Neu im Kino: “Die glorreichen Sieben”

 

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Bekam erst heute in der U-Bahn mit, dass im Amiland eine neuerliche Glorreiche Sieben gedreht wurde. Empfand es als recht merkwürdig, was dort über den stillen Monitor lief – scheinbar eine ganz frische Opfergabe auf dem Altar des krankhaft gutmenschelden Zeitgeistes der politischen Korrektheit...
Im selben Moment kamen mir ein Haufen nostalgische Erinnerungen hoch.
Die erste Hollywoodverfilmung wurde damals in der Zone sehr schnell in den Kinos gezeigt. Die Sangerhausener Uraufführung fand auf der kleinen Freilichtbühne des Rosariums statt.
An sich hätte man uns damals, vom Alter hergesehen, gar keine Karten verkaufen dürfen, da es sich ja um eine Nachtvorstellung handelte.
Unserer Gruppe entschloss sich dann ziemlich schnell, die Karten für einen wesentlich höheren Preis gleich wieder zu verkaufen und dann im hinteren Bereich, unter dem Maschendrahtzaun durchzukriechen. Auf jene Idee des anderweitigen Eintritts waren aber eine Vielzahl andere ebenso gekommen.
Kurz vor Beginn der Vorstellung begannen nun ein Haufen sitzplatzlose junge Gesellen ringsherum auf die Bäume zu klettern, deshalb sollte die Vorstellung gar nicht erst beginnen.
Da es plötzlich zu lautstarken Protesten unter den Zuschauern kam, was ziemlich schnell zu chaotische Ausmaßen führte, richtete der besonnene Männe Bär (Der eigentliche Chef vom innerstädtischen Kino) besänftigende Worte ans Publikum. Bis auf ewig einsetzende lautstarke Bemerkungen zum Geschehen zwischendurch, nebst entsprechender Kommentare von allen Seiten, welche oft in brüllendem Gelächter untergingen, wobei die Dialoge zum Leinwandgeschehen natürlich mächtig litten, verlief der Abend doch recht friedlich. Allerdings kochte ganz sachte eine gewisse Aggressivität hoch, die sich dann im Anschluss entlud und zu riesigen Schäden an den Rosenrabatten führte, da viele Leute respektlos, geradewegs direkt zum Ausgang strebten…
In der gleichen Woche wurde der Film im ganzen Land verboten, deshalb konnte ich ihn mir nicht noch mal anschauen.
Später, dann im Westen, stand er auf meiner unbedingten To-do-Liste, nach einer halben Stunde reichte es dann bereits. Dies ging mir mit vielen Filmen so, deren Schnipsel von Helmut Langes ARD-Show “Kennen Sie Kino?“, haften geblieben waren. Was war da für ein Scheiß drunter! Der Mann schienen oft nur wenige Sekunden von irgendwelchen Highlights herausgepickt zuhaben.
Oft war es mir außerdem nicht möglich, Filme im Nachhinein, dem damals vorherrschenden Zeitgeist während ihrer Drehtage anzupassen, dies betraf besonders viele Ami-Produktionen und deutsche Schinken. Wobei solche Schwierigkeiten niemals bei sozialkritischen Streifen aus Italien und Frankreich auftraten.
Dass die ostdeutschen Zensoren viele japanische Produktionen freigaben, lag sicher daran, weil schlicht kein größerer Markt vorhanden war, dabei bargen viele Filme sozialen Sprengstoff. So manches mal hockten dann im Lichtspielhaus keine zehn Hanseln, ähnlich auch bei großartigen russischen, polnischen und tschechischen Filmen. Ungefähr zwanzig Jahre nach Kriegsende saß es in den Köpfen der Leute immer noch drin, ward auch bereits an die folgenden Generation weitergegeben worden, dass aus den letztgenannten Ländern sowieso nur kulturloses Zeug kam.
Lange Schlangen bildeten sich aber immer bei den vielen Endsiegschmonzetten mit Moser, Albers und Konsorten, die ich mir natürlich auch reinzog. Bis zum Mauerbau rutschten auch immer mal wieder belanglose Filmchen aus der jungen Bundesrepublik durch…

Wieder daheim, wurde das Netz bemüht und fand dann etwas bei „ß-online“…
Was soll jene Rezension eigentlich?
Da ich Film- Fernseh- und Buchkritteler im Allgemeinen verachte und deren Salbadern geflissentlich übergehe, kam es mir – Who the fuck ist eigentlich Philipp Stadelmaier? Möglicherweise handelt es sich bei ihm um einen politisch korrekten schöngeistigen Rezensionstraumtänzer. Eventuell tue ich ihm ja auch großes Unrecht an, weil er seinen Artikel vielleicht als Glosse verstanden haben will, letztlich wohl doch nicht…
Er titelte da: Ein Remake, das die Welt wirklich gebraucht hat
Den einführenden Sätze konnte ich sogar noch etwas abgewinnen. Dies änderte sich ab dem Zeitpunkt, wo mir haften blieb: Ab und an entstehen aber auch echte Perlen, so wie Fuquas “Glorreiche Sieben”…
Allerdings hätte ich nach der fettgedruckten Aussage unter dem Photo bereits stutzig werden müssen, wo es heißt: Actionspezialist Antoine Fuqua hat den Hollywoodklassiker “Die glorreichen Sieben” als Multikulti-Western neu verfilmt.
Und dann kommt es, der Herr Krrritiker bastelt einen unendlich gutmenschelden Spannungsbogen, auf den ich abschließend noch draufhauen werde, natürlich mit der mir eigenen Art.
Weshalb die „ß“ sich mit der Veröffentlichung jenes Geschreibsel auf das Niveau einer Boulevardpostille begab, versteh ich absolut nicht. Wenn es lediglich darum geht, eine ganz bestimmte Klientel, dem Zeitgeist entsprechend zu hofieren, dann hat P.S. natürlich den Nagel auf den Kopf getroffen.
Denn für mich sind da multiple Orgasmen der politischen Korrektheit erkennbar, alles sogar mit einer erquicklichen Brise Philorassismus gewürzt.
Bemerke gerade meinerseits die Aufwertung selbigen Artikels, auch wenn er von mir auseinanderklamüsert wird. Mache aber trotzdem weiter, da mich Stadelmaiers Art mächtig ankotzt und in der heutigen Situation, da sich mit solchen saft- und kraftlosen Märchen, die überall anstehenden alltäglichen Herausforderungen noch nicht mal ansatzweise deckeln lassen.
Letztlich versucht der große Kritiker lediglich, ein Machwerk von tumben Quotenkleingeistern, für die dröge Masse aufzubereiten, damit die sich vor den bewegten Bildern friedlich einen runter holen kann, weit ab jeglicher Realität.
Man sollte nämlich bei seiner Rezensionen nicht die Zeiten vergessen, in denen die Regisseure Akira Kurosawa und John Sturges ihre Legenden strickten und vielleicht mit wenigen Nebensätzen erwähnen!

1954: Die sieben Samurai – Japan kränkelte arg depressiv nach dem verlorenen Krieg herum, außerdem konnte jeder für sich, im Film, Seitenhiebe auf die amerikanischen Besatzer hineininterpretieren…
1960: Die glorreichen Sieben – In den USA sind überall noch die Nachwehen der McCarthy-Ära zu spüren, besonders im kulturellen Bereich. Hinzu kam jener legendäre sowjetische Sputnik-Schock, der den Amis noch mächtig in den Gliedern saß. Da kam natürlich Locke Brynners geradliniger Einsatz gerade im rechten Moment…

In heutigen Tagen scheint die Masse in den Industrienationen lediglich unter grenzenlosem Konsumbegehren und deren Auswüchsen zu leiden. In dessen unsäglichen Kreislauf nun auch meine Wenigkeit hineingezogen wird. Denke nur daran, dass vor einigen Wochen in den Medien ewig an meine Aufmerksamkeit appelliert und Tips gegeben wurden, um nicht irgendwo unterbelichteten Pokémon-Jäger mit dem Auto flach zufahren. In dem Fall hätte mir die hiesige Justiz bestimmt einen kräftigen Einlauf verpasst.
Nebenher sah ich die ganze Angelegenheit aber positiv, schließlich haben Eltern von solchen Gören, denen sie fürs kommende Leben recht wenig mitgegeben haben, heutzutage die Möglichkeit ihre Ableger laminieren zu können, um sie dann in der guten Stube an die Wand zu pinnen oder mit Hilfe eines 3D-Druckers, im heimischen Hobbyraum, wieder auferstehen zulassen…
Zu heutigen Tagen passt natürlich Antoine’s Remake vom Remake, wie die Faust aufs Auge!
Selbstverfreilich lassen sich dabei auch noch andere Quoten einbinden, der erste Versuch ging etwas in die Hose. Allerdings erhalten die glorreichen Sieben ihrerseits Unterstützung von einer jungen Frau, die als Einzige, wie sie sagt, “die Eier hat(Sogar wesentlich mehr als alle anwesenden Type zusammen, dies wäre allerdings ein etwas anders gelagertes biologisches Problem.) um das Dorf aktiv vor dem Untergang zu schützen. Einziger Kritikpunkt: Es hätten noch mehr Frauen sein dürfen, um die Bande auch geschlechtlich durchzumixen. Aber das kann man ja in einem späteren Remake nachholen.
Nach momentanen Stand der Dinge hätte Fuqua ja Nebenrollen mindestens für Hillary Clinton oder Helene Fischer einbauen können, für den speziellen deutschen Markt vielleicht mit Andrea Nahles…
Mich würde trotzdem mal interessieren, weshalb sich ausgerechnet Denzel Washington als vermeintlich nützlicher Idiot einspannen ließ, um den heldenhaften Renommiernigger zu mimen?
Meister Stadelmaier findet etwas ganz doll knorke und drechselt zu der ihn bewegenden Kleinigkeit folgende Worte: Es gibt, und das ist das wirklich Schöne an diesem Film, nicht eine einzige rassistische Bemerkung. Niemanden scheint es auch nur die Bohne zu interessieren, wer welche Hautfarbe oder was auch immer hat.
Heiteitei, ist das nich nett un unendlich scheeen?
Vielleicht ist aber der eine oder andere Kinogänger*In darunter, der/die (Ist politische Korrektheit nicht selten doof?) zwar beseelt und glücklich aus dem Filmtheater kommt, dabei noch von der realitätsfernen Sterilität des Films ergriffen ist, anschließend mal wieder Augen und Ohren aufsperrt, um auf dem Heimweg bereits, den alltäglichen Rassismus sowie die vollkommen politische Inkorrektheit der Umgebung zu registrieren…

Bemühte abschließend nochmals das Netz und fand heraus, dass der nette Filmkritiker an einer Dissertation über Serge Daney werkelt, mitnichten an einer von Meister Nadelöhr
Vielleicht sollte der rührig Herr etwas Abstand von seiner Arbeit zum Eitelkeitskürzel finden und statt dessen ein Drehbuch zum Remake, des Remakes vom Remake schreiben. Bei entsprechender Besetzung der Hauptrolle könnten mit einem Schlag, politisch ganz korrekt, auch noch viel anderen Quoten bedient werden u.a. auch das Minderheitenproblem. Dazu müsste er die Bossin, Frau Chisolma, mit einer behinderten lesbischen schwarzafrikanischen Jüdin besetzen…

Fußnote: Hier noch ein Hinweis, zum von mir hoch verehrten Georg Kreisler, dessen zeitloser Hit nennt sich zwar „Der Musikkritiker“, stattdessen kann man ja „Filmk…“ einsetzen.

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