Archiv der Kategorie: GESCHICHTEN

VOM ARSCH DER WELT UND ANDERSWO

Kalenderblatt auf d-radio – vor 50 Jahren

Größte Massenverhaftung in der Geschichte Kaliforniens
Gebe mal den Link für einem Film, er setzte sich mit einem ähnlich gelagerten Thema auseinander und war für uns 1973 der absolute Knaller – vorrangig wegen der Mucke von Buffy Sainte-Marie, Crosby, Stills, Nash and Young und natürlich dem „Give Peace a Chance” von John Lennon, eingebunden in die brutale Räumungsszene am Schluss…

Dazu gehört folgende Geschichte, die auch etwas mit dem Lennon-Song zu tun hatte.
Jene Bilderserie entstand an dem Tag, als sich unser Rudel nach der legendären Fete in Pfeffers† (Keiner konnte es damals fassen, als der sympathische Chaot wenige Jahre später, freiwillig sein Leben zurückgab.) sturmfreier Bude zum Eschental aufmachte.
Bevor wir losmarschierten gab es mächtigen Ärger, da sich einige nicht an die Abmachung gehalten hatten, weil am Abend vorher das Schlafzimmer für tabu erklärt ward. Auf den Laken der Ehebetten seiner Eltern prangten riesige Landkarten von ganz speziellen Drüsendekreten und darunter auf den Matratzen natürlich die gut erkennbare Kopien. Wer schleppten denn von uns, in jenen Tagen großartig Traktorreifen (Mit Talkum eingepuderte dickwandige Gummihirsche! Zumal Abtreibung oft für die sicherste Form der Verhütung galt.) für einen Spontanfick mit sich herum, damals gings ewig mit blankgezogener Waffe in den Kampf…
Schließlich fand sich ein Mädel bereit, die gesamte siffige Bettwäsche ihrer Oma zum Waschen und Bügeln anzuvertrauen. Man wendete die Matratzen, versah sie mit frischen Laken, alle Federteile bekamen neue Bezüge und dann wanderten wir recht lautstark quer durch Dorf, rauf zu besagter Ausflugsgaststätte.
Jeder Bekannte der unseren Weg kreuzte, wurde animiert mit uns weiter zuziehen…
In der Kneipe angekommen, machten sich alle unter der rechtsseitigen Bretterüberdachung breit. Feuchte(?) witterte anfangs noch ein gutes Geschäft, bekam es aber bald mit der Angst zu tun. Irgendwann hingen über 50 Leute dort herum, da ewig jemand eine Klampfe mit hatte und einige schrammeln konnten, ging es schließlich immer lauter zu. Zwischendurch wuselten anfangs noch die Gören von anderen Gästen zwischen uns herum.
Das eigentliche Chaos entstand, als auch noch Ali auftauchte, den irgendwer zufällig in der Stadt aufgegabelt hatte. Der legte sehr zivilisiert los, mit den ganzen Highlights, über Bob Dylan, Joan Baez, Animals, Stones usw., schließlich wurde ewig „Give Peace a Chance” intoniert und mit zunehmenden Alkoholpegel immer lauter dargeboten, wobei der stampfende Rhythmus, von auf den Tischen knallenden Halblitergläsern herrührte. Irgendwann am frühen Abend verkrümelten sich auch die letzten sonntäglichen Spaziergänger. Lange vorher kam vom Kneiper ewig die Ansage, „dies ist aber die letzte Runde!“, dann gab er sich aber geschlagen.
Pünktlich zur beginnenden Dämmerung erschienen drei Herren in Dederon-Kluft und beendeten das lustige Spektakel…
In den folgenden Jahren erhielt keiner von den langhaarigen Hauptübeltätern dort wieder ein Getränk. Weiterlesen

TARANTEL – Satirische Monatszeitschrift der Sowjetzone (II) Fortsetzung vom 18.2.09

