleisch handeln muss.
Da Fleischfresserei für viele etwas mit Wohlstand zu tun hat, wird konsumiert auf Deibel komm raus und alle in der Kette – aber erst nach den landwirtschaftlichen Erzeugern – verdienen dabei kräftig mit, nicht zu vergessen, die vielen Lobbyisten…
Aberwitzig gestalten sich nebenbei auch Erweckungen von Bedürfnissen bei den Fleischfressern. Was in solchen Momenten für eine Maschinerie anläuft, ohne Rücksicht auf die betreffenden Kreaturen. Irgendwelche Deppen knautschen sich etwas aus, die Werbebranche muss es den Leuten schmackhaft machen und dann legen alle mit industriemäßiger Produktion los. Bis solche Sauereien endlich publik werden, haben bestimmte Kreise schon gefüllte Taschen, können beruhigt erstmal abtauchen und ganz in Ruhe den nächsten Coup ausknautschen.
Wie war es denn von einigen Jahrzehnten? Verbraucherinnen und Verbraucher wollten plötzlich helles Rindfleisch und noch helleres Kalbsfleisch, natürlich bekamen sie es auch – auf Kosten der Viecher.
Den “rauhfutterfressenden Großtiereinheiten” (ein schöner Begriff aus den 1960er Zonenzeiten) wurde Leukämie angezüchtet, ihre Ställe auf rund 50 Grad erwärmt und sie wurden auf den Verzehr von Flüssignahrung getrimmt. Was bei den komplizierten Mägen der Rinder auf Folter hinauslief, gegen diese kleinen Nebenwirkungen gab es Leckerlis von der Pharmaindustrie…
Was die Leute nur haben, tagtäglich fressen sie doch irgendwelche kleineren aber wesentlich unappetitlicheren Kerbtiere und langschwänzige Nager, bis zur Unkenntlichkeit materialisiert und vollkommen steril zubereitet…
Schon witzig, einen Grammy oder Oskar wird es für die optimal ausgeleuchteten, blutigen Brösel in den Kühltheken nicht geben, trotzdem jaulen ringsumher die Massen wegen jener Kleinigkeit der saisonbedingten Streckung von sowieso gemanschter Fleischwarenfüllungen auf. Weiterlesen