Im heutigen „Tagesspitzel” gab es mal wieder eine erfrischende Seite.
Wenigstens etwas ohne jene Permanentscheisse, die sich seit Monaten mit dem Mauerfall und der vorangegangenen „friedlichen Revolution” beschäftigt, auch wie toll wir damals alle waren…
Jedenfalls kotzt mich diese Entwicklung und Darstellung der Mauer- und Nachmauerzeit fürchterlich an. Beim Umgang mit der schizophrenen Situation vorher/nachher, nehmen sich Ossis und Wessis absolut nichts. Weiterlesen
Archiv der Kategorie: Um u. n. der MAUER
NEU: Faszinierende Uhrenmodelle!
“Peppen Sie Ihren Look mit einer stylischen Uhr auf. Die Trends durchstöbern!”
Richtig! Wenn Sie sich über Knete definieren, Ihnen Diplom und Titel nicht genügen, dann peppen Sie das fehlende Selbstbewusstsein mit einem Zeiteisen auf!
Aber bitteschön nicht mit diesem billigen Tand von selbiger Seite! Das käme ja einem Abstieg in hinlänglich bekannte Gefilde gleich – den endlich entronnene alten Zeiten…
Vielleicht wurde aber von mir noch nicht registriert, was der Zeitgeist gerade verlangt und man heute nur mit Uhren im Trend liegt, auf die jeder bunte Kleindealer steht, oder sich Hartzer der Kategorie IV gerade noch leisten können…
Für all jene, die es nie kapieren werden:
Billig gekauft, ist zweimal gekauft!
Oder –
Wer immer billig einkauft, der muss ganz schön reich sein!
Da man Sparen nur von gut betuchten Schichten lernen kann, (Jene haben es seit Kindheitstagen verinnerlicht) wird der Neureiche zu keiner Zeit hinter jene Erkenntnis steigen können, da ihm dieses Programm auf seiner Festplatte fehlt – “Deshalb werden Sie geholfen”, denn “Geiz ist geil” Weiterlesen
Jheronymos Eckehard Post
Nach diesem Geschreibsel folgen noch mehrere Werke des oben genannten surrealistischen Malers und Illustrators. Zu dem Photo mit ihm und seiner Darstellung von „Stalin”, unserem rabenschwarzen Stubentiger, muss ich in eigener Sache noch etwas ablassen.
Das mir jenes Schwarzweißbild wieder in die Hände fiel, ist der Mutter meiner Schwester zu verdanken, ihrer freiwilligen Emsigkeit. Da sie immer mal wieder solche Aufnahmen in der „Villa” (Kreisdienstelle der STASI) ablieferte, manche natürlich mit entsprechenden Kommentaren versehen, Namen von Freunden und Bekannten. Zwei gefüllte Schuhkartons mit vielen sehr witzigen Ablichtungen (Von Kindheitstagen bis Anfang 1974) beseitigte das Arschloch (der prügelnde Beschäler meiner Schwester) während meiner Zeit im humanen sozialistischen Strafvollzug.
Nebenbei ist es die einzige Aufnahme, die mir mit meiner Jacke blieb, vom Sommer 1971, in der Nähe des Kyffhäuser–Denkmals, “Ecke” hockt zentriert vor uns.
– Monate dauerte es (Ab Anfang 1970) bis ich die vielen Kilo Shetlandwolle zusammen hatte. Als größtes Hindernis stellte sich die orange Grundfarbe heraus, wegen der Menge. Dafür wurden die umliegenden Kreisstätte besuchte, bis hin nach Halle…
Eigentlich sollte an die Klamotte ein breiter blauer Kragen, die ergatterte Wolle reichte gerade für die beiden Bündchen.
Die Kanadischen Flagge am linken Arm brachte mir anschließend sehr viel Ärger ein. In Nierenhöhe hatte ich in stundenlanger Arbeit, auf Millimeterpapier einen rund 20 cm breiten Streifen von der Bemalung eines Kanadischen Marterpfahls dortiger Indianer übertragen. Deshalb kam anschließend die Idee mit der Flagge…
In den mehrere Wochen dauernden Knüpferei gab es mehrfach organisierte Freizeit auf dem Amt. Anlässlich der erfolgten Anzeige meiner Mutter(!), wegen asozialen Verhaltens. Ihre Genossen wollten genau wissen, wovon ich meinen Lebensunterhalt bestritt, obwohl bei Oma das mehrmonatliche Kostgeld bereits im Voraus beglichen war.
Außerdem lebte ich in den Wochen sehr gesund und preiswert. Ward den Volksdrogen vollkommen abhold, soff und rauchte überhaupt nicht und pickte ebenso nix Chemie ein. Wagte in der Zeit auch keine größeren Wochenendtrips im Schlaraffenland, weil mich die Genossen ewig an den 249er erinnerten…
Reichlich Taschengeld gab es für Teile meiner wertvollen Buchbestände, was den beiden Angestellten vom christlichen Antiquariat ebenfalls Unannehmlichkeiten einbrachte, da sie meine dekadente Lebensweise begünstigten.
Mielkes Knechte mir alsbald die Arbeitsaufnahme in der MIFA ans Herz legten. Wobei man mich nicht entsprechend der Bewerbung als Maschinenschlosser und Schweißer einstellte, sondern zur Bewährung in die Produktion steckte! Diese Witzbolde! Dafür musste ich die ersten beiden Wochen auf dem Firmengelände als Halbkreisingenieur arbeiten. Landete anschließend in einem sehr schlecht gelüfteten Räumchen, wo im heißen Trichlorethylen-Bad die Entfettung von Kleinteilen stattfand!
Deshalb gab es keine Zeit mehr, die Jacke mit einem Innenfutter zu versehen. Irgendwann war ich vorher noch ein paar Tage aushäusig, kam zurück, da lag das geknüpfte Teil ordentlich auf meiner Bettcouch. Musste feststelle, dass Großmutter mir die restliche Arbeit abgenommen hatte und demzufolge mächtigen Ärger mit ihrer Tochter bekam!
Mit dem Teil ging ich immer sehr sorgfältig um. Vier Jahre später, kurz bevor ich aus der Zone stiften ging, bekam sie ein polnischer Freund für vier Flaschen Wodka…
Schnurrig wurde die neugierige Meute damals, als ich begann Vinylscheiben zu verklickern. Die Stasijungs waren ja reichlich bekloppt, aber nicht von gestern, sie kannten die Preise schließlich auch. Für Raritäten aus der Zone, Ungarn, Polen und dem Tschechland gab es vom Mähdrescher aufwärts. Für Westscheiben lagen die Preise zwischen 120 bis 150 Eiern, es befanden sich aber keine verbotenen darunter. (Später erhielt ich, bevor es illegal in die Polnischen Urwälder an der Ukrainischen Grenze ging (Sommer 1974), für mein Dreieralbum Woodstock – 450 Ostmark…)
Mit einer leichten Finte wurde alles umgangen. Die Kumpels schauten sich die Platten an, bezahlten dreiviertel des Preises vorher und den Rest ließ ich mir öffentlich in der Meute geben.
Fußnote: Genau in dieser Zeit schenkte mir der Vater eines Bekannten ein total zotteliges Bergziegenfell, es sollte aus dem Himalaja stammen. Bekam es mit der Bemerkung, dass ich es nicht fertig bringen würde, daraus eine Mütze herzustellen.
Nichts leichter als dies, in ein paar Stunden war es vollbracht.
Irgend jemand meinte damals, als er mich das erste Mal mit dem Teil auf dem Haupt sah: „Mensch Alter, mit diesem Toupet auf deiner Rübe erscheint ja Angela Davis wie ein Glatzkopf!”
Zum kompletten Erscheinungsbild gehörte letztendlich ein größerer Beutel aus Jute, der immer gut sichtbar auf dem Rücken hing, mit der Aufschrift: IHRE KLEIDUNG GEFÄLLT MIR AUCH NICHT – die Schriftart dafür entlehnte ich der Headline vom Zentralorgan der SED. Mit diesem Säckel über der Schulter kam es vor, dass mich sogar alte Leute ansprachen, weil sie mein Outfit sehr originell fanden. Einmal allerdings geriet ich an einen vollkommen humorlosen Knecht, dies geschah in der “Hauptstadt“.
Auf dem Alex wartete ich auf den kambodschanischen Schlagzeuger der Weimarer Gruppe “Bayon”, er sollte mir aus Westberlin einen Shell-Parka mitbringen. An der Nuttenbrosche vor dem Centrum-Warenhaus hielt ich Ausschau nach ihm, als Vopos wegen anstehender Langeweile begannen Ausweise zu kontrollieren.
Jener staatsbürgerliche Akt, lief egal wo ich mich gerade befand, immer wie folgt ab.
Dieses Ost–Dokument steckte bekanntlich in einer Klarsichthülle. Auf der Vorderseite, konnte man den hübsch kalligraphierten Spruch lesen: Wessen Geist nicht blitzt, dessen Stimme donnert! Auf der Rückseite sammelte ich die kleinen Strafzettel des §33? (Fußgänger dürfen die Autobahnen nicht betreten! Wurde man beim Trampen dabei hochgezogen, war man mit 5 Ostmark dabei...)
Über meinem Passbild prangte ewig irgendein anderer Kopf, in gleicher Größe. Dessen Ablichtungen immer aus Illustrierten stammten, meistens handelte es sich dabei, um witzige ausschauende Affenkonterfeis…
Anlässlich solcher Kontrollen, kamen permanent ähnlich lautende Anweisungen, eingebläut wahrscheinlich aus einer Dienstvorschrift. Bürger Simmer! Entfernen sie erst mal den gesamten Mist aus diesem wichtigen Dokument unsrer Deutschn Demokratschen Replik!
Wobei ich mir natürlich immer sehr viel Zeit ließ, alles auch einherging mit entsprechenden Bemerkungen meinerseits und umstehenden Kumpels auch die entsprechend Kommentare abließen, weil ich dazu vor mich hin plapperte…
Der kontrollierende Genosse schien entsprechend geschult und ließ sich, bis zu einem gewissen Zeitpunkt, nicht provozieren.
Konnte meine Fleppe wieder einstecken, drehte mich dabei um, wobei nun sein Einsatz erfolgte, als er meinen Beutel gewahrte.
Ob ich mit dem Spruch auch sein Ehrenkleid meinen würde. meine Ignoranz veranlasste ihn, seine Frage noch mal zu wiederholen.
Es gibt Momente, da weiß man nicht genau, wie man reagieren soll. Ihn mit abschätzigen Blick musternd: „Eh, wem die Jacke passt, der zieht sie sich an! Eh!”, etwas leiser, „Eh Schäks (ugs. Hallenser Dialekt, Junge oder auch Bruder), lass mich in Ruhe und verpiss dich!”
Darauhin klackten Handschellen, ruckartig gehörte mein Date der Vergangenheit an, denn ich wurde bis zum nächsten Morgen dem Revier am Alex zugeführt...
Irgendwann, schätzte so gegen 7, 8 Uhr, schmiss mir jemand meine Schnürsenkel und den Koppel in die Zelle: Machen sie sich fertig, sie werden entlassen!
Freudig gings ans Werk, hatte eigentlich damit gerechnet, noch den ganzen Sonntag in der Keibelstraße zu verbringen. Weil sie in solchen Fällen, nebenher noch die Überprüfung hinauszögerten, ob man in einem ordentlichen Arbeitsverhältnis stand.
Jenes Prozedere konnte sich schon von Freitag Abend bis Sonntag hinziehen! Bin nie dahinter gestiegen, wie sie jene Nachforschungen an Wochenenden bewerkstelligten.
Auf dem Weg zur Effektenkammer verlangte ich noch ein Frühstück, was mir letztlich recht unwirsch kredenzt wurde und bis zu endgültigen Entlassung, alles mit ellenlangen Pausen einherging.
Endlich war es dann soweit – aber Pustekuchen!
Im Hof verfrachtete man mich in einen Streifenwagen, wir wollten sicher gehen, dass sie die Stadt auch wirklich verlassen!
Solchen Service hatte ich bis dato noch nie erlebt. Es ging durch Treptow, Oberschweineöde, Adlershof und weiter nach Süden. Hinter Schönefeld wurde mir dann doch etwas mulmig, die Fahrt endete schließlich abrupt kurz vor dem Ring, dort schmissen sie mich auf der Piste raus: Sie wissen ja, §33 der Straßenverkehrsordnung besagt: Fußgängern ist das Betreten der Autobahn verboten! Wir haben unseren anderen Genossen hier bereits Meldung gemacht! Weiterlesen
Ende 1989, irgendwo in der Zone
Ich habe immer alles getan, was mir Papa und Mama gesagt haben. Dispil, Displizin ist alles! Schließlich ist Papa deshalb etwas geworden.
Durch die Gnade der späten Nachgeburt brachte er es in jungen Jahren bereits zum Jungscharführer. Wenn der Russe nicht gekommen wäre, so manches hätte ihm offen gestanden. So kam damals nur die Entnazifizierung, “unter Gewaltanwendung”, wie er mir erzählte. Allerdings kenne ich es von Mama anders. Er lag als einziger weinend im Panzergraben, die feigen Kameraden vom Volkssturm verpissten sich, als plötzlich ein Iwan vor ihm stand. Der schrie ihn an: “Kind! Dawai damoi!” und trat ihn fürchterlich in seinen Arsch.
Dieses einschneidende Erlebnis war der Anlass, sich auf einer “Knüppelakademie” zum Neulehrer für Russisch und Staatsbürgerkunde ausbilden zu lassen und bedauerte es immer, dass nicht wie zu Opas Zeiten, eine niedrige Parteibuchnummer beim Aufstieg groß in’s Gewicht fiel. Mein Alter war ein “beliebter” Lehrer. Ich bekam es schon in frühester Kindheit von anderen Gören zu spüren. Er entwickelte sich zu einer allseitigen sozialistischen Persönlichkeit, kam sehr lebensfroh daher. Bei mir handelt es sich um einen Nachkömmling aus dritter Ehe.
Papa war auch politisch sehr aktiv, seine vielen Orden und Auszeichnungen haben mich immer beeindruckt. Allerdings ging der Genosse am liebsten mit Freunden zu Versammlungen, wo die Bücher von MARXENGELSLENIN Henkel besaßen. Wenn er dann abends nach Hause kam, war das manchmal mit viel Krach verbunden. Oft ging Mama an den nächsten Tage nicht aus dem Haus, da ihre Augenränder bläulich schillerten, wie sowjetischer Stahl. Ihre Ausrede, dass unser Türen sehr hoch angebrachten Klinken besaßen, nahm ihr schon lange keiner mehr ab. Weiterlesen
Die “friedliche Revolution”
Was für ein Scheiss mir immer wieder, beim Ordnen meines Printmülls in die Hände fällt…
Nun fand ich den schriftlichen Beleg für den Anlass der „friedlichen Revolution”.
Ausgelöst wurde die ganze Schose von einem Vopo aus Mahrzahn. Diese Gierkröte stellte den Antrag auf eine größere Wohnung. Logisch, der Mann war zu Schulzeiten öfters krank, oder verpennte den Physikunterricht ewig. Unter normalen Umständen strahlt ein mitteleuropäischer Homo Sapiens stündlich 300 Watt Wärme ab. War es bei dieser permanenten Wohnungsknappheit nicht gerechtfertigt, wenn man drei Personen in eine 2-Zimmerfickzelle stopfte, dadurch ließen sich auch Heizkosten sparen. Dieser Größenwahnsinnige wollte doch nicht etwa ein Häuschen am Majakowskiring?
Da steigt der Mann freiwillig in eine Uniform, mutiert zu einem Russenknecht, macht sich auf Staatskosten jahrelang einen Bunten und dreht schließlich durch. Weiterlesen
Damals wars
Aus meinem Archiv: Eins der wichtigsten Presseerzeugnisse jener Zeit: KRISE IM AUFBRUCH
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Man beachte beim Ratgeber, das beigefügte Gummihirschlein, auf Türkisch nennt sich dieses Kautschukverkehrsmittel: „Hülle-Gülle”
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Zum Problem des Ratgebers fällt mir noch etwas aus der Zone ein, die beliebten Anfragen an Sender Jerewan:
Stimmt es, dass man sich den Tripper auf der Toilette holen kann?
Im Prinzip ja, aber warum denn so umständlich?
ALDI
Gott nochmal, was habe ich damals mit Decker alles photographiert. Nebenbei haben wir uns immer wieder köstlich über die grenzenlose Dummheit unserer ehemaligen Landsleute amüsiert und was für ein Scheiß wurde nebenbei alles eingesackt. Fundstücke aus Häusern, Fabriken, Müllhalden, Containern und Anschlagtafeln…
Unser beider LAG´s fanden so manche Mitbringsel nicht lustig. Mein Weib verstand die Welt nicht mehr, als ihr 10jähriger Ableger auch zu einen Jäger und Sammler mutierte. Der drangsalierte seinen Vater auf einer Motorradtour, weil er auf Deubel komm raus, den mehrere Kilo schweren Abschlepphaken eines sowjetischen Panzers, aus dem Schrotthaufen einer Russenkaserne klaubte und ohne dieses Teil nicht mehr zurückfahren wollte. Kurz darauf verarbeitete ich das Teil, im Zusammenhang mit einem Beleuchtungskörpers, der Anfang der 90er, von der Grenzanlage an der „Glienicker Brücke” stammte. Die beiden Grenzer verkrümelten sich, als ich kundtat, dass ich diese nagelneue Lampe abmontieren wollte.
Die Schwester vom Filius verlor ihren Trieb nach innerdeutschen Beutestücken auf einer gemeinsamen Demontagetour, an der niedersächsischen Grenze. Als es mehrere Kilometer durch sehr hohes Brennnesselgestrüpp ging, wo ich auf der ganzen Länge die westlichen Warnschilder entfernte.
Dieses DIN A4-Teil stammte von einem Strommast, aus besagtem Marktflecken, als die Schneisen zu ALDI mittlerweile so breit waren, dass man getrost mit Bussen dorthin fahren konnte. Noch im Frühling gleichen Jahres, hing ich Samstags mal in einer Autoschlange, von Sangerhausen bis zur Autobahn – mehr als 70 Kilometer Landstraße. Jeder Wagen bis unter die Decke gefüllt mit Beutestücken, aus der neu erschlossenen Konsumwelt.
Aus jenen Tagen stammt folgender Witz:
Vier Südharzer Halbstarke irrten mit ihrem Trabbi durch Duderstadt und hielten krampfhaft Ausschau nach einer „ ALDI-Gaufhalle”. Schreit der Beifahrer plötzlich los: „Hee Alder, dord vorn läuft een Ganagger, hald da mal an!” Der Fahrer stoppt auf gleicher Höhe. Sein Spezi kurbelt das Fenster runter und brüllt den Türken an: „Eeh, Golleje, wie gommen wir bei „ALDI?”
Der Angesprochene beugt sich höflich zum Fragenden: „Zu ALDI! Zu!…”
Daraufhin kräht der vermeintlich Informierte zu seinen Mitfahrern: „Gumbels, wir gönnen Heeme fahrn, ALDI had schon jeschlossen!”
Zur Erinnerung
Das waren die Zeiten, wo der gemeine Ossi seine gewachsene Identität weg warf, wie zerlumpte Socken.
Mir ist aus dieser Zeit ein wunderschönes Bildchen haften geblieben, aus der „Heldenstadt” Leipzig. Als zu den letzten Montagsdemos, gröhlende Massen durch die Straßenschluchten irrten, vornweg mit einem riesigen Transparent (wie zu alten Zeiten): „Lieber Helmut, nimm uns an die Hand und führ uns in Dein Wirtschaftswunderland!”
13. VIII. 1961 – 3. Teil und Rest
Mit diesem Politschmöker gab sich das BUNDESMINISTERIUM FÜR GESAMTDEUTSCHE FRAGEN sehr viel Mühe. Der Namen dieser Bonner Institution belustigt mich immer wieder: „…für gesamtdeutsche Fragen”, wo blieben aber in den ganzen Jahren die Antworten?
Dafür haben alle Beteiligten, was Mauer und Zaun anging, in Ost und West ihre dünne, populistische Suppe gekocht. Dabei hätte der Westen die Zone am ausgestrecktem Arm verhungern lassen können, dass es nicht geschah – war halt die große Politik.
In jenen Zeiten begnügten sich die gemeinen Plebse im Wessiland damit, eine brennende Kerze ins Fenster zustellten, um bei entsprechenden Anlässen ihren glühenden Protest gegen das „zowjetzonale Ulbrichtregime” (O-Ton: Conny A.) auszudrücken. War für die Leute anno dazumal richtige Action, wenn sie in Gedanken der hungernden Brüdern und Schwestern in der Ostzone gedachten. Brachte zwar nichts, aber der ideelle Wert war unermesslich groß. Weiterlesen
13. August 1961 – 2. Teil
Was hatte ich mir viele Jahre für Ärger eingehandelt, wegen des „Antifaschistischen Schutzwalls”, den ich, seit der siebten Klasse, zu Hause, im Heim, in der Lehre, während meiner 18 Monate bei der „Arbeiterknüppelgarde”, meistens auf das reduzierte, was dieses Teil für mich darstellte: einfach eine Mauer. Besonders muss ich hier meinen Stabü-Lehrer an der Goethe-Schule in Sangerhausen erwähnen, den Herrn Ohlendoof. Irgendwann aber, hatte auch er es geschnallt, dass ich nicht bereit war, von meinem „falschen” Weg Abstand zunehmen, diese Lernfähigkeit traute ihm niemand zu. Er ließ mich links liegen und ich provozierte ihn auch nicht mehr.
(Bei den ewig folgenden Bestrafungen, trat irgendwann ein Gewöhnungsprozess ein.) Weiterlesen
XIII. VIII. MDMLXI – I. Teil
Natürlich bin ich ein totaler Blindenscheff, was den Umgang mit einer Bit-Möhre angeht. Deshalb schmeiße ich die folgenden Bilder aus meinem Archiv, laienhaft ins Netz. Man findet darunter einige martialische Photos – will natürlich keiner mehr wahrhaben.
Es war ja nicht alles schlecht in der Zone. Wenn ich es positiv betrachte, haben mir die gegossenen Brösel, der Stacheldraht und Minen, 14 Jahre lang dieses Pack vom Halse gehalten, wegen denen ich 1974 eine etwas längere Wanderung bis an den Draht nach Jugoslawien unternahm. Als Belohnung gab es anschließend einen Totensonntag im „Roter Ochse“. Dabei lernte ich den Genossen, Feldwebel Klopffleisch (der hieß wirklich so) aus Halle kennen, der mir den dortigen Auffenthalt ungemein abwechslungsreich gestaltete. Letztendlich folgten noch einige fette Jahre im Westen.
Haufenweise werden ja heute „Zeitzeugen” (Ich bin Zeuge, um was geht’s?) zum Mauerfall bemüht, ich möchte nur ganz kurz auf den 10. November, gegen 6 Uhr eingehen. Kurz vorher war ich im Prenzelgebirge gelandet. Freunde hatten mich aus Wilmersdorf entführt, die dortige Hütte war voller Leute und eine Luftschlacht über Demokratie im Gange. Obwohl schon angegangen, lösten auch zwei gefüllte Senfgläser mit kubanischem Rumverschnitt meine Zunge nicht besonders. Auf diese Downer folgte kurz darauf ein Upper, mein Joint kam aber nicht besonders an. Bei mir ging sogar die Lust zum Mithören flöten. Sollte aber noch etwas ablassen, wegen der gelungenen „friedlichen Revolution”. Was ging mich das alles an. Mein Statement ließ die Runde schließlich platzen, auch verstand niemand, dass ich den sterbenden Staat immer „Zone” nannte, den fast alle Anwesenden, ganz neu auferstehen lassen wollten. Die unter uns befindlichen, ehemaligen Schärpenträger (Sie trugen zu den vergangenen Demos, eine breites gelbes Band mit der Aufschrift: „Keine Gewalt!”, wie Mexikanische Revolutionskämpfer ihre Patronengurte.) flippten total aus.
„…von wegen Revolution, die Zone ist verreckt, weil sie pleite war. Der Kampf ist erst beendet, wenn an jeder Laterne in der Klar-Marx-Allee mindestens 20 Leute baumeln…”
Denn Rest des Satzes lasse ich hier weg Weiterlesen