Charles Edward Anderson Berry, * 18. Oktober 1926 in St. Louis, Missouri;

Montags ist meistens Männergruppe!
Wir sind schon langen keine 100%ige mehr, denn seit vielen Jahren hängt auch eine Quotentante in unserer Runde herum.
An jenem Tag wird gesoffen und gezockt – Doppelkopf – Andrews und ich sind seit September ´77 dabei.
Einige tauchten nach dem Mauerfall in den Weiten der Republik unter, mehrere haben sich unwiderruflich verkrümelt…
Anfangs spielten wir jahrelang freitags ab 19 Uhr, bis es Schwierigkeiten bereitete, die Karten zuhalten…
Obwohl ich damals an der Unität stupidierte, reichte es mir irgendwann, weil ewig die Wochenenden in Gefahr waren, denn am Samstag lagen immer irgendwelche Feten oder andere Vergnügungen an.
So kam es zu den Montagsspielen, was der Gesundheit auch etwas zu Gute kam…

– Kurz vor der Geisterstunde gab ich mich gestern bereits inneren Betrachtungen hin, besaß dafür eigentlich auch die richtige Bettschwere. Sollte man meinen, nach anderthalb Flaschen Vino und einigen Klaren vorher.
10 vor sechs war die Nachtruhe schlagartig vorbei, nicht wegen geschlechtsspezifischer Malaisen, der Harndrang war mehr auf die Sauferei zurückzuführen. Außerdem reichen mir 5 bis 6 Stunden Schlaf. Vielleicht kommt langsam doch etwas “präsenile Bettflüchtigkeit“ hinzu…
Nach dem Gang zum Einzylinder, hellwach, schaltete ich meinen winzigen Transistor ein, nahm mir den restlichen TAGESPITZEL vom Sonntag vor, löste anschließend beide Sudokus und pennte wieder ein.
Ein schmerzhafter Traum ließ mich kurz nach halb 8 wieder wach werden.
Alle Filmsequenzen führten in die 50er Jahre – nach „Neu Afrika“ – einem Kinderferienlager bei Templin, in Ahrensdorf. (50/60er, von der „Deutschen Post“ später „Leuna“, ich war viermal dort.)
Am vorletzten Tag gab es immer ein riesiges Abschiedsfest mit entsprechenden Verkleidungen, Tanz und Gesellschaftsspielen, also richtiger Ringelpiez mit anfassen.
Es muss ´59 gewesen sein.
Das Fest fand im dortigen Palaverhaus statt, was sich entsprechend präsentierte, mit afrikanischem Interieur und ausgestopften Köpfen von Wildtieren, persönlich gekillt vom Gründer jener Anlage. Am grimmigsten sah der Nashornschädel aus…
Ehe unsere Verkleidung begann, musste gegabelt werden, dass vor der Nachtruhe alle Farbe wieder runter kam.
Wir Blödmaxen haben uns dann penibel mit Ruß geschwärzt, sogar die Augenlider und Ohren. Unsere Erzieherin schminkte dazu riesige, knallrote Lippen, zu unser Ausrüstung gehörten Speere aus Haselnussgerten, an denen hölzerne Spitzen angebracht waren und selbst gefertigte Röckchen aus Farnkraut.
Zur Maskerade hieß es auch, sich beim Tanzen entsprechend zu bewegen.
Während eines Liedes, es lief an jenem Nachmittag mehrmals, flippten wir immer total aus, zur Gaudi aller Anwesenden, die um uns herum, jedes mal einen großen Kreis bildeten. Deren rhythmisches Klatschen, sowie deren Bewegungen taten das Ihrige.
Die Musik stammte auch von einem sehr schwarzen Zeitgenossen, einem Ami – es handelte sich um Chuck Berrys „Johnny B, Good“…
In unserem Trance registrierte wir erst kurz vor Toressschluss, dass uns das Farnkraut die Schenkel nicht nur zerkratzt, sondern auch Schnittwunden zugefügt hatte…
Mein Freund Axel und ich bekamen sogar einen Preis für unsere Maskerade.

– Dieser gigantische Hit weckte mich kurz nach halb acht. Anschließend erfolgte noch der Hinweis, dass der Scheff heute seinen 85sten Geburtstag begeht.
Was hat mir seine Musik für einen Ärger eingebracht, von diesem Stalinistenpack in der Zone.
Ich bin sehr froh, dass ihn im Westen dann live erleben durfte.
Hier beende ich meine Betrachtungen.
Mir fielen zwischendurch noch mehrere Begebenheiten zu ihm ein, Situationskomik darunter, die einem sowieso keiner glaubt.
Chuck!
Halte deine Löffel steif!
Zu seinem „J.B.G.“, fand ich in der Tube einen Schnippel, sehr bezeichnend für die Zeit.
Kein Wunder, dass jede bigotte Redneck-Mutti im Bible Belt ausflippte.
Olle Chuck tat mit seiner Klampfe und Körpersprache genau das, was Vati mit Bestimmtheit nie tat – sich mal gehen lassen beim Vögeln…
Die schnieken Jungs im Hintergrund (1958) erinnern mich an eine Situation in Halle (1970).
Vielleicht erinnert sich Nebel noch daran, wir gingen mit Mischa (Er hatte es organisiert.) zu einem Konzert von „Renft“.
Satt Anzug und Kulturstrick, wie die jungen Amis dort im Studio, hockte im Audimax dröge dreinschauendes Publikum in Blauhemden herum.
Bei Chuck bewegen sich im Hintergrund wenigstens einige Leute zaghaft, in Halle kauerten nur verblödete Salzsäulen herum…

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