Archiv für den Tag: 11. Dezember 2010

Dieses Geschreibsel gehörte eigentlich zum 8. Dezember

Der Winter 1967/68 gestaltete sich reichlich herb, viel Schnee, Frost und Hochwasser in den kurzen Tauperioden.
Da man der ewigen Langeweile in der Kaserne sonst nicht entfliehen konnte, waren die wenigen Stunden  außerhalb immer ein erhabenes Gefühl, weil nebenbei die Bestätigung einherging, dass man noch lebte und endlich mal wieder etwas sinnvolles tat. Während solcher Einsätze trampelten einem die beknackten Vorgesetzten auch nicht ewig auf den Eiern herum.
Zweimal wurden wir bereits im Dezember zum Schneebeseitigen in Halle-Neustadt eingesetzt, bei nicht allzu starken Kältegraden. Mehrheitlich lungerten die Uffze und Offiziere schwatzend an windgeschützten Stellen in unserer Nähe herum, ließen uns aber in Ruhe. Körperliche Betätigung schien absolut nicht ihr Ding zu sein.
Von der Bevölkerung gab es andauernd leckere Fressereien, Kaffee, Tee mit Rum – manchmal befand sich mehr heißer Alkohol in den Tassen als Partikel des Aufgussgetränkes.
Gleich zu Beginn des neuen Jahres wurde Hochwasseralarm für die mittleren und südlichen Bezirke der DDR ausgelöst. Unsere Kompanie wurde für den Ernstfall zur Sicherung des Selketales im Harz vorbereitet.
Einige Tage marschierten wir jeden Morgen durch den Stadtteil “Silberhöhe” zur Weißen Elster, um in deren Sumpfgebiet Faschinierungsarbeiten zu üben. Was letztendlich hieß, Sandsäcke füllen, stapeln, auskippen. Neuerlich füllen und abermals irgendwo übereinander schichten. Langsam nahm alles Ausmaße von Schikanen an.
Nicht nur, dass wir tagsüber in Schlamm und Feuchtigkeit herum wateten, in der Kaserne erwarteten uns noch zusätzlich diverse Übungsalarme. Um dem Ganzen noch die restliche Würze zu geben, mit Verladung der gesamten Kompaniemunition, sowie Notverpflegung und dem ganzen Sani-Gerödel.
Es war zum Kotzen, denn über Nacht wurden die Klamotten nicht mehr trocken, um Energie zu sparen, wurde außerdem mit verminderter Heizleistung gefahren. Weiterlesen