Altmärkische Hochzeitssuppe

Dieses Rezept entstand in Anlehnung eines Gedächtnisprotokolls, nach dem Verhör der Altmärkischen Köchin: Carla Halfpaap

Traditionell – saisonbedingt* aus Spargellanden – sehr wohl schmeckend, aber aufwendig, was die Kochvorbereitung angeht

*(Mit Dosenspargel hergestellt, kommt diese Suppe bei aller Mühe nur an einen etwas besseren Kasernenfraß heran, ich weiß wovon ich rede. Keine Probleme bekommt man in diesem Fall mit Fastfood-Junkies und jenen Gästen, die ewig ihre Schnäppchen-Fertiggerichte bei Feinkost-LIDL erstehen und im Klingelofen zubereiten.)

– Warum diese Suppe immer mit Hochzeiten in Verbindung gebracht wird, weiß der Teufel. Was ebenso die Tatsache betrifft, dass sie lokalpatriotisch immer nach der entsprechenden Region benannt wird, obwohl Bestandteile und Zubereitung ausnahmslos identisch sind.

Vier von einander unabhängige Arbeitsgänge sind für die Zubereitung notwendig, dessen ungeachtet leicht parallel zu bewältigen.

Zutaten und Zubereitung:

I. – Die Hühnerbrühe:
• 1 Suppenhuhn – (Statt eines toten Vogels tut es auch eine Gemüse-Hefebrühe aus dem Reformhaus, oder dem Bioladen.)
• 2 l Wasser
• 3 Mohrrüben
• 1 Stange Porree
• 1 Stück Sellerie
• mehrere Stängel Petersilie
• Salz und ein paar Pfefferkörner
Aus obigen Zutaten eine Brühe kochen, bis das Fleisch fast gar ist. (Dann lässt sich aus dem Federvieh noch ein Gericht im Römertopf zaubern – siehe auch „Knoblauchhühnchen“ .)

– Besser kommt es, wenn man das Hühnchen köchelt bis das Fleisch von den Knochen fällt, dann ist allerdings für das ausgelaugte Teil die Tonne angesagt. In diesem Falle, sollte das Gemüse erst wesentlich später in den kochenden Sud geschmissen werden. Die fertige Brühe wird anschließend durch ein feines Sieb gegossen und der Rest entsorgt.

II. – Der Spargel:
2 Pfund frischen Spargel unter fließendem Wasser gut waschen und reichlich schälen, damit später beim Zerkleinern keine Fasern entstehen. Die Schalen mit einer Prise Salz in einen Topf geben, ungefähr ein Zoll Wasser sollte während des etwa 20minütigen Garens über dem Ganzen stehen. Anschließend die festen Partikel mit einer Schaumkelle rausfischen und die geschälten, halbzöllig geschnittenen Spargelstücken in dem vorhandenen und noch zusätzlich aufgefüllten Wasser (etwa 2,54 cm Wasser übers Janze) aldente kochen.

III. – Die Gehacktesklößchen oder „Minifrickos“:
Rund 996 gr. Gehacktes vom Schwein, oder halb Schwein halb Rind, wird mit einer mittelkleinen (ca. 2 Zoll großen) klein gehackten Zwiebel, etwas Semmelbrösel, Senf (mittelscharfer), sehr fein gewogener Petersilie, Salz und Pfeffer zu einer gut durchmengten Pampe verarbeitet und dann zu kleinen Kullern, etwa doppelt so groß wie Hasenköttel.

Für diese verantwortungsvolle Tätigkeit bietet sich – wenn vorhanden – die Mitarbeit von zwei Halbwüchsigen an, die allerdings gleichzeitig in einer Schüssel rummanschen sollten. Dies ist mit einem kolossalen Vorteil behaftet, da  die Küche mit großer Wahrscheinlichkeit, anschließend etwas gründlicher gereinigt werden muss.

Alle Klößchen in 2 Liter kochendes Wasser geben und ca. 5 min. sieden lassen, anschließend die Klößchen mit dem Schaumsieb herausnehmen und das Wasser durch ein feines Haarsieb gießen, da die abgelösten Fleischfasern nicht in der Brühe landen sollen.  (Muss nicht sein!)
Klößchen und Wasser landen ebenso im Topf mit der Hühnerbouillon.

III. – Der Eierstich :
(Hier gilt als Faustregel: auf 1 Ei, 2 Essl. Milch)

– 7 Eier – mitteleuropäischer Größe
– Die Menge der zu verwendenden Milch ist auszurechnen!
– etwas Salz, Pfeffer und Muskatnuss

Alle Zutaten mit dem Handmixer gut verquirlen und in einem mit Butter ausgewischten kleinen Topf geben (Topf sollte hoch und schmal sein – allerdings benutzen ausgebuffte Eierstichfüchse einen Simmertopf aus Edelstahl) und den in einen größeren mit bereits siedendes Wasser stellen. Der kleinere Topf mit dem Eierstich sollte halbhoch im Wasser stehen. Wenn, dann nur den größeren Topf mit einem Deckel abdecken. Damit der Eierstich stocken und sein Volumen vergrößern kann, muss das Wasser ständig leicht sprudeln!
Dabei Obacht geben, dass kein Wasser in den schleimigen Eierpamps spritzt, sonnst gerinnt das Zeug nie!

Solange kochen lassen, bis der Eierstich an der Oberfläche nicht mehr flüssig ist (ca. 30 – 45 min.). Den Eierstichtopf aus dem Wasser nehmen und den Inhalt im Topf bis lauwarm abkühlen lassen, er fällt dabei etwas zusammen. Ihn anschließend auf einen flachen Teller stürzen (wenn verunglückt, vorsichtig aus dem Topf kratzen) und den Eierstich in Würfel von ca. 1