BILD: Tote Teppichratte vergaß seine Glotze bei der GEZ anzumelden!

Toter Hund sollte GEZ-Gebühr zahlen

Ein toter Dackel ist in München zur Anmeldung seines Fernsehers aufgefordert worden.

Bei diesem Text auf GMX fiel mir ein, dass wir auch einmal zusätzliche Namensschilder an der Wohnungstür anbrachten…
Da bei der 1987 anstehenden Volkszählung nur der Haushaltsvorstand, ergo bei uns der Hauptmieter, die Fragebögen beantworten sollte, wurde in der WG ein abendliches Brainstorming angesetzt. Meine Mitbewohner wollten mich bei der Verweigerungsaktion unterstützen. Marion betätigte sich als Schriftführerin, während Achim und ich etwas mehr dem Alkohol zusprachen.
Bekannt war, dass die “Volkszählschnüffler” gleichzeitig die Rückmeldungen tätigen sollten für die polizeilichen Meldestellen über die Namen die sie an den Wohnungstüren vorfanden. Also wurde zuerst beschlossen, noch zwei, drei Namen mehr an der Wohnungstür anzubringen, aber welche?
Von unsere Mitbewohnerin  kam die erste Idee. Sie bestand darauf, dass ab heute der Name ihres Sittichs mit auf dem Schild erscheinen sollte: Winnetou Zwitscher Moser-Schramm-Schirra, als “W. Z.Witscher”.
Beim nächsten Mitbewohner taten wir uns etwas schwerer, dann hatten wir´s, „Sumsi“ die Scheißhausfliege.

Wir nannten sie “S. Umsi”. Marions Vorschlag war wieder genial, “Umsi” – hinten mit “Y”, dann kämen gewisse Leute auf die Idee, dass es sich um einen Ausländer handeln würde. Gesagt, getan; anschließend pappte ich das neue Namensschild sofort draußen dran.

Um den Zähler richtig in die Pampa zu schicken, wollten alle angeben, dass jeder in unserer Wohnung einen eigenen Haushalt führte. Erst nach langem hin und her sollte die Aufklärung erfolgen, wegen eines Missverständnisses. Außerdem nahm keiner für den anderen die Unterlagen an: Jeder war allerdings autorisiert, für den anderen Mitbewohner Termine mit dem Schnüffler zu vereinbaren, um sie dann kurzfristig abzusagen. Ursprünglich beteiligten sich im Haus noch mehr junge Leute an ähnlichen Aktionen.
Die ersten beiden Wochen nahm der Zähler alles noch gelassen hin, schließlich wurde er richtig ungehalten. Weder Marion noch Achim waren W. Z. Witscher oder S. Umsy bekannt und bei mir wussten beide schon seit Monaten nicht, wo ich mich aufhielt.
Schließlich lernte ich den Typen mündlich kennen. Nach mehrfachen Klingeln erfolgte meine Frage durch den Wohnungstürbriefschlitz, wer denn da sein.
“Herr So-wie-noch, wegen der Volkszählung”, er könne sich ausweisen.
“Es tut mir momentan sehr leid, bin gerade gerade aus dem Bad gekommen und nur mit einem Feigenblatt bekleidet. In 10 Minuten gebe ich eine Audienz! Unterstehen sie sich, irgendwelchen Scheiß durch den Briefschlitz zu schieben!” Tappte daraufhin auf der Stelle von dannen, knallte eine Tür zu und lauschte, was sich im Treppenhaus tat.
Der Mann schien es sich auf die Treppe bequem gemacht zu haben, denn es klackten Schlösser eines Koffers. Er schien dort zu arbeiten, leise ließen sich Selbstgespräche vernehmen.
In meinem Zimmer riss ich meine Anlage auf, machte mir anschließend in der Küche eine Stulle und knallte mich in Achims Zimmer vor die Glotze. Irgendwann schellte es sanft, unsere Klingel war eine trillernde Vogelstimme und wenn jemand nur sehr leicht den Knopf drückte, kam fast kein Geräusch.
“Bitte öffnen sie doch die Tür, ich möchte ihnen nur die Unterlagen geben!”
„Geht nicht, ich habe meinen Schlips noch nicht gefunden.”
“Ich will ihnen doch keinen Ärger bereiten. Wie sie sicher wissen, kann es auch anders ablaufen”, dies hätte der Knecht nicht ablassen sollen und reagierte folglich auf nichts mehr.
Tage später lief ich ihn fast über den Haufen. Hatte im Hof gerade mein Hirschlein angeschlossen, enterte das Haus und knallte im Hausflur fast mit mit diesem spacken Bürschlein zusammen – Marke 68er-Softi-Pädagoge. Jener Knabe musste sich irgendwo im Haus über mich erkundigt haben, denn kaum dass ich ihn richtig gewahrte begann er, einen Salm abzulassen und versuchte mir einen Ausweis vorzuzeigen: “Mann, mich interessiert nicht, wer du bist, oder warum du hier herumlungerst.”
Während ich die Tür aufschloss, kramte er in seinem Koffer und fingerte einen A4 Briefbogen raus und wedelte damit herum.
Mir kam Achim aus der Küche entgegen: “Wie ich sehe, hat der Zufall dich in die Arme unseres netten Herrn Volkszählers getrieben.”
Aus Richtung Treppenhaus waberte die Frage, ob er kurz in die Wohnung kommen könnte. Noch zwischen Tür und Angel erfolgte mein entschiedenes “Nein”, drehte mich plötzlich wieder um, schob ihn beiseite, setzte mich draußen auf die unterste Treppenstufe und grinste ihn an. “Sag mal, ihr Beamten könnt euren Hals auch nie voll bekommen. Reicht euch die Knete nicht, die ihr als treue Staatsdiener erhaltet? Da gibt es doch Sonderzulagen, wenn ihr den Bleistift anspitzt oder die Kugelschreibermine wechselt, und nun das. Sich freiwillig als Schnüffler betätigen. Old Ben, du musst doch im Geld schwimmen!”
Auf mein Geduze ging er nicht ein und verwahrte sich, diesen undankbaren Job freiwillig zu machen. Außerdem habe man ihn als Oberstufenlehrer, mit Absegnung der GEW, zu seinem Tun verdonnert. Er würde nur eine kleine Aufwandsentschädigung erhalten. Wie viel die wert sei, könnte ich mir doch ausrechnen, allein aus der Tatsache, wie lange es gedauert hätte, drei Leute aus unserer Wohnung zu kontaktieren und wir wären kein Einzelfall.
“Aha, ein P ä d a g o c h e !  Damit du es weißt, diese Leute stehen auf meiner Beliebtheitsskala ganz oben, die kommen bei mir noch vor den Bullen. Also, was liegt an?”
Dass er sich sehr zusammennahm war ihm anzumerken. Auf dieser Basis wollte mein Gegenüber dieses Gespräch nicht weiter fortsetzen, ich sollte den Umschlag in Empfang nehmen, dann würde er gehen. Allerdings bestand er darauf, von mir als Haushaltsvorstand zu erfahren, um wen es sich bei „W. Z. Witscher“ und „S. Umsy“ handelte. Nach meiner Auskunft, folgte seinerseits die Frage, ob wir diese Idee lustig fanden, zerknirscht und etwas lauter, “Können sie sich vorstellen, was durch diesen Blödsinn für Schreibkram auf mich zu kommt?”
Dabei kam er mit dem Umfragebogen wieder sehr nah an mich ran.
“Old Ben! Du scheinst es immer noch nicht geschnallt zu haben, ich werde nichts annehmen und folglich auch nichts ausfüllen. Wenn ich diesen Bescheid jetzt in die Hand nehme, häcksle ich ihn, die Schnipsel kannst du deinem Vorgesetzten dann als Puzzle präsentieren. (Ich benutzte damals allerdings eine lustige Redewendung aus meiner Armeezeit…) Außerdem gibt es sicher Leute, die diese Bögen gern ein zweites Mal ausfüllen würden. Schiebe sie doch einem dieser Vögel unter, dann wärst du die Wische los! Es käme auf einen Versuch an. Warum bist du so penetrant? Gibt es eine Prämie, wenn du in deinem Distrikt 100 Prozent Beteiligung melden kannst? Also nimm diese Papierchen und geh, ehe ich ungemütlich werde!”
Der Mann machte mich rasend.
Nach seiner freundlichen Verabschiedung riss ich mich zusammenreißen, um meine Wut nicht an der Wohnungstür auszulassen.
In den nächsten Tagen waren zwei Mieterversammlungen anberaumt. Eine unter den jüngeren Leuten der Apostel-Paulus 26 in unserer WG, die andere im Haus meiner Freundin. Ganz schnell wurde mir klar, dass keiner der Anwesenden das Ganze durchziehen würde. An Aktionen war auch nicht zu denken.
Einzig mein Nachbar,  Anarcho-Klaus, schien bereit etwas zu veranstalten, zum Beispiel an einer öffentlichen Verbrennung der Bögen teilzunehmen.
Wirklich alle  kippten nach kürzester Zeit um. Zuvörderst brach das linkslastige Spektrum weg. Dies schon bei der ersten mahnenden Anfrage, ob ihrer Vergesslichkeit, jene Bögen auszufüllen. Mann, kamen bei den etablierten 68er Ausreden, reinweg nur noch zum Abkotzen. Schließlich zog ich mich von dem ganzen Klüngel zurück und war bestrebt allein, aber mit wehenden Fahnen unterzugehen. Obwohl einige dieser Polit-Chamäleons versuchten, mich zu überzeugen, endlich doch auszufüllen, da sowieso alles den Bach runter ginge. Schließlich wäre es auch Widerstand, falsche Angaben zu machen, was für mich aber nicht in Frage kam.
Der letzte meiner Bekannten, ein ewiger Saisonrevolluzzer verzichtete knauend auf seinen anfänglichen Protest, als ihm 500 DM Zwangsgeld angedroht wurden, die damals schon seine Portokasse entnehmen konnte.
Diesem linxwixenden, bimbophilen Genosse war zwar zu Ohren gekommen, dass auf dem Bahnhof eine Mini-Revolution stattfinden sollte, und nun konnte er sich noch nicht mal entschließen, eine Bahnsteigkarte zu lösen.
Meine Wenigkeit reagierte auf nichts mehr.
Allerdings liefen, auch mit Unterstürzung von Roten und deren grünen Mehrheitsbeschaffern, zig tausend Mark an Buß-, Verwarnungs-, Ordnungsgelder und Gerichtskosten auf…

3 Gedanken zu „BILD: Tote Teppichratte vergaß seine Glotze bei der GEZ anzumelden!

  1. michfiel

    http://www.zensus2011.de.
    Auch diesmal gibt es wieder viele Veränderungen. Im Unterschied zu damals darf das Volk sogar mitdiskutieren, bevor es letztendlich sowieso wieder über den Tisch gezogen wird. Das nennt sich dann wahrscheinlich pluralistisch.

  2. zk

    Richtig, ich habe mich leicht vertan!
    Für April/Mai 1983 war die „Volkszählung“ in Form einer „Totalerhebung“ geplant. Gegen jenen Schnüffelakt wurde mehrfach Verfassungsbeschwerde erhoben und sie letztendlich 1987 in „veränderter Fassung“ durchgeführt.

  3. michfiel

    Die Volkszählung war nicht 1983, sondern 1987. Und nächstes Jahr geht der Scheiß mal wieder von vorne los. Passender blöder Spruch hierzu: „Lieber ein buddhistisches Standesamt als ein statistisches Bundesamt”

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