Nach der kurzen Geburtstagsfeier, die im November 1974 mein Vernehmer, Genosse Feldwebel Klopffleisch (Klasse Name, da war es doch vorgegeben, dass er bei der Stasi landen musste.) im „Roten Ochsen” für mich inszenierte, beendete er das lustige Beisammensein mit der abschließenden Frage: „Sag mal, haben deine Schwester und du, überhaupt den gleichen Vater, weil ihr beide, nicht nur vom Aussehen so unterschiedlich seid?” Anschließend hörte ich wochenlang nichts mehr von dieser Flachzange. Hat mich damals doch etwas beschäftig.
Mehrere einschneidende Erlebnisse kamen mir damals hoch, an denen ich meine Schwester am Boden zerstört erlebte. Habe allerdings niemals mit ihr darüber gesprochen.
Absolut down erlebte ich sie nach einer Aktion, die auch etwas mit Flugblättern zutun hatte. Was allerdings ihrer Mutter mit ihrem idiotischen Verständnis vom Klassenkampf zuzuschreiben war, weil sie ewig andere mit hineinzog, egal in welchem Alter die sich befanden. Dabei verheizte sie auch permanent ihre Ableger.
So geschehen, an jenem wunderschönen Spätsommertag Anfang Herbst 1958/59.
Vor dem sonntäglichen Frühstück, gewahrte ich beim Blick aus dem Küchenfenster, auf der gegenüberliegenden Talseite, im frisch gepflügten Acker, kreisförmig weiße Schnipsel liegen. Gleich nach dem Essen ging es mit Opa rüber und wir fanden dort hunderte Flugblätter. Sie hatten sich beim Aufprall der Pappkiste (etwas größer als ein Männerschuhkarton), im Umkreis von mehreren Metern verteilt. Aus dem Ballon schien das Gas recht schnell entwichen zu sein. Er lag jetzt da, wie einer der Präservative*, die sich unterhalb unseres Gartens oft in Büschen und Bäumen wieder fanden – nur zigfach größer, aus dickerem Gummi und bedruckt.

Gedächtnisskizze einer simplen Abwurfvorrichtung für Flugblätter, U.S. Patent

Gedächtnisskizze einer simplen Abwurfvorrichtung für Flugblätter, U.S. Patent

Flugblatt von 1950

Flugblatt von 1950

*(Mit Vorliebe erledigten junge Leute ihre Spermatherapien dort, weil auf dem Nachbargrundstück häufig ein riesige Schäferhund umher rannte. Schafften sich vor dessen Grundstück irgendwelche Geilhuber im hohem Gras, raste er kläffend an der Einzäunung hin und her, was dem Akt der Entsaftung natürlich jegliche Sinnenfreude raubte.
Witzig war auch die Art, wie jener Bauer manchmal seinen gut dressierten Kläffer einsetzte, um jugendlichen Obstdieben eine Lektion zu erteilen. Tat sich jemand in einem Baum gütlich, ließ er das Vieh den Hang runterrasen, der legte sich dann genüsslich vor den Stamm und lauerte auf Herrchen, selbige rupfte auf seinem Weg Brennnesseln. Dann ließ er den so Ertappten hinabsteigen, stopfte ihm das Grünzeug in die Hosen, klopfte einige male drauf und der Bösewicht musste dann in Richtung Staketen rennen, um dort wieder rüberzuklettern. Ging ihm das alles zu langsam, hetzte er den Hund nach, der auf Pfiff zwar immer stehen blieb, aber diese Hatz tat das ihrigen.)

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TARANTEL – Satirische Monatszeitschrift der Sowjetzone (I)

Sicher interessant für Leute, die nie etwas von Propagandapublikationen aus dem Westen vernommen haben.

Das Grab meiner Jugend, Sangerhausen, lag in der Westwinddrift, außerdem befand sich in der Höhe von 10 000 ft (entspricht: 3333 yds) der Luftkorridor Frankfurt/Berlin, deshalb wurden wir bis weit in 60er Jahre optimal mit Propagandamaterial eingedeckt. Diese einzelnen Flugblätter, oder Zeitschriften kamen entweder durch Ballonfracht angefahren oder wurden einfach aus den Fliegern gekippt, zeitweise regnete es nachts Unmengen dieser Papierchen.

