Duisburg – gestern fun, heute instrumentalisiert, morgen vergessen

Um der Quotenkacke gerecht zu werden, produziert das ZDF Flachzangenfunk vom Feinsten: z. B. „hallo DEUTSCHLAND“.
Heute schon letzten grauen Zellen abgeschalten? Richtig, dann genügt ein entzündetes Äuglein – „Mit dem ZWEITEN sieht man besser“, denn eins ist dafür ausreichend, eigentlich ist der Ton schon zu viel.
Irgendwann war auch dort Duisburg angesagt, zusammengeschustert gabi haneld. Sie hat sich dafür ein schönes Opferpaar ausgesucht, Janine (klingt nach Osten) und „den Martin. (Ob sie Gage erhielten?)
Er spielte seine Rolle recht gut, man muss ja bedenken, dass er nachts nicht pennen kann.
Was ich nicht verstehe, warum nehmen sie Abschied von den Toten? Merkwürdig, jeder andere würde sich doch freuen, wenn er dieser „Konsumhölle“ entrinnen konnte. “Mit einer Mischung von Wut und Verzweiflung nähern sie sich jetzt zum ersten mal dem Tunnenl.“ (Schnitt)
„Ich muss dahin…“
„…MG traumatisiert von den Erlebnissen. …ich hab doch noch nie Tote gesehen, sagt er und hat wieder diese Bilder im Kopf.
Aus eigener Erfahrung kann ich ihn beruhigen, man benötigt nicht das Geschnacke von irgendwelchen Pücholochen, oder anderen „Experten“, dieses Gefühl verabschiedet sich von ganz allein, wenn man es will.
– Als 15-jähriger hatte ich im August 1964 das zweifelhafte Vergnügen, innerhalb weniger Stunden zwei Tote zu erleben (Nr. 1 und 2 in meinem Leben). Morgens eine Sozia, der es die Schädeldecke abriss als sie nach mehreren Metern Flug auf den Kantstein knallte. Nachmittag war zusätzlich Phantasie angebracht, als Soldaten der Roten Armee, nach einer Hasenjagd auf dem dem Bahnsteig von Merseburg, ein blutiges Bündel auf einer Tragbahre an uns vorbei schleppten.
Im Frühsommer ´65 wurde in meiner unmittelbaren Nähe jemand mit einer Zaunlatten totgeschlagen, ein rostiger Nagen perforierte dabei die Fontanelle. Das Jahr darauf knallten in der Warnow-Werft 30 Tonnen Stahl auf einen Studenten, diese geschweißten Deckaufbauten rissen von zwei Portalkränen ab und machte ihn platt. Wir standen rauchend, keine 10 Meter entfernt von diesem Unglücksort. Das Widerlichste war jene rötliche Soße, die in Bodenhöhe, fast kreisrund alles voll spritzte. Schon merkwürdig, da saß eben noch jemand und nun fand man seine feuchte Restpartikel an den ledernen Schweißergamaschen unterhalb der Kniegelenke…
Anfangs zählt ich die Verblichenen noch, später wurde nur noch abgehakt.
Der Rest Gewöhnung an den Tod entwickelte sich von selbst, mir halfen damals jene schrecklichen Bilder aus Vietnam, die jeden Abend s/w über den Bildschirm flimmerten. Zu jener Zeit konnte ich keinen Bissen runter würgen, mir wurde richtig schlecht dabei. War alles nur Gewöhnung.
Heute im 16:9-Bildformat, in HDTV-Qualität, registriere ich immer sofort, wenn sie vergessen Blutlachen und Fleischreste zu zoomen…
„Das Kondolenzbuch im Rathaus ist übrigens nahezu ungenutzt…“
…Die jungen Leute sind am Ende ihrer Kraft, aber sie haben es geschafft und zum Schluss entdecken sie noch eine Tafel die sie noch mal aufwühlt, dort entschuldigen sich Duisburger Bürger für das Versagen der Gehirne der Entscheidungsträger…
Schnitt!
Nun kam endlich der Auftritt von Tobias.
Schnitt!
Dann kurze Szene mit Roadies beim Werkeln, scheinbar die Teile für Großleinwände fürs [ˈpʌblɪk ˈvju:ɪŋ]…
Heute gezappt, ab 11 Uhr 20 und las nebenbei Zeitung.
ARD, ZDF entblödeten sich doch nicht, sendeten gemeinsam die „Trauerfeier“, ebenso der WDR, ansonsten nur n24 und n-tv.
Was sollte das denn? Für mich war es eine Mischung vom Niveau der Kindergeburtstage und sinnloser Selbstdarstellungen von irgendwelchen Leuten.
– Fast hätte ich die Protestveranstaltung vor dem Rathaus vergessen. Angeblich demonstrierten rund 300 „demokratisch“ aufgewiegelte Plebse für den Rücktritt des OBs.
Warum soll der eigentlich weg?
Da müssten doch noch ganz andere Köpfe rollen? Kann da nicht etwas gedreht werden, dass die neue Ministerpräsidentin verschwindet?
Viel wird sowieso nicht passieren, in dieser Woche war ja genug Zeit, um alles Belastende verschwinden zu lassen.
Beim Anblick der Protestler fiel mir etwas ein.
Für solche Situationen könnte man doch Anleihen bei den alten Römern tätigen. Ich meine diese Geschichte mit den Daumen bei Gladiatorenkämpfen. Vielleicht ließe sich da etwas kombinieren, ich denke dabei an die fast 600-jähre Erfahrung der Prager mit ihren Fenstersturzen
Oder gewisse körperliche Bestrafungsrituale der Scharia, z. B. Steinigen mit EU-genormten Bröseln…
Wo blieben überhaupt die Bedürfnisse der Verblichenen bei diesem kleinbürgerlichen „Trauerhappening“?
Sollte nur der christliche Habitus hervorgekehrt werden?
Was mir reichlich pietätlos, fast unverschämt vorkam, waren diese Massen an Politikern. Hätte dieses Zeremoniell dann nicht besser im Wallot-Palverhaus stattfinden sollen? Unten die „Volksvertreter“, auf den Rängen alle Angehörigen der Opfer und in der Glaskuppel nur der gaffende Pöbel mit meistbietend, bei eBay ersteigerten Tickets – Mindestgebot 10 000 EU.
Zur  g e r e d e t e n  Rede, der neuen Frau Minister lasse ich nichts weiter ab. „Einfühlsam und ergreifend“ war sie nach Aussage des Moderators – der Mann ist ja auch nur Befehlsempfänger.
Danach kam sofort ein „Werbespott“ – von NetKids(?) – ist mir entfallen.
Weiter ging voll power mit A. F. in die „Küchenschlacht“. Wo dieser Kochlöffel schwingende Langweiler (Ich verstehe nicht, wer sich so einen Scheiß einzieht?) heute bestimmt mit Rezepten für „Trauerklöße“ nervte…

Fussssssssssssssssssnote:
Diese Opfer von Duisburg sind genauso sinnlos, wie jene Verblichenen, die ihre Heimreise in Kisten antreten, weil sie am Hindukusch UNSERE freiheit verteidigten.
Merkwürdigerweise veranstaltete man bisher nicht so ein Gedöns, alles verlief immer sehr gedämpft.
Wurde in Duisburg nun der Startschuss abgefeuert, um endlich aus dem Dunkel herauszutreten, weil man die Gewöhnungsphase, was jugendliche Tote betrifft, für beendet hält.
Wenn ich mich richtig erinnere, wurde im letzten Jahr von drei Gefallenen berichtet, die in einem „Fuchspanzer“ umkamen, dabei sprachen die Medien sehr lange von einem „Kettenfahrzeug“, aber der „Fuchs“ ist ein gepanzerter Dreiachser! Nebenbei sind die Jungs nicht gefallen, sie ersoffen in einem „Fluss der Ehre“…
Makabererweise sind die 21 jungen Leute im Ruhrpott „gefallen“

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