deutschlandradio kultur – mal so, mal so – u.a. versucht es Edelgard Abenstein mit William Faulkner

Gestern ging es nach 9am musikmäßig um alle möglichen Genüsse und deren Folgen
Waren schon ganz schöne Schnulzen dabei. Nur gut, mit Summer Wine ging Lee Hazlewood´s Fassung mit Nancy Sinatra über den Sender. Anschließend lief Sugar man von Sixto Rodriguez, leider spielen sie heute nicht mehr die originalen Songs, alles nur noch remastered, da fehlt immer etwas…
Der Moderator ging mit einigen Sätzen auf den Glückspilz ein und verwies auf sein weiteres Leben nach fast 30 Jahren. Erwähnte allerdings nicht, weshalb seine beiden LP´s Anfang der 1970er, im damaligen Amiland, nicht so richtig ankamen. Gut, da müsste man sich natürlich mit den Texten beschäftigen! Was allerdings am Neujahrstag, noch dazu am Frühstückstisch, nicht das Gelbe vom Ei gewesen wäre, schon wegen der anstehenden Guten Vorsätze, zumindest für die ersten Tage des neuen Jahres!?
Süße breitete sich weiter aus, allerdings ging es in dem Song auch nicht um Kandiszucker (Habe hier mal die Variante vom Kleinen Richard gewählt, weil fast unbekannt.) , denn die gesamte Sticky Fingers durchzieht eine ganz bestimmte Problematik…

Heute ward nun, zur fast gleichen Zeit, Boulevardniveau angesagt. Da durfte natürlich ein Hinweis auf Tatort-Tilly-Doppel-Schweiger nicht fehlen. Dreißig Minuten später wurde alles mit der Buchkritik noch getoppt. Edelgard Abenstein gab sich dabei sehr große Mühe, titelte scheinbar deshalb mit gerade heute gängigen Reizworten: Inzest, Gewalt, Verrat und Rassismus
Da sie für meine Begriffe, was ihre Betrachtungsweise angeht, sich wie ein toter Fisch auf den Wellen des Mainstreams treiben lässt, kann ich sie wirklich nicht ab. Nun wollte ich endlich mal etwas mehr über die Tante erfahren und landete auf der Heimatseite von Lillemores Frauenliteratur (Lillemors Frauenbuchladen ist die Antwort auf das öffentliche Verschweigen weiblicher Lebenswirklichkeit und Lebenszusammenhaenge in der Literatur, in der Kunst und in den Medien.), dort stach mir etwas von EA in meine entzündeten Äuglein: Lesen macht klug und schoen 632 – Icke weeß ja nich – musste mich gleich noch vergewissern, ob ich nicht auf den Werbegag eines Schönheitssalon hereingefallen war. Nee, nee, die machen wirklich auf Literatur!
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Plötzlich horchte ich auf, denn es ging um William Faulkners: “Absalom, Absalom!” und dieses Werk habe ich noch nicht gelesen. Werde mir allerdings eine ältere Ausgabe besorgen, denn mit der neuen Übersetzung hat bestimmt politische Korrektheit Einzug gehalten, brrrr!
Die paar Minuten kosteten mich sehr viel Überwindung, ohne meinen eigentlichen Trieb freien Lauf zulassen und an der Möhre das entsprechend Knöpfchen zu bedienen. Ob die beiden Mädels überhaupt mal etwas von dem Herrn gelesen haben?
Ute Welty beginnt die Moderation mit dem Satz, Joyce, Proust und Faulkner, diese drei machen das Dreigestirn der literarischen Moderne aus. Warum sie ausgerechnet Virginia Woolf unterschlug, die im mitgelieferten Text, gemeinsam mit den drei Typen das Zentralgestirn der literarischen Moderne bilden, verstehe wer will.
Verschärft fand ich ja den Hinweis zu Quentin Tarantino, der sich in seinem neuen Django-Film auch bei Faulkner bediente. Ist ja nun bekannt, dass er klebrige Finger hat, wenn es darum geht gewisse Pointen irgendwo wegzufinden. Muss dazu bemerken, dass ich nur einen Film mit ihm gesehen habe: From Dusk Till Dawn (Bloß die Szene blieb hängen!) und der wurde auch nach dem Genuss eines fetten Hörnchens nicht besonders aufgewertet, der Rest ist mir lediglich aus den Medien bekannt.
Diese merkwürdige Art der Krittelei, beliebiger Cocktail-Small-Talk, veranlasste mich, doch mal im Netz zu stöbern und fand auch etwas wesentlich ergiebigeres, allerdings aus älteren BILD-Zeitungen für Intellektuelle: SPIEGEL 47/1953, SPIEGEL 32/1962, SPIEGEL 49/1963
Leute! Lasst Euch nicht von jener merkwürdigen Dampfplauderei der beiden stupidierten Tanten abschrecken, Faulkner ist ein großartiger amerikanischer Literat!
In heutiger Zeit, wo das Lesen anspruchsvoller Klassiker schon lange nicht mehr den Stellenwert besitzt wie noch vor 50 Jahren, fand ich die Herangehensweise verwerflich. Denn ihre merkwürdige Interpretation lud nicht gerade ein, jenes Buch irgendwann mal in Erwägung zuziehen. Wenn der krittelnden Dame bereits Faulkner´s Stilistik eine Herausforderung darstellt, dann sollte sie es vielleicht mal als Rasende Staureporterin versuchen und ihre Denkmuster bei einem anderen Sender im Verkehrsressort unterbringen…
Gebe mal einen Tip für unbedarfte Leser, denen Faulkner bisher nichts sagt, empfehle da seinen Schelmenroman: The Reivers, der auf gleicher Ebene von Mark Twain liegt – wie er in der deutschen Übersetzung lautet, ist mir nicht mehr geläufig. Diese Story hatte ich seinerzeit schon in der Zone gelesen.
Im Netz fand fand ich eine nicht sehr getreue Verfilmung mit Steve McQueen in der Hauptrolle. Auch wer des angelsächsischen Idioms nicht besonders mächtig ist, die Bilder sprechen für sich! Allerdings sind oftmals gerade die winzigen Pointen kastriert worden. Besonders fiel mir das bei der Szene auf, wo die drei Ausreißer in der total schlammigen Furt hängen blieben und der schlitzohrig Farmer sein Geschäft tätigte. Er sich schließlich bequemte und sie für einen horrenden Preis mit den Gäulen herauszerrte. Im Buch werfen die so geretteten kurz darauf einen Blick zurück, wobei sie registrierten, dass er mit seinen Zossen den Schlamm umpflügte…

Mist, eigentlich wollte ich mich ganz kurz fassen und habe dadurch meinen gestrigen Schrieb nicht fertig gestellt…

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