Der Osten war kein Deut besser, hatte aber immer die schlechteren Karten, (Wieder mal typisch Zone, selbst da waren sie in den Arsch gekniffen.) was die günstigen Luftströmungen gen Westen anging.
Mit verstärktem Einsatz ging es immer zum Spätsommer los, wenn die Herbstmanöver begannen und unsere Drachenzeit. Da regnete es zusätzlich sogar Zeitschriften, täuschend echte Militärgazetten in Kyrillisch, für NVA-Genossen ein Reprint der „Volksarmee“, allerdings dünner und etwas kleiner – Wer mit solch einem Presseerzeugnis erwischt wurde, landete sofort in Schwedt und musste nachdienen. Weiterlesen

“Es gab keinen Sex im Sozialismus”

Nicht jener ungewollte Einsturz der lotrechten Autobahn quer durch Berlin, animierte mich zu dem folgenden Geschreibsel, sondern Kaminers neuestes Werk. (wg.  Kapuziner)
Wladimir sollte diese Behauptung nicht zu laut in die Welt posaunen, sonst glauben es viele Wessis auch noch. Wobei die (der) Pfeife(r) aus Hannover in seinem Selbstverständnis als Sozialpüchologe und §§-Komiker, seiner These der frühkindlichen Nachttopffolter im Osten, noch die hinzufügt – natürlich wissenschaftlich begründet – dass es sich bei den beklagenswerten armen Brüdern und Schwestern im Osten, dem Homo Sapiens Sozialismusiensis, um Windbefruchter handelte!
Zu jener Zeit, als ein Lustmolch namens: Oswald Kolle durch die Bundesgermanischen Gefilde tingelte und seinen Landleuten zu erklären versuchte, dass man vom Wixen keinen Buckel bekommt, gab es östlich der Elbe schon ein anderes Verständnis, was den Sex anging.
So mancher 68er-Altgenosse (Wenn er nicht alles verdrängt hat) mit Bayerischen oder Schwäbischen Idiom auf der Zunge, könnte mir dem sicher beipflichten! Der neben seinem Klassenkampf als chronisch untervögelter Saisonrevoluzzer, nach den drögen KAPITALKURSEN im freien Teil von Berlin, sich zu entsprechenden Ausgleich, nebenher zur Spermatherapie eine Konsumnutte in Ostberlin hielt… (Ich weiß, wo von ich rede!) Weiterlesen

ELVIS – the PELVIS (II)

Zu Beginn meines 9. Schuljahres tauchte der zwei Jahre jüngere Aggi, aus Halle, im Heim auf. Seine Mutti war zu zwei Totensonntage hinter Schwedischen Gardinen verdonnert worden. Es handelte sich dabei um eine exemplarische Bestrafung, diese Nase hatte auf ihrer Arbeitsstelle, im Kaufhaus, nebenbei Nahtlose von ihrem Ex aus dem Westen, als Bückware verkauft. Hinzu kam, dass sie öfters im Dunstkreis der Freundschaftskanne auftauchte. Kanne, der Hallenser Begriff für eine kleinbürgerliche Gang, die sich Anfang der 50er noch am Theater der Freundschaft traf. Später, als auch im Osten die Motorisierung begann, hingen Männlein und Weiblein, wegen fehlender Parkplätze im Zentrum, etwas abgelegener, an der Moritzburg herum. Außer den Motorrädern aus sozialistischen Produktionsstätten, mehrheitlich 350er Javas aus dem Tschechland, provozierte natürlich das Outfit. Die Jungs in Nietenhosen, Elvistolle und Lederjacken. Wobei so manches dieser Offizierskleidungsstücke, von Papa aus seiner Zeit bei der SS, der Deutschen Wehrmacht oder Luftwaffe stammte – Klasse Qualität und zeitloser Schnitt.

(Auch ich besaß Anfang der 70er eine Joppe höchster Güte, aus den 20ern. Allerdings sehr dickes Leder, schwer, steif und ohne Reißverschluss, dafür mit vier großen Taschen versehen – vom Rotfrontkämpferbund.)
( – NACHTRAG – Muss dazu noch eine Ergänzung einschieben! Eigentlich entsprang der Besitz dieser Rotfrontjoppe einem recht merkwürdigen Tausch. Öfters besorgte ich mir in einem Eislebner Trödelladen Schellackplatten und warf nebenbei ewig Blicke auf alte Klamotten, die dann umgestaltet wurden. War nebenher auch scharf auf eine Lederjacke. Irgendwann meinte der Schefff , „ich habe etwas für dich, musst es dir aber entsprechend umarbeiten! Für 10 Mark überlasse ich dir ein schweres Lederteil.“  Ging nach hinten und stellte dann einen Mantel vor mich hin. Jener Kerl, der ihn früher Trug, musste ein Hüne gewesen sein. Zog den Mantel über, der war an den Schultern zu breit und nach unten fehlten zwei oder drei Zentimeter zum Boden hin. Grinsend kam, „10 Eier sind geschenkt, muss aber dazu sagen, es handelt sich um einen Gestapomantel!“
Nahm ihn trotzdem mit, in der Hoffnung, ihn entsprechend abzuändern. Was sich hinterher, bei dem dicken Leder, als fast nicht machbar herausstellte, wäre nur mit einem riesigen Aufwand möglich gewesen. Trug ihn, zumindest im Dorf, nur zweimal. Wegen meiner Jesuslatschen schlug mir der untere Rand die Fersen wund. Wenige Tage darauf, sprach mich ein Arbeitskollege an, weshalb ich das Teil nicht mehr tragen würde und gab ihm die entsprechende Begründung. Da schlug er mir einen Tausch gegen eine Rotfrontkämpferjacke vor, auf den ich natürlich flugs einging. Kaum drei Jahre später wechselte die Joppe, gegen zwei Flaschen Schluck, den Besitzer…)
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ELVIS – the PELVIS (I)

Um abzulassen, wie es kam, dass ich als Ableger einer hardcore Stalinistin zu einem der größten Elvisfans im Dorf mutierte, und was mir dies für Unbill einbrachte, muss ich weit ausholen.
Zu einer Zeit, wo der gemeine Ossi, alles aus dem Westen postwendend und ehrfurchtsvoll, 1 zu 5 in Ostmark umrechnete, tauchte Asse (Seine Eltern betrieben in Sangerhausen den größten und modernsten Frisiersalon.), als 12jähriger im Sommer 1959, mit einer Anodenwumme im Stadtbad auf, für umgerechnet runde 2500 Ostmark. Weiß nicht mehr, entweder von Schaub-Lorenz oder Grundig. Was mich am meisten beeindruckte, war die Antenne, sie zog man wie ein Stahlbandmass, etwa 1 Meter, aus dem Gehäuse. Zum Betrieb dieser kreischenden Wunderwaffe benötigte man zwei verschieden Stromspeicher, für die Heizung der Röhren (3 Volt) und zum weiteren Betrieb die so genannte Anodenbatterie, mit ca. 70 Volt und die kostete fast zwanzig Mark. Letztendlich, um mit Asses Radio knapp eine Stunde voll aufgedreht Musik zu lauschen – immer für über 20 Mark einen Batteriesatz. Der damalige Stundenlohn eines Arbeiters betrug ohne Zuschläge, gerade mal 1,20 in der Stunde – Brutto. Weiterlesen

Nach 80 Jahren, ist Micky Maus nun eene olle Jungfer oder een alter Knabe?

MM zum 80sten
Micky Maus hat mich nie so richtig interessiert, ich war immer ein Duck-Fan. Beide bereiteten mir sehr oft mächtigen Ärger zu Schulzeiten, in den 50/60er Jahren, bei diesen ätzenden Ranzenkontrollen, nach: „Schund- und Schmutzliteratur”.
Etwas anderes zum Thema MM – aus späteren Zonenzeiten. Weiterlesen