Crocodile Jürgen Bailey 🎸 & vocals @ Ernie Schmiedel 🎹

Blues and Rock’n Roll pur, echt und geradeaus!
Жалпыға жария·Ұйымдастырушы: „Landsknecht“, Nikolsburger Str. 11, 10717 Berlin
– Im inzwischen verschlafenen Wilmersdorf, was die ehemals häufig anzutreffende Musikkultur betrifft – am U-Bahnhof: Hohenzollernplatz
In den letzten Monaten schaute ich öfters mal dort vorbei, schon deshalb, weil Samstags in der Nähe ein Wochenmarkt stattfindet, der mittlerweile auch am Abnippeln begriffen ist.
Zumindest halten seit wenigen Jahren, in der Sommer- und Herbstsaison, die zwei Landwirte aus dem Brandenburgischen immer noch die Stellung. Hinzu kommt, dass man im Gemeindesaal vom „Kraftwerk Gottes“, der zwar spartanisch eingerichtet erscheint, sehr gut frühstücken kann, von 10 bis 13 Uhr.
Da ich immer gleich morgens auf dem Markt auftauche, geht es oft ein zweites mal dort hin, wegen der leckeren Hackepeter-Schrippen bei Kirchens, anschließend ins schräg gegenüber liegende „Café Bernstein“. Dabei handelt es sich um eine gefährliche Institution, wegen der gigantischen Torten, welche die junge Inhaberin kreiert. Man kann dort sehr gepflegt abhängen, zumal es auch mehrere lesbare Tageszeitungen gibt. Schlürfe dann zumindest einen schwarzen Kaffee mit einer Kugel Vanilleeis. Irgendwann testete die Scheffin mein spezielles Getränk und erkundigte sich, wie es heißen würde, da sie es in ihr Angebot aufnehmen wollte: „Wiener Kaffee“. Gab ihr aber zu verstehen, ob dies schicklich wäre, in einer türkisch geleiteten Restauration, solch ein Getränk zu offerieren, ob sie denn nicht wüsste, was 1683 in jener österreichischen Stadt geschah…
Wusste sie natürlich nicht. Ließ sich aber ausführlich berichten, bis hin zum späteren polnischen König, Johann III. Sobieski...
Möglicherweise erscheint es im vergleichbaren Licht, dort „Wiener Kaffee“ auszuschenken, als wenn man beim Kroaten eine Serbische Bohnensuppe bestellen würde…
Mann, bin ich wieder ausgeglitscht, zurück zum Landsknecht!
Den Laden kannte ich aus alten Mauertagen, weil wir dort mehrere Monate Doppelkopf spielten.
Der alte Besitzer musste nach einigen Schlaganfällen seine Flinte ins Korn werfen, anschließend dauerte dann der Umbau ziemlich lange. Irgendwann trug man mir zu, dass nun wöchentlich Live-Mucken stattfinden sollten. Vom erhaltenen Namen, schloss ich natürlich in Richtung deutsche Schlager u. ä., die sind nun weiß Gott nicht mein Fall. Aus meiner Stammkneipe konnte mir niemand sagen, zu welcher Tonkunst da der Bär steppen sollte.
Nun wurde das Netz bemüht, das angesehene Interieur ging in vermutete Richtung – aber Pustekuchen!
Ward hinterher stinksauer auf mich, als ich las, dass am 25. Juli, Wayne Grajeda, der alte Recke aus der Hagelberg-Gang, sein Debüt gab.
Fand aber zum 1. August keinen weiteren Hinweis, also hin.
War dann sehr erfreut, Jürgen Bailey & Ernie Schmiedel dort anzutreffen, beide lieferten eine sehr angenehme Mucke ab!
Mehrere Sachen fielen mir unter den anwesenden Mumien, wir um die 70, auf – wobei ich mich natürlich auch zuzähle…
Von dem schon etwas abgehangenen Fleisch, hätten sich viele Angehörige der verblödenden i-Phon-Generation (Halb so alt wie wir, aber schon doppelt so tot!) etliche Scheiben abschneiden können!
Beginne damit, niemand dattelte auf seiner Kommunikationsprothese herum, die Leute waren in der Regel klatsch- und textsicher, was für eine ausgelassenen Stimmung sorgte, seien es die Hits von Chuck Berry, den Stones oder Johannes Bargeld gewesen. Bei „Let`s Twist Again“, war dann alles zu spät, da kam die Hotterei hinzu…
– In solchen Momenten fallen mir immer sofort Episoden aus den entsprechenden Tagen meiner Zonensozialisation ein.
1961, befand mich zu der Zeit im Kinderferienlager: „Neu Afrika“, bei Templin, da kam zum bundesgermanischen Text eine spezifische Ost-Interpretation hinzu, leider bekomme ich sie nicht mehr zusammen. Sie begann damit: Kam aun let`s twist ä gän, meine Braut ist schwangner, Kam aun let`s twist ä gän, mir wird immer banger…
Wegen des Singsangs eines anderen Hits, Da sprach der alte Häuptling der Indianer, stand als Strafe fast die Heimreise an. Man beließ es bei einer gedrechselten öffentlichen Bestrafung, am morgendlichen Fahnenappell, schließlich konnten sie nicht auch noch den Text vortragen. Freilich war vorher im ganzen Lager bereits herumgegangen, um was es ging.
Dem politisch vollkommen inkorrekten hatten wir noch einen drauf gegeben, wie folgt:
Schön war sie, bis zum Knie,
Alles war wunderbar.
Da kam weißer Mann
Und wollte gleich mal unten ran.
Da sprach die Alte,
Geh weg von meiner Spalte,
Geh weg von meiner Hängebrust,
Denn ich hab heut´ keine Lust
Hier beginne auch meine Textschwierigkeiten!
Abschließend noch etwas von einer Politferkelei, allerdings drei Jahre Später, anlässlich des 1964er Deutschlandtreffens. Erstmalig und das einzige Mal, hielt ich mich bei solch einem Vermehrungstreffen der FDJ auf – die fünf Tage meines Berlinaufenthaltes, waren bis dato das durchgeknallteste Erlebnis als frühreifes Bürschchen. Kann eigentlich behaupten, nicht nur die Querelen, nach dem total missglückten Fluchtversuch, ein Jahr vorher, war diese ganz kurze Zeit, die eigentliche Basis für die weiteren Zehn Jahre, die zwangsläufig im Knast enden mussten…
Eben fiel mir mein Deutschlehrer der 10. Klasse wieder ein – Klaus, du musst bei deinen vielen bildreichen Erlebnissen immer mehrere Geschichten machen!
Anlässlich jener Fete war die Dusseligkeit der Kommunisten wiedermal grenzenlos! Stand doch an dem Fenster einer Kneipe in Weißensee(?): Das Aufführen von westlich dekadenten Tänzen wird von unserem sozialistischen Gaststättenkollektiv nicht geduldet!
Komme mit einer Bemerkung nun wirklich zum Schluss!
Schräg vor mir, nervte ein Typ den Gitarristen, er soll doch mal „Marmor, Stein und Eisen bricht“ spielen (Nur gut, dass Jogi in dem Moment nicht anwesend war...). Die Jungs taten ihm den Gefallen, allerdings sollte er dann auch singen. Merkwürdigerweise kam von allen nur der Refrain fast korrekt rüber.
Wobei mir der gesamte Text noch geläufig ist, hielt ich die Klappe.
Noch eine Ost-Fußnote: Was gingen in Tanz-Kneipen massenhaft Henkelgläser in die Brüche, wenn die Leute zum „Dam Dam“, damit auf die Tischplatten droschen…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert