Unter deutschen Betten – Justyna Polanska – DER Putzenreport

Was soll man zu dem Buch sagen?
Mir erzählte jemand, es sei unlängst in der „Bestsellerliste“ der Hamburger BILD-Zeitung für Intellektuelle aufgetaucht, jenem kümmerlichen „Oskar“ deutscher Literatur. Seit vielen Jahren gehen dann meine Warnleuchten an und solche Lektüre wird beharrlich ignoriert. In der ganzen Zeit gab es nur eine Ausnahme: „Der Name der Rose“ und dies geschah sogar nach dem Besuch des gleichnamigen Films.
Eine Bekannte lieh mir den „Putzfrauenreport“ als das entsprechende Stichwort fiel.
Nun beginne ich jedes Buch mit der letzten Seite, achte dabei besonders auf die abschließenden Sätze. Suche mir anschließend drei/vier Seiten aus der Mitte und fange dann erst vorn an, wobei die ersten Zeilen entscheidend sind.
Der Epilog kam gut, mittiger Teil und Prolog ebenso, allerdings irritierten mich als Viel- und Schnellleser die unzähligen Leerzeilen…
Nach den Rezensionen und dem Reinschnuppern hätte ich etwas ganz anderes erwartet, zum Ende hin wurde alles nur noch überflogen. Um es kurz zumachen, alles kommt letztlich sehr flach daher, deshalb verstehe ich die ausschweifenden Lobhudeleien in den Medien überhaupt nicht.
Wer viel reist und auf seinen Touren öfters privat absteigt, der kann manch ähnliche Situationen – die „Reinlichkeit“ betreffend – im In- und Ausland genauso erleben. Was mich allerdings niemals besonders tangierte, wichtiger war es doch, trockenen Hauptes pennen zu können.
…die Verinnerlichung, zugleich das Ausleben niederträchtiger, menschenverachtender Aktivitäten, resultierend aus pädagogischen Defiziten und Traumatisierungen in jungen Jahren, sind weltweit anzutreffende Charaktereigenschaften, dabei handelt es sich absolut nicht um spezifisch, deutsche Tugenden.
In dem Büchlein von „Justynieczka“ erkennen sich zuerst alle Kleingeister wieder, die permanent meinen, es sind immer die anderen, wenn man bestimmten, zuerst fremdlich anmutenden Situationen nicht gewachsen ist. Mir wurde beigebracht, wenn etwas aus dem Ruder läuft, erst mal mit der Reflektion seiner Selbst zu beginnen. Natürlich existieren Arschgesichter denen man nichts Recht machen kann, dann liegt es aber an einem ganz persönlich und man sollte auf der Stelle entsprechende Konsequenzen ziehen. Um sich nicht dem schleichenden Trugschluss hinzugeben, dass die Zeit letztendlich alle Wunden heilt. Für diesen weit verbreiteten Irrtum ist die „politische Korrektheit“ der beste Dünger…
Die junge Schreiberin scheint ebenfalls aus merkwürdigen Verhältnissen zu stammen, da sie mir auch mit erheblichen Unzulänglichkeiten behaftet vorkommt, was eine Vorbereitung auf das künftige Leben anging. Sonst würde sie nicht permanent mit ihrer Leidensschwelle kokettieren. Vor solchen Erniedrigungen haben mich zahlreiche positive Erfahrungen aus Kindheitstagen bewahrt und mir die Stärke verliehen, um gegen zuhalten. Ob es dabei um schräge Erfahrung ging, die mir widerfuhren in der Schule, der Armee, im Knast oder den immer währenden, täglichen Auseinandersetzungen mit Flachzangen in unmittelbaren Umgebung. Erfolgreiches Wehren hängt letztendlich auch mit Stolz und Respekt gegenüber sich selbst zusammen, wobei ich auch öfters die Erfahrung machte, dass Stolz und Dummheit sehr nahe Verwandte sind! Jedenfalls halte ich gegen und melde bereits im Vorfeld meine Bedürfnisse gnadenlos an. Was natürlich vielen nicht passt, mir allerdings auch scheißegal ist, wenn andere damit nicht klar kommen. Der Sinnspruch: „Wer sich nicht wehrt, der lebt verkehrt!“ – beinhaltet deshalb eine unmissverständliche Aussage…
Aus meiner Zeit im Sommer ´74, als ich viereinhalb Monate illegal in Polen verbrachte, fallen mir Jobs betreffend, auch manch ähnliche Erlebnisse ein. Da anfangs alles noch mit mulmigen Gefühlen einhergeht, wenn man sich irgendwo „rechtswidrig“ aufhält, kommt eine latente Sensibilisierung hinzu und der ist man zunächst hilflos ausgeliefert. Gott sei Dank überwog recht schnell eine Leck-mich-am-Arsch-Stimmung, da ich die richtigen Leute kannte und jene halfen ohne großartig Fragen zustellen…
Kurz möchte ich noch auf einige Ungereimtheiten im Text eingehen.
(S.89) Ich finde es spricht doch für den PHK, wenn er brutto gleich netto löhnt und dass er Hörnchen einzieht, ist bestimmt besser, als seine grauen Zellen im Alkohol zu ersäufen. Wie blöde muss man denn sein, um Tomaten mit Ganja zu verwechseln? Die armen Pflanzen tun mir echt leid, wenn sie nur wöchentlich gegossen werden…
(S.104) „Ich kenne keine Frau, die das liebt.“ Ich hoffe, dass Madame es endlich auch mal ausprobiert hat. Ein kleiner Ferrari… bestimmt von der Firma „Match Box“
(S.127) Der Tipp für die Fensterreinigung ist grottenschlecht. Wer sich schon als Reinigungsalchimist betätigt, der sollte wenigstens Spiritus nehmen und aus dem reinen Alkohol, z. B. „Klötenköm“ herstellen! Zeitungspapier ist lange out, ihre Mutti wird damals sicher die „Trybuna Ludu“ genommen haben, was ich verstehen kann.
Als emanzipierte Hausfrau mein Hinweis zur Säuberung von Fenstern: Für die Rahmenreinigung einig Spritzer „FIT“ ins etwas wärmere Wasser, fürs Glas nur reines, Wowi-warmes Wasser, dann die Scheiben mit einem Microfasertuch abreiben. Den Hinweis fand ich bereits vor Jahren während des Studiums der „Yellowpress“ bei Schwiegermutter und es funktioniert prächtig.
Zurück unter die deutschen Betten! Der Blick dorthin lohnt ebenso wenig, wie ein Kauf des Buches, weil es sich um Stammtischliteratur handelt.
„Justyna“ verzeihe mir!
Mein Geschreibsel beende ich mit einer kurzen Geschichte aus Wrocław, mit Blick unter eine dortige Pritsche.
Ein Freund hatte den etwas größeren Hühnerstall seiner Eltern aufgestockt. Dort konnten immer Tamps unterkommen. In der ersten Nacht war es recht frisch, aber im Räumchen müffelte es leicht. Mein Kumpel und ich führten das auf die Ausdünstungen der Mieter unter uns zurück. Am nächsten Tag herrschte unbeschreibliche Hitze und später kühlte es sehr langsam ab. Trotz der aufgerissenen Fenster bekamen wir fast keine Luft, an pennen war trotz der benebelter Köpfe nicht zu denken. Als es dämmerte und es immer unangenehmer wurde, fanden wir den Grund… Unter dem gezimmerten Bett stand eine große, wunderschöne Porzellanwaschschüssel – bis fast zum Überlaufen vollgepisst – der Inhalt vollkommen geliert… .

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