Archiv für den Tag: 23. September 2016

Neu im Kino: “Die glorreichen Sieben”

 

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Bekam erst heute in der U-Bahn mit, dass im Amiland eine neuerliche Glorreiche Sieben gedreht wurde. Empfand es als recht merkwürdig, was dort über den stillen Monitor lief – scheinbar eine ganz frische Opfergabe auf dem Altar des krankhaft gutmenschelden Zeitgeistes der politischen Korrektheit...
Im selben Moment kamen mir ein Haufen nostalgische Erinnerungen hoch.
Die erste Hollywoodverfilmung wurde damals in der Zone sehr schnell in den Kinos gezeigt. Die Sangerhausener Uraufführung fand auf der kleinen Freilichtbühne des Rosariums statt.
An sich hätte man uns damals, vom Alter hergesehen, gar keine Karten verkaufen dürfen, da es sich ja um eine Nachtvorstellung handelte.
Unserer Gruppe entschloss sich dann ziemlich schnell, die Karten für einen wesentlich höheren Preis gleich wieder zu verkaufen und dann im hinteren Bereich, unter dem Maschendrahtzaun durchzukriechen. Auf jene Idee des anderweitigen Eintritts waren aber eine Vielzahl andere ebenso gekommen.
Kurz vor Beginn der Vorstellung begannen nun ein Haufen sitzplatzlose junge Gesellen ringsherum auf die Bäume zu klettern, deshalb sollte die Vorstellung gar nicht erst beginnen.
Da es plötzlich zu lautstarken Protesten unter den Zuschauern kam, was ziemlich schnell zu chaotische Ausmaßen führte, richtete der besonnene Männe Bär (Der eigentliche Chef vom innerstädtischen Kino) besänftigende Worte ans Publikum. Bis auf ewig einsetzende lautstarke Bemerkungen zum Geschehen zwischendurch, nebst entsprechender Kommentare von allen Seiten, welche oft in brüllendem Gelächter untergingen, wobei die Dialoge zum Leinwandgeschehen natürlich mächtig litten, verlief der Abend doch recht friedlich. Allerdings kochte ganz sachte eine gewisse Aggressivität hoch, die sich dann im Anschluss entlud und zu riesigen Schäden an den Rosenrabatten führte, da viele Leute respektlos, geradewegs direkt zum Ausgang strebten…
In der gleichen Woche wurde der Film im ganzen Land verboten, deshalb konnte ich ihn mir nicht noch mal anschauen.
Später, dann im Westen, stand er auf meiner unbedingten To-do-Liste, nach einer halben Stunde reichte es dann bereits. Dies ging mir mit vielen Filmen so, deren Schnipsel von Helmut Langes ARD-Show “Kennen Sie Kino?“, haften geblieben waren. Was war da für ein Scheiß drunter! Der Mann schienen oft nur wenige Sekunden von irgendwelchen Highlights herausgepickt zuhaben.
Oft war es mir außerdem nicht möglich, Filme im Nachhinein, dem damals vorherrschenden Zeitgeist während ihrer Drehtage anzupassen, dies betraf besonders viele Ami-Produktionen und deutsche Schinken. Wobei solche Schwierigkeiten niemals bei sozialkritischen Streifen aus Italien und Frankreich auftraten.
Dass die ostdeutschen Zensoren viele japanische Produktionen freigaben, lag sicher daran, weil schlicht kein größerer Markt vorhanden war, dabei bargen viele Filme sozialen Sprengstoff. So manches mal hockten dann im Lichtspielhaus keine zehn Hanseln, ähnlich auch bei großartigen russischen, polnischen und tschechischen Filmen. Ungefähr zwanzig Jahre nach Kriegsende saß es in den Köpfen der Leute immer noch drin, ward auch bereits an die folgenden Generation weitergegeben worden, dass aus den letztgenannten Ländern sowieso nur kulturloses Zeug kam.
Lange Schlangen bildeten sich aber immer bei den vielen Endsiegschmonzetten mit Moser, Albers und Konsorten, die ich mir natürlich auch reinzog. Bis zum Mauerbau rutschten auch immer mal wieder belanglose Filmchen aus der jungen Bundesrepublik durch… Weiterlesen