Archiv für den Monat: August 2009

ALDI

Gott nochmal, was habe ich damals mit Decker alles photographiert. Nebenbei haben wir uns immer wieder köstlich über die grenzenlose Dummheit unserer ehemaligen Landsleute amüsiert und was für ein Scheiß wurde nebenbei alles eingesackt. Fundstücke aus Häusern, Fabriken, Müllhalden, Containern und Anschlagtafeln…
Unser beider LAG´s fanden so manche Mitbringsel nicht lustig. Mein Weib verstand die Welt nicht mehr, als ihr 10jähriger Ableger auch zu einen Jäger und Sammler mutierte. Der drangsalierte seinen Vater auf einer Motorradtour, weil er auf Deubel komm raus, den mehrere Kilo schweren Abschlepphaken eines sowjetischen Panzers, aus dem Schrotthaufen einer Russenkaserne klaubte und ohne dieses Teil nicht mehr zurückfahren wollte. Kurz darauf verarbeitete ich das Teil, im Zusammenhang mit einem Beleuchtungskörpers, der Anfang der 90er, von der Grenzanlage an der „Glienicker Brücke” stammte. Die beiden Grenzer verkrümelten sich, als ich kundtat, dass ich diese nagelneue Lampe abmontieren wollte.

handmade by ZK

handmade by ZK

Detail mit Abschlepphaken („T77“?)

Detail mit Abschlepphaken („T77“?)

Die Schwester vom Filius verlor ihren Trieb nach innerdeutschen Beutestücken auf einer gemeinsamen Demontagetour, an der niedersächsischen Grenze. Als es mehrere Kilometer durch sehr hohes Brennnesselgestrüpp ging, wo ich auf der ganzen Länge die westlichen Warnschilder entfernte.

Dieses DIN A4-Teil stammte von einem Strommast, aus besagtem Marktflecken, als die Schneisen zu ALDI mittlerweile so breit waren, dass man getrost mit Bussen dorthin fahren konnte. Noch im Frühling gleichen Jahres, hing ich Samstags mal in einer Autoschlange, von Sangerhausen bis zur Autobahn – mehr als 70 Kilometer Landstraße. Jeder Wagen bis unter die Decke gefüllt mit Beutestücken, aus der neu erschlossenen Konsumwelt.

Aus jenen Tagen stammt folgender Witz:
Vier Südharzer Halbstarke irrten mit ihrem Trabbi durch Duderstadt und hielten krampfhaft Ausschau nach einer „ ALDI-Gaufhalle”. Schreit der Beifahrer plötzlich los: „Hee Alder, dord vorn läuft een Ganagger, hald da mal an!” Der Fahrer stoppt auf gleicher Höhe. Sein Spezi kurbelt das Fenster runter und brüllt den Türken an: „Eeh, Golleje, wie gommen wir bei „ALDI?”
Der Angesprochene beugt sich höflich zum Fragenden: „Zu ALDI! Zu!…”
Daraufhin kräht der vermeintlich Informierte zu seinen Mitfahrern: „Gumbels, wir gönnen Heeme fahrn, ALDI had schon jeschlossen!”

Zur Erinnerung
Das waren die Zeiten, wo der gemeine Ossi seine gewachsene Identität weg warf, wie zerlumpte Socken.
Mir ist aus dieser Zeit ein wunderschönes Bildchen haften geblieben, aus der „Heldenstadt” Leipzig. Als zu den letzten Montagsdemos, gröhlende Massen durch die Straßenschluchten irrten, vornweg mit einem riesigen Transparent (wie zu alten Zeiten): „Lieber Helmut, nimm uns an die Hand und führ uns in Dein Wirtschaftswunderland!”

Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 28.08.2009

Es gibt Gegenden im hundeverschissenen Bundeshauptdorf, da möchte ich keine 5 Minuten tot an einer Laterne baumeln – ab heute gehört „Lichtenberg” auch dazu. Gestern Nacht ging es in besagtem Stadtteil von der U5 in die S-Bahn, ab 22 Uhr ist dort Totentanz angesagt…
Anders sind mir dort die Jahre 1965/66 in Erinnerung geblieben, zu jener Zeit begann meine Lehre auf der „Warnow-Werft” in Warnemünde.
Wenn es bei Heimfahrten über Berlin ging, musste bei stinkigen Kontrollen immer eine „Umwegkarte” nachgelöst werden, die fast so teuer kam, wie die gesamte Fahrstrecke über Schwerin/Magdeburg nach Sangerhausen. Aber dieser Fuchsbau von Bahnhof gab damals was her. Wer in der Zone mit einem “ungepflegten” Kanten umher rannte, landete irgendwann mal dort. In dieser Anfangsphase der langen Haare, war auf ähnliche Kunden immer verlass. (Wie anno dazumal im Westen auch) Es fand sich nachts dauernd jemand mit einer Sturm freien Bude, guter Mucke, Volksdrogen (später kam Zonen-LSD dazu) und auch Knuddelhexen zum Stechen. Der „Eulenspiegel” (Siehe: Jugendkultur) ließ sich seinerzeit über jene Enklave aus. Schon merkwürdig, wir stiegen nie dahinter, warum es geschah, scheinbar von der Stasi lanciert. Jedenfalls trudelten anschließend noch mehr „Gammler” dort ein. (Im Hallenser „Beatlesmuseum” existiert ein Räumchen, der diese Subkultur auch etwas ausleuchtet – muss noch klar stellen: ich war, bin und bleibe „Stones-Fan”) Weiterlesen

Kretanistan

Heute erhielt ich von Frau C. aus B., Impressionen von einem herrlichen Fleckchen auf diesem Planeten – Kreta.
Beim Anschauen auf der „Tube”, registrierte ich einen Haufen Scheiß aus der Zeit, als marodierende Wehrmachtstouristen diese Insel heimsuchten. Jener Angriffskrieg schien allen mächtig Spaß zu bereiten, obwohl die Griechen den Landsern mächtig einheizten, was natürlich in den „Wochenschauen” nicht rüber kam… Weiterlesen

bahn.bonus

Früher war alles viel besser. Angefangen beim Urschleim, irgendwann tauchte der Kaiser auf, dann Adolf der Gütige, Adenauer und Ulbricht…
Ich beziehe mich hier auf ein recht konservatives Fortbewegungsmittel – die Bahn. Zu Zeiten der vorgenannten „Führers”, ging man einfach an einen entsprechenden Schalter, sagt wo man hin wollte, der Beamte (außer bei Ulbricht, da waren es Arbeiter oder Bauern in Uniform) ging an ein Gerät, schob bei exotischen Fahrzielen eine Matrize in das Teil, betätigte ein Knöpfchen, es summte und rasselte – oh Wunder, heraus kam die Fahrkarte. Auf der lediglich Start- und Zielbahnhof, die Klasse, Entfernung und der Preis vermerkt waren. Alles auf dünner Pappe, etwas größer als ein mitteleuropäisches Passphoto…
Bis Mitte der 90er Jahren bin ich gern mit der Bahn gereist und hatte nebenbei oft lustige Erlebnisse. Zu jener Zeit, auch die ersten Stunden immer ein Abteil für mich gehabt.
Ein gewisser Herr Bär partizipierte anfangs noch sehr knurrig, auf einer gemeinsamen Zugfahrt nach Stuttgart, an der etwas anderen Art zu reisen. Wir hockten in einem dieser alten Reichsbahnwaggons, wo sich beide Sitzbänke ausziehen ließen und zwei komfortable Liegeplätze entstanden. Bär kam sogar damit, obwohl uns beide ein dicker Kater drangsalierte, dass es doch recht unsozial sei, als er meine Vorbereitungen mitbekam, als ich die Gardinen zuzog und pennen wollt. Vorher noch eine mächtige Wolke Knoblauchspay verspritzte, was vor jedem neuerlichem Halt abermalig geschah. Bis sich in Fulda (Stunden später) ein junger Typ nicht von dem Gestank beirren ließ…
Heute sieht alles etwas anders aus, seit Jahren benutze ich besagtes Spray nicht mehr. Meine Fahrstunde nach WOB-City wird im Bordrestaurant bei einer Tasse grünem Tee abgehakt. Muss mich dabei allerding von diesen ganz wichtigen Arschgeigen drangsalieren lassen, die verbal in ihre Kommunikationsprothesen wixen.
Nun glaube ich am Punkt angekommen zu sein. Nein doch nicht. Gut, die folgende Schilderung betrifft drei Wochenendfahrten meines Weibes.
Ich versuche es im Telegrammstil abzuhandeln. (Wer von den jungen Leuten weiß überhaupt noch, was ein Telegramm ist)
Rückfahrt am 2. August: Der Bummelzug von Gifhorn nach Wolfsburg fiel aus (bei Hannover ein Trafo defekt). Alle Stunde hoppelt so ein Fahrzeug durch die dortige Pampa, aber das nächst Gefährt kam auch nicht. Madame registrierte das Gespräch von zwei Frauen und klinkte sich ein, wurde deshalb zu einer kurzfristigen Autofahrt eingeladen…
Am 7. August kam am Hauptbahnhof (vom Bundeshauptdorf) die Durchsage, der Zug, welcher am Ostbahnhof startete, fällt wegen eines „Triebwerkschadens” aus (später es gab 12 Oi retour). Das hieß, in Gifhorn eine zusätzliche Stunde Wartezeit.
Der 16. August spielte sich etwas anders ab. Die Ferkelbahn aus Uelzen verspätete sich um 10 Minuten. In Gifhorn, der Zug Richtung Wolfsburg natürlich weg,  eine Stunde gammeln…

In der letzten Zeit versuche ich, wenn möglich auf Bahnreisen zu verzichten, mache allerdings mit den Angestellten der DB immer meine Spielchen. Mir ist bekannt, fast jeder dort am Tresen hockende, bangt um seinen Arbeitsplatz. Deshalb sind jene Leute so anbiedernd nett. Was sie aber nicht wissen können, dass ich nette Leute abgrundtief verachte. Dann kommt mein Auftritt. „Ich wette, sie sind nicht in der Lage mir eine Fahrkarte zu verkaufen, ohne Sprachtherapie, ohne Auszug aus einem Kursbuch und irgendwelche eingetütete Werbescheiß…”
„Wusste ich doch!”
Alles was über meinen frommen Wunsch drüber hinausgeht, fliegt als eckige Konfettis retour. Anschließend muss ich mir dann die Frage gefallen lassen, warum ich so aggressiv sei, schließlich wollen die Verbraucherinnen und Verbraucher doch sämtliche Informationen.
Neuerdings muss man sich ja wie ein dummer Nabbel eine Nummer ziehen, um an den entsprechenden Schalter sein Bedürfnis anzumelden.
Ist es zu viel verlangt, wenn man nur eine Fahrkarte will, einfach so, wie früher. Pünktlich abfahren und ankommen. Nein die Knechte und Mägde verscheißern einen noch bei diesen ewigen Malessen: „Wir bitten um ihr Verständnis!”, wurde nun ja umgewandelt in: “Wir bitten um Entschuldigung!” Gott nochmal, darauf ist doch was geschissen!
Letzte Woche erhielt ich einen Schrieb, alles wurde noch getoppt. Weiterlesen

MIRABELLENKUCHEN

Handmade by Carmen (von ihr stammt auch das Rezept) and Axel
Teile von diesem wohlschmeckenden Kuchen pickte ich vor einigen Wochen in der Lutherischen Enklave Schorndorf ein, dort scheinen die Uhren anders zugehen als im Bundeshauptdorf . Während sich hier viele Kids die Kante mit Alkopos geben, bis zu einer Freifahrt im Rettungswagen, bastelt man dort lieber mal einen Kuchen…

Zutaten für den Teig:
½ Tasse Zucker
½ Tasse Milch (zimmerwarm)
1 EL weiche Margarine
½ Päckchen Backpulver
1 Ei
Mehl, soviel der Teig aufnimmt.

Zutaten für den Belag:
150g gemahlene Haselnüsse
Mirabellen

Zutaten für den Guss:
80g Margarine
140g Zucker
3 Eier
etwas gemahlenen Zimt

Alle Teigzutaten zu einem geschmeidigen Mürbteig kneten und in eine gefettete Form geben (28cm). Die Hälfte der Haselnüsse darauf verstreuen.
Mirabellen entkernen, halbieren und den Kuchen damit belegen. Dann den Rest der Haselnüsse darüber streuen.
Die Gusszutaten schaumig rühren und über den Kuchen geben. Das ganze bei vorgeheiztem Backofen ca. 60 Minuten bei 190-200 Grad backen.
Anschließend 10 Minuten in der Form ruhen lassen, dann stürzen.

Fortsetzung vom 16. August

Ach so, ich habs, wieso mich der olle LaBeef an etwas erinnerte…
– Letzten Donnerstag waren wir zur Eröffnung einer Fotoausstellung im HdKdW – \”Ostzeit\”
20 Minuten genügten mir, fand nichts besonderes dabei, schade, viele kastrierte Situationen abgelichtet, auch von Hauswald. Bergemann, wie üblich, gefälliger Modekram, ihr Zeug ist nicht besonders zonenspezifisch. Da finde ich keinen besonderen Unterschied zum Westen, denn nichts hat sich parallel in beiden deutschen Staaten so kultiviert, wie die kleinbürgerliche Spießigkeit.
Mir sind ein Haufen Leute bekannt, die Unmassen an Photos aus alten Zeiten irgendwo liegen haben, auch Super-8 gefilmte Sachen und keiner macht was damit. Mein Zonenarchiv, zwei Schuhkartons voller Bildern, wurden vom Arschloch (Kosenamen des Schreiberlings für den damaligen Schwager) entsorgt, als ich in den Knast wanderte.
Urkomische Sachen dabei, doppelt und mehrfach belichtet. Meine Fotos stellte ich mit einer 6×9 „Voigtländer” aus den 30ern her. Viel Situationskomik darunter – oft „Lomographiert”, wie es heute heißt. Bis auf 20 Photos, die von der Mutter meiner Schwester weggefunden wurden und auf der KD von „Horch + Greif” landeten, blieb nichts übrig…
Ich gehöre leider auch zu denen, die nur in die Schublade wixen, habe zu verschiedenen Projekten tausende von Negativen, was das gesamte Gelände der Kulturbrauerei angeht, von den Dachböden, bis runter zu den abgesoffenen Kellern. Im Mansfelder Land hatten wir, die damals noch stehenden Kupferschiefer Produktionsanlagen abgelichtet, das Hallenser Paulusviertel gehört auch zur Sammlung, usw.

Was die 70/80er Jahre in der Zone angehen, existiert für mich nur eine wirkliche Zeitzeugin: Gundula Schulze-Eldowy! Wem bruchstückhaft, einiges aus der Biographie dieser verrückten Braut bekannt ist, wer nur schemenhaft Einblick bekam in ihr Schaffen und sie vielleicht auch mal kennen gelernt hat, wird mich verstehen…
– Als die ganz „wichtigen” Leute auftauchten, drei sollten labern, verschwand ich nach draußen, dort gab es einen Grillstand mit hervorragenden Thüringern u.a., erwähnenswert sind auch die Schrippen… Weiterlesen