GASTARBEITER: PAN STEFFEN MÖLLER

Böse Zungen behaupten ja, dass man im Bundeshauptdorf täglich bei etwa 1500 Veranstaltungen seine Knete verplempern kann. Wer dieses Gerücht in Umlauf brachte ist mir nicht bekannt, sicher so ein beknackter Statistiker der Senatsverwaltung für „kulturelle“ Angelegenheiten. In der Regel haben Typen ja solche hoch dotierten Jobs, deshalb wird jener auch alle Anzeigen der Tagespresse und den Stadtmagazinen mit unter die Lupe genommen haben, die sich mit Spermatherapien und ihren vielfältigen Variationen der Entspannung befassen. Bei entsprechender finanzieller Investition kommt bei letztgenannter – horizontaler Kultur, gewiss mehr Qualität rüber, als in den anderen Bereichen.
Sollte es wirklich so gewesen sein, dann müsste man diesem Fuzzi das Gehalt um 50% kürzen und ihn dafür doppelt solange auf dem Amt festnageln. Denn solche Eierköppe ejakulieren ewig mit irgendwelchen getürkten Statistiken von amtlichen Stellen, verwenden aber keine Gedanken daran, wie anspruchsvolle Kultur erhalten werden kann, die man nur noch zufällig erleben darf.
Schon seit Jahren scheiße ich auf Hinweise aus einschlägigen Publikationen, besonders diesem dicken Werbeblatt mit den drei großen Buchstaben, das Kultur nur noch als Feigenblatt vermarktet. Häufig habe ich mich schon gefragt, ob viele Krrritiker nur noch bekifft oder mit gepuderter Nase ihre Zeilen in den Laptop hacken, wenn man anschließend registrieren muss, dass Lichtjahre zwischen dem niedergeschriebenen Gesülze und des dargebotenen Niveaus von kulturellen Ereignissen liegen.
Wieso dümpeln eigentlich fast nur noch Blindfische jeglicher Couleur in den austrocknenden Weihern der Kultur herum?
Da fällt mir gerade die außergewöhnlichste Persönlichkeit vergangener Tage ein, ich glaube dieser Kulturnnapoleon hieß Radummskie, oder so ähnlich. Ihn konnte ich mir nur immer als Mafioso vorstellen, in der Nebenrollebesetzung eines C-Pictures. Aber bitteschön! Solche Leute lässt man doch nicht an Schalthebel der Macht. Auch nach vielen Jahren hat sich wenig geändert, im Gegenteil, heute werden Vorgaben (zumindest in Berlin) von Leuten gestaltet, die zu Zonenzeiten kulturelle Belange in kleinen Häppchen für senile, impotente Scheintote des Politbüros aufbereiteten.

Allerdings zog ich für letzten Freitag und Samstag mal wieder Joker. Nenne aber die Läden nicht, in denen ich, als Verbraucher einer Dienstleistungsgesellschaft Kultur konsumierte. Für beide Veranstaltungen kamen die Hinweise aus dem privaten Kreis. Man fand sich unter interessierten Gleichgesinnten wieder, nicht unter Rudeln der Kulturschickeria, jenen ganz wichtigen Flachzangen, die bis zu Beginn einer Veranstaltung verbale Gülle in ihre Kommunikationsprothesen plappern und anschließend vergessen, die Teile auszuschalten.
(Entsprechende Gegenmaßnahmen kann man seit Jahren schon mit sehr handlichen elektronischen Gerätschaften treffen. Brauchbare Mobilephonjammer kosten im Amiland zwischen 50 und 150 US-$. Auch Japan hat diese Teile lange im Angebot, nennt sie “Handyphone Eliminatoren” – das HPE 200, als preiswerteste Variante ist da zu empfehlen.)

Steffen Möller ( de.wikipedia.org/wiki/Steffen_Möller ), seines Zeichens Kabarettist, Schauspieler, Schreiber und kultureller Gastarbeiter in Polen, trat in einem recht gut gefüllten, ehemals traditionellen Hause vor einem dankbaren deutsch/polnischen Publikum als Redner und Leser auf. Mich beeindruckte am meisten, dass er dabei den ganzen Abend auf Gutmenschelei und der Verbalseuche “Politische Korrektheit“ verzichtete. Legte immer wieder Wert auf Kleinigkeiten, die das Leben so ausmachen. Angefangen bei Schilderungen seiner Geburtsstadt Wuppertal und dem Werdegang in Deutschland bis hin zum fast nahtlosen Übergang zum jetzigen Leben in Polen. Teilte dabei Hiebe, nein, mehr Finten ironischer Art nach beiden Seiten aus…

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