“Los Rolling Stones“ im Amphitheater der Murellenschlucht*

Nichts hatte mich als Halbstarken mehr geprägt als Mucken von Robert Zimmermann und die der „Steine“.
Wobei letztgenannte großen Anteil daran hatten, dass die „schwarze Musik“, z. B. von Muddy Waters, John Lee Hooker (Wie z. B. die Weißbrote der J. Geils Band jenen grandiosen Hit von Hooker noch getoppt haben, lässt sich erste richtig nach dem Genuss eines guten Brösels Harz im Dreiblatt nachvollziehen!), Bo DidleyHowlin’ Wolf, Jimmy ReedChuck Berry und vielen anderen, endlich unter den Weißbroten in Europa den entsprechenden Stellenwert erhielt. Wer kannte denn Anfang der 1960er schon die vorher genannten Jungs?
Besonderes im ersten „Schlaraffenland der Arbeiter und Bauern“ auf deutschem Boden, waren die Einflüsse der beginnenden „British Invasion“, eines der ersten Puzzel-Brösel, aus denen sich bei einer Minderheit, vom anfänglichen Unbehagen gegenüber den staatlichen Vorgaben, alles langsam auch zu einem Generationenkonflikt entwickelte – den es allerdings in der klassenlosen Gesellschaft der Zone gar nicht geben durfte.
Bereits als 14-jähriger hatten bei mir die senilen und impotenten Stare der Partei schon verspielt. Allerdings war ich in den folgenden sechs Jahren noch nicht vollends gegen deren Praktiken, das begann erst während der letzten Wochen meiner Dienstzeit bei der Arbeiterknüppelgarde (Bereitschaftspolizei in Halle/Saale), nach dem Einmarsch in die ČSSR. Als ich vor angetretener Meute jenen Akt verurteilte. Hinzu kam meine Weigerung, als einziger EK der Garnison, ein „freiwilliges Muss“ zu unterzeichnen, falls die Partei UNSERE Kraft weiterhin benötigte, um die westlichen Aggressoren in ihre Schranken zuweisen, was hieß, dann auch noch länger zu dienen
Dies steht aber alles auf einem ganz anderen Blatt.
Retour zu den Stones!
Wenn meine Erinnerungen mich nicht täuschen, habe ich sie bestimmt 12 mal in Berlin und im Wessiland eingezogen.
Wäre schon sehr gern auch heute hingegangen, aber vor ein paar Jahren war Schluss mit der Fahnenstange. Schließlich kann man nicht Verbindlichkeiten sein Eigen nennen, die einem ostelbischen Junker zu Bismarks Zeiten in nichts nachstehen und dann noch solche Summe für ein Ticket ansetzen. Deshalb ist bei 100 Euronen schlichtweg Pumpe!
Dabei fällt mir noch etwas ganz wichtiges ein.
Kurz nachdem die Tickets sich im Netz aufgelöst hatten, wurde mir aus gut unterrichteten Kreisen der wahre Grund jener Stones-Tour zugespielt.
Es ging dabei um das 20-järige Jubiläum von Helge Schneiders „Katzenklo(In dem Artikel erfolgt eine Einspielung von selbigem Hit, vorgestellt von dem dummschwätzenden Wuschelköpfchen – So manche Sachen von Helge finde ich ja nicht schlecht, aber dem Hit konnte ich noch nie etwas abgewinnen, egal nach welcher Droge…) in Betracht gezogen, ebenso der 85ste Geburtstag von Harald Juhnke (Dieses Liedchen kommt allerdings wesentlich besser, wenn man mit flüssigen Volksdrogen zugezogen ist.) und da wollte ich mich dann doch nicht reinziehen lassen…
*Murellenschlucht

Hannover & Berlin 1982
Wenn ich mich richtig erinnere hatte die Karte im Innenraum 32 DM gekostet.
Wir würfelten in den sonntäglichen Morgen hinein…
Nun hatte J., von seinem kriegsbedingt Morphine fixenden Daddy 3 Mille geborgt und dafür Karten gekauft. Ewig bimmelte das Telefon, weil im kostenlosen Anzeigeblättchen eine Annonce von ihm stand: Stones-Karte zum Höchstpreis zu verkaufen! Keine Reaktion seinerseits und der Hörer wurde schließlich beiseite gelegt…
Irgendwann dudelte dann ein Radiosender, der zu den 1 Uhr-Nachrichten die Mitteilung abließ, wegen der großen Nachfrage, würden die Stones am Montag noch ein Konzert dranhängen…
Da durchgesickert war, dass Peter Muffei vorher spielen sollte, war ich bereit mitzuhelfen, um noch einige Karten zu verklickern…
Die beiden Frauen sollten mittig einen Platz besetzen.
Am Eingang mussten wir feststellen, dass dort die Karten bereits für 5 Mark weggingen, also zu den Bushaltestellen. Es wurde leicht abgerundet, damit die Interessenten mit Scheinen blechen konnten…
Dann dachte ich, mich vögels! Es erfolgte die Durchsage, dass J. Geils, eine der besten Livebands wo gab, beginnen würde. Bereits wieder stoned, suchte ich im bereits schweinisch heißen Innenraum meine Leute, kaum sitzend, legte die Band los. Wie schon öfters von ihnen vernommen, die vollständige Full House-Scheibe…
Bombenstimmung – zum Schluss, als die Ansage zur folgenden Umbaupause kam, arschlautes Pfeiffen und nicht enden wollende Buhhhhh-Rufe!
Was noch gesteigert wurde, als irgendwann Peties Musiker auf der Bühne erschienen, als er dann auftauchte, noch dazu mit dem Zonenhit: Über 7 Brücken musst du geh´n, war alles zu spät.
Das Scheffchen begann nun zusätzlich mit einer Publikumsbeschimpfung, irgendwie irre, wie viele volle Pullen und Dosen in seine Richtung flogen, welche trotz Kontrollen innen angekommen waren, schade um deren Inhalte! Wegen unserer Tetrapacks, mit eingefrorenen Landwein, hatte es am Einlass überhaupt keine Probleme gegeben. Wir wären allerdings auch nie auf die Idee gekommen, sich von Alkohol auf diese Art zu verabschieden. Auf der anderen Seite, total stoned, sich dann noch mit billigem Wein die Kante geben, ist in solchem Moment, als wenn man gegen den Wind pinkelte und dies auch noch in der Affenhitze.
Hinzu kam, irgendwann meldete sich dann auch noch die Blase. Allerdings kannte ich da nüscht, ob irgendwo in der Waldbühne oder anderen Stadien – wat mutt, dat mutt, als gewisse Abschirmung musste dann immer der Shelly herhalten…
Der Krach wurde irgendwann unerträglich!
Plötzlich standen aber fast 40 000 Leute mit ihren Rücken zur Bühne und gaben an Protestlautstärke noch etwas mehr her!
Dann erschien endlich der kleine Fritz Rau, entschuldigte sich bei uns und schickte P. M., der noch sehr laut meckerte, von der Bühne. Nun erfolgten lautstarke Jubelschreie, allerdings auch mehrere Stunde Pause, bis die Steine kamen und dies in zunehmender Hitze…
Das abschließende geile Tagesfeuerwerk muss abschließend noch erwähnt werden! Von jener Qualität hatte ich solch Teil vorher auch noch nie gesehen.
J. setzte mit seinem missglückten Kartendeal rund 600 Eier in den Sand.
Bei den nächsten Konzerte wurde auf den Paßgermanen, mit rumänischen Migrationshintergrund, verzichtet!
Die Rückfahrt gestaltete sich auch noch lustig. Meine Freunde hatten mich auf die Raste in Lehrte am See gekarrt. Lief gerade an den Startpunkt, als hinter mir ein Typ fragend auftauchte – er würde jemand mit nach Berlin mitnehmen, allerdings nur unter der Bedingung, wenn er in der Lage sei, während der Fahrt, zwei korrekte Hörnchen zubauen. Schon hatte ich meinen Lift.
In Michendorf machten wir noch etwas länger Rast, war es mir doch am Stadion gelungen einigen Leuten ihre Eintrittskarten abzuschwatzen, die in der dortigen Kneipe gegen jeweils ein großes Bier getauscht wurden. Der Dope vom Fahrer entpuppte sich nämlich nicht als das Gelbe vom Ei, deshalb kam die Gerstenkaltschale gut an. Mit zusätzlichen Volksdrogen in der Wampe, gings dann weiter gen Heimat, wurde sogar bis vor die WG gekarrt. Mein Fahrer verschwand augenblicklich, hatte mich vorher noch überschwänglich umarmt, verbunden mit einem Geständnis. Er sei als leicht krimineller Grieche, kürzlich erst auf Bewährung aus dem Knast gekommen, allerdings auch mit einem Westberlin-Verbot belegt, nun unterwegs wegen der Stones!
…und dann stoned und leicht angesoffen über den Transit-Korridor fliegen.
Am darauffolgenden Tag gab es eine andere Malaise. Die beiden Ableger meiner Freundin hatte ihr Ex übernommen und sie war früher nachhause gekommen. Ich kochte noch, alle Türen auf, voll Power natürlich die entsprechende Musik vom Tonbandgerät. Dies war sowieso immer möglich, denn unter mir höhlte ein Vollblutalki und die ältere Frau über mir, ging täglich 12 Stunden arbeiten, als Toilettenfee eines Hotels und kam nächtens immer erst gegen 1 Uhr nachhause…
Im hinteren Zimmer lagen bereits zwei Hörnchen. In beiden ein Mix mit Gras, der eine mit Lachtürken gebaut, der andere mit Schwarzen Afghanen…
Plötzlich waberte eine bestimmter Geruch zu mir. Hatte sich das Weib doch als Kameradenschweinin verhalten und begonnen, sich ausgerechnet am Afghanen zu vergehen, der für die Waldbühne vorgesehen war. Quietschend drückte sie mir die Hälfte in die Hand, ich ging deshalb natürlich hoch wie ein Sektkorken, denn, wer baut, der haut! Zumal sie von dem Zeug manchmal nur sehr schläfrig wurde oder leicht auf Horror kam.
Nach einer gewissen Zeit trat sogar beides ein, also sofort runter zum Feinkost-EDEKA und zwei Liter O-Saft erstanden, den sie sich in kürzester Zeit,  immer bis zum Kotzen einflößen musste. Alles lief dann einigermaßen gut ab, statt 16 ging es 17 Uhr in die Murellenschlucht.
Leichte Probleme gab es dann in der U-Bahn am Fahrkartenautomat der BVG. Fütterte das Teil mit Five Pence Münzen, rund 25 Pfennig Wert, entsprachen aber in Automaten einer Deutschmark. Nach vielen Versuchen hatte ich endlich den Viererfahrschein und eigentlich hätte es 50 Pfennigen retour geben müssen. Aber der Automat beschiß mich ebenso und spuckte ein kleines 50 Centime-Stück aus…
Bekamen in der Waldbühne auch noch geile Plätze, gleich oben über dem Rundgang hinter dem Mixer, weil trotz Verspätung, Kumpels Plätze freigehalten hatten.
J. Geils ging bereits ab, wie Schmidts Katze, zu den Steinen muss ich nichts weiter ablassen!
Nach der Zugabe fackelten sie ein Höhenfeuerwerk ab, was auch zu den Besten gehörte, was ich je erlebt habe. Mir fällt momentan nicht ein, welch gigantisches Klassikstück dazu lief, glaube Händels Feuerwerkmusik, alles so elefantös aufeinander abgestimmt, dass wir baff waren.
Nach dem letzten Laut erfolgte nur noch ein infernalischer Aufschrei und längeres Geklatsche, danach setzte sich der Pulk langsam in Bewegung, nicht wie anno Knips…

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