Die Lange Elias-Canetti-Nacht

“Ich bekam ein Puzzle zum Geschenk”
Das letzte Drittel beginnt mit einer Überlegung, die mir als großer Fan von Friedhöfen nie so in den Kopf kam –  ab der 60sten Minute…
Hier einige Tips, beginne mit Istanbul: Pierre Loti Anhöhe, Eyüp
Qufu, Grab von Konfuzius
Rock of Cashel
Jüdischer Friedhof Berlin-Weißensee
Johannisfriedhof (Nürnberg)
Südwestkirchhof Stahnsdorf
Alter Jüdischer Friedhof (Prag)
Bremgartenfriedhof

Könnte zu den genannten Friedhöfe ellenlange Schriebe verfassen…
Das Problem, welches ich auf dem Bremgartenfiedhof hatte, ist ziemlich schnell geschildert.
Hatte den Auftrag bekommen, dort das Grabmal von Bakunin abzulichten. Die Scheffin und An­dreas gaben mir dafür 30 Minuten, denn gleich anschließend sollte es ins französische Jura gehen. Also, bei der Verwaltung nachgefragt. Das junge Mädel kannte noch nicht mal den Namen und ihr Vorgesetzter kam ausgerechnet an dem Tag eine Stunde später. Mäanderte einfach auf dem riesigen Gelände los, fragte mehrere Leute, aber niemand konnte mir die entsprechende Auskunft geben. Irgendwann liefen mir meine Partner über den Weg, die gaben mir eine weitere halbe Stunde. Wieder nichts!
Dann tauchte ein Gärtner auf, der wusste zwar, wer Bakunin war, kannte aber das Grab auch nicht. Zehn Minuten später stand er wieder neben mir und zeigte auf eine große Hecke, „dahinter arbeitet ein langhaariger Typ auf einem kleinen Bagger, der weiß garantiert Bescheid!“
Nach meiner Frage grinste der Knabe wie ein Erdalfrosch und führte mich zu dem entsprechenden Hinkelstein. Machte mehrere Fotos, dann rauchten wir noch ein Glimmer und er verschwand wie­der. Dann blieb ich mit einer weiteren Herausforderung wieder allein. Musste nämlich noch, auf vier überdimensionierten Pergamentbögen, mit schwarzen Wachsstiften, die gesamten Schriftzei­chen abpausen…
Natürlich war zu dem Zeitpunkt bereits der Termin vom neuerlichen Treffpunkt wieder vergangen. Dann tauchte Madame sehr ungehalten auf, sie hatte sich von Andreas getrennt und beide suchten mich schon. Es wurde großzügig eine weitere halbe Stunde genehmigt, wo ich bald bemerkte, auch die würde nicht reichen…
Ein Pause war endlich fertig, da stand plötzlich das Scheffchen von der Friedhofsverwaltung neben mir, ohne großartige Erklärungen packte der sofort zu und alles lief recht schnell ab.
Währenddessen fiel mir etwas ein, was mit einer neuerlichen Malaise einherging.
Hatte Andu versprochen, rund 20 DIN A4-Blätter, doppelseitig eng beschrieben, zu übersetzen. Wollte dafür sämtlichen Seiten noch auf A3 vergrößern lassen. Es ging dabei um Fragmente von Tagebuchaufzeichnungen aus den End1944ern bis Juli 1945, teilweise in einer Sauklaue verfasst. Logo, entsprechend der gerade vorherrschenden psychischen Verfassung, bei der Schilderung von den erbärmlichen Erlebnissen im lange verwonnenen Endsieg-Krampf der vollkommen zerstörten Berliner Innenstadt.
Abschließend noch eine Erklärung zu den Lebensumständen des Paares, um deren Erleben es im Nazireich ging. Als Jude konnte der Mann nur überleben, weil sich seine arische Gattin standhaft weigerte, auf eine Scheidung einzugehen, man es privilegierten Mischehe!
Als die Waffen endlich schwiegen, ging es umgedreht weiter, nun musste die Frau um ihr Leben bangen. Weil dummgeile Rudel von Soldaten der Roten Armee, überall Hetzjagden auf alle weib­lichen Wesen, von 8 bis 80 veranstalteten. Weil sie sich nun als Sieger, voller Hass endlich sexuell ausscheißen wollten…
Auch diese Überlebenskampf lief für beide Opfer dann auch noch recht glimpflich ab…
Ach so, jene Aufzeichnungen waren in Kurrentschrift verfass

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