“Parknasen”

Blick vom Balkon auf so ein verschissenes Teil

Es wird sicher allerhand Leute geben, die mit diesem Begriff rein gar nichts anfangen können. Über eben diese nutzlosen Teile möchte ich mich im Allgemeinen, wie im Speziellen auslassen, denn für mich sind sie überflüssig, wie Brustwarzen auf den Sitzwangen.
In den 80ern verballerte der Senat von Berlin überschüssige Gelder mit dem Bau solcher unsinnigen „Fahrbahnbeete“. In der Nassauischen Strasse, zwischen Güntzel- und Berliner- wurden mehrere dieser Anlagen von bezirkseigenen Schreibtischtätern kreiert und vom staatlichen Straßenbauamt in die Tat umgesetzt. Dabei handelt es sich um dreieckige Ausbuchtungen auf dem Fahrweg, die dazu dienen, zusätzliche Parkplätze entgegen der früher allgemein üblichen, entlang der Bordsteinkanten zu schaffen. Am westlichen Straßenrand wurde es dadurch möglich, auf fast der Hälfte unserer Straße im Winkel von ungefähr 71,5 Grad, fischgrätenartig zu parken. Hinzu kam eine peinlich genaue Markierung der entstandenen Parkflächen auf beiden Seiten der Fahrbahn. Dies hätte man mit Hilfe von Hinweisschildern wesentlich billiger haben können, außerdem gingen dadurch zusätzliche Parkplätze flöten. Aber gegen die wesentlich billigere Schildervariante spricht immer wieder die Hurerei mit der Schaffung von Arbeitsplätzen.
Also wurde der Straßenbelag entsprechen der Vorgaben aufgeflext, nebenbei armdicke Wurzeln umstehender Bäume gekappt. Die entstandenen Vertiefungen mit sauteuren Granitkantsteinen eingefasst, hochkant um die Beete kam eine schmalere, aber preiswertere Varianten aus Beton und die so umfriedeten Gruben mit Mutterboden wieder aufgefüllt. Eins wurde von den fachidiotischen BeamtenInnen glatt übersehen, allerdings wären sie an diese Information sogar von einem 10-jährigen, zweisprachigen Analphabeten aus dem Soldiner-Kiez im Wedding gekommen, wenn irgend ein Staatsdiener dazu mal seinen Arsch in jene Richtung bewegt hätte: Pflanzen benötigen nämlich hin und wieder Wasser zum Überleben. Bis auf eine Parknase befinden sich alle unter dem Blätterdach von gerade mal 50 jährigen Bäumen. Die Anpflanzungen bestanden aus Forsythie, Schneebeeren und anderem preiswerten Zeug, nebst Bodendeckern. Im ersten Jahr sah alles auch richtig schick aus. Zweimal wöchentlich kam ein Sprengwagen, zum Herbst hin wurde er nicht mehr gesehen. Im folgenden Frühjahr gab es noch eine ABM-Maßnahme kontra Unkraut und zur Aufpeppung der Anlagen. Dann geschah jahrelang nichts mehr. Allerdings wurden bepflanzte Teile permanent zerlatscht, um zwei, drei Schritte ihrer Umgehung zu sparen. Das niedertrampeln hörte immer dann auf, wenn parallel dazu alles von Hunden voll geschissen war. Dabei konnte ich ein Phänomen beobachten, „Hundefreunde“ aus beiden Parallelstrassen lassen ihre Tölen in der Nassauischen ihre Eier legen. So verbreiten sich die flüssigen und festen Absonderungen der lieben Vierbeiner, nach dem Sankt-Florian-Prinzip in der ganzen Stadt.
Irgendwann, vor etlichen Jahren, appellierte der Senat an seine Untertanen, wenn möglich, doch bitte schön sommers die Straßenbäume mitzugießen. Auch unsere Hauswartsfee beteiligte sich daran. Von mir kam der Vorschlag gleichzeitig der Parknase vorm Haus sein grünes Angesicht zurückzugeben und die könnte man gleich mitwässern. Alle notwendigen Gärtnerarbeiten stellten sich als nicht so einfach heraus. Der betonharte Boden musste mit einer Picke aufgehackt werden, dann kam Dünger und etwas neuer Mutterboden hinzu. Beim Einschlämmen der neuen Büsche und Stauden entstand ein grässlicher Gestank von Hundescheiße und Pisse, der umherwaberte. Trotz anhaltender Pflege, war nach zwei Monaten alles beim Alten, keine der angegangenen Pflanzen lebte mehr, aber Unmengen stinkender Häufchen verzierten alles. Im folgenden Jahr begann meinerseits das gleiche Spiel, die gepflanzten Farnkrautstauden überlebten etwas länger, auch die zwischendurch stehenden Mariuhanapflanzen wurden sogar ein dreiviertel Meter hoch. Das sie verschwanden, hatte sicher einen anderen Grund, dabei handelte es sich nur um ungarischen Hanf, einer Faserzüchtung.
Irgendwann der übliche Anblick.
Im letzten Jahr kamen neben Farnen, Brom- und Himbeerreiser hinzu, die auch fast alle angingen. Bis Anfang Herbst gedieh alles ganz leidlich. Bis ein Hundegutmensch alle stachligen Gewächse entfernte.
In diesem Jahr war ich noch nicht ganz fertig geworden, es sollten noch ein paar Senker mehr anpflanzt werden. Keine zwei Stunden nach dem diesjährigen Pflanzbeginn lag das erste Häufchen schon wieder da. Nach anderthalb Wochen Pause fand ich etliches niedergetrampelt vor und drei mächtige Haufen zwischen dem Farnkraut. Pflanzte trotzdem weiteres Grünzeug drauf, Fette Henne und weitere Him- und Brombeerreiser.

Seit zwei Wochen hat sich noch kein Vierbeiner wieder verewigt. Das liegt am gut verteilten Anti-Hundemulch, holzigen, 3-4 cm langen Brombeerästchen.
Während meiner Pflanzaktion ließ eine Nachbarin noch etwas ab, „da kommt mehrmals im Monat ein Wassersprengwagen der BSR und spült die Strasse. Warum kommt keiner der Idioten auf die Idee, stattdessen jenes Wasser für Bäume und Sträucher zu benutzen?“
So entstehen mit Hilfe der Statistik 111 Liter Wasser, die jeder Berliner täglich verbraucht. Eine neue Preiserhöhung steht auch wieder an, da zuviel von dem köstlichen Nass eingespart wird und wie durchsickerte, hat ja der rot/dunkelrote Senat den Aktionären der Wasserwerke auf Jahre satte Gewinne garantiert.

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