Muttis Notlandung ging mit vielen medialen Notwahrheiten einher

Da hatte ich Depp mein Mittagsmahl vor der Glotze eingenommen.
In den 13 Uhrnachrichten wurde dort Tante Schausten bemüht, die Leiterin des ZDF-Hauptstadtstudios. Toll, fragte ich mich in dem Moment, weshalb war das eigentlich die wichtigste Meldung zu Beginn.
Hinzu kam, obwohl sie aus der kreuzkatholischen Ecke des Zoesfelder Landstriches stammt, sie mich mit ihrer netten Art immer an eine politisch treudoof lobhudelnde Pionierleiterin aus Zonenzeiten erinnert, nur auf der anderen Seite angesiedelt.
Ihren Auftritt zog ich mir noch ein, dann wurde abgeschaltet, da nicht mit weiteren positiven Geplapper gerechnet werden konnte.
Irgendwann begab ich mich kurz in die Küche, dort blubberte immer noch Inforadio vom Vormittag, da wurde ich plötzlich hellhörig, ...die Landung geschah mit vollgetankter Maschine!
19 und 20 Uhr kam immer wieder der Einwurf, jene Maschine landete mit vollen Tanks, ewig von anderen Eksperten kundgetan!
Da lag der Hund im Pfeffer!
Wusste doch, irgendetwas stimmte nicht.
Da dreht die Maschine über den Niederlanden bei und düst weiter nach Köln, obwohl im Umkreis von 100 Km mehrere Flughäfen lagen.
Bemühte nun WIKI, um gewisse technische Details nachzulesen, da mir klar war, mit jener Ladung an Sprit durfte sie ja nirgendwo landen!
Denn in jeder Tragfläche befinden sich zwei Kraftstofftanks. Die A340 hat dazu noch einen Centertank im Rumpf, somit eine Kapazität von 135.000 Litern Kraftstoff!
135.000 Liter entsprechen erst mal rund 135.000 kg, wird bei Kerosin etwas mehr als 100 400 kg sein, dies entspricht ca.100 Tonnen an zusätzlichem Gewicht. Da eine Badewanne im Durchschnitt 150 Liter fasst, entspricht der Tankinhalt eines A340 ungefähr 670 dieser etwas größeren Schüsseln.
Die Tragflächen sind eine Neuentwicklung, in die aber die Erfahrungen aus der A310 eingeflossen sind. Hier wurde konsequent eine Fläche für den Langstreckeneinsatz entwickelt, woraus sich eine relativ hohe Spannweite ergab, auch um den erforderlichen Kraftstoff unterzubringen.
Aufgrund des großen Unterschiedes zwischen maximalem Start- und Landegewicht sind alle Modelle der A340-Baureihe mit einer Anlage zum Notablassen von Kraftstoff ausgerüstet. Diese dient im Notfall dazu, schnell Gewicht zu verlieren um das maximale Landegewicht zu erreichen, und anschließend auf einem nahen Flughafen zu landen.
Zwar ist Kerosin bei weitem nicht so hochexplosiv, wie Pengzeng, allerdings könnte bei einer härteren Landung, wenn dabei eine Tragfläche abreißen würde, der dabei entstehende Funkenflug auf der Betonpiste, zwangsläufig ein optimaler Initialzünder sein.
Deshalb ist es vollkommen klar, dass keines der zu überfliegenden Staaten eine Notlandung gestatten wollte, wegen der Unmassen an Kerosin, welches vorher zerstäubt abgelassen werden musste.
Wo wurde nun dieses Zeug hauptsächlich über Westdeutschen Gefilden entsorgt?

Kann mit zwei Episoden aufwarten, welche Kerosin betrafen.
Während eines Rückfluges von Peking nach London, wurde über den Emiraten eine unvorhergesehen Zwischenlandung eingeschoben, dort kreiste die 474 fast eine Stunde herum. Der interessante Nebeneffekt, war der, dass wir unwahrscheinlich große Lichtflecken am Boden registrieren konnten, denn jeder dieser Winzstaaten besaß seinen eigenen riesigen Flughafen…
Währenddessen ertönte in der Phase jener Kreisfliegerei, öfters eine quäkende Stimme aus dem Cockpit, dass immer noch keine Landeerlaubnis erteilt wurde. Logo, weil die Tanks noch zuviel Sprit inne hatten und der musste vorher noch abgelassen werden…
Schließlich ging es weit nach Mitternacht in Bahrain runter. Obwohl der Jumbo fast ausgebucht war, schmissen die Deppen alle aus dem Transitraum hinaus. Was hieß, dass wir ab 5 Uhr morgens für die neue Maschine wieder einchecken mussten und diese Knechte ließen sich Zeit.
Wie konnte es anders sein, von unserer Gruppe wurde der größte Trouble mir zuteil. Dieser wichtigtuerische Idiot erkannt auf seinem Monitor, in meinem Rucksack, eine kleine Maschinenpistole und eine Handgranate. Beide Teile befanden sich im knirsch gepackten Rucksack natürlich ganz unten. Bei der Waffe handelte es sich um einen spacigen Fahrradständer und die Granate war das Gewicht einer kleinen nostalgischen Balkenwaage.
Fast hätte der wütende Kontroletti auch noch die bewaffnete Flughafenpolizei antanzen lassen, weil ich an gleicher Stelle sehr langsam meinen Rucksack wieder einpackte. Dieser glücklichen Fügung war es zu verdanken, dass er sich nicht für mein etwas überdimensioniertes Handgepäck interessierte. Denn eine riesige Plastiktüte enthielt jede Menge Feuerwerkskörper, wobei die 50er Knallerketten, aus fast reiner Schwarzpulverfüllung bestanden…
Ungefähr zur gleichen Zeit, Mitte der 1980er, war in unmittelbarer Nähe des britischen Flughafens Gatow ein großes Grillfest angesagt. Zwei Tapeziertische bogen sich unter der Lasst von allen möglichen Speisen, als beide Grills gerade angeschmissen waren, setzte ein großer Turboprop-Militärtransporter zur Landung an, in vielleicht 25 Meter Höhe. Zu dem wahnsinnigen Krach gesellte sich aufgewirbelte Staub, feinste Aerosole von Kerosin und dessen zugehöriger Gestank.
Gleich anschließend wurden sämtliche Fressereien in die Tonne getreten und wir gingen sofort auseinander, da alles um uns herum bestialisch müffelte, sogar unsere Klamotten…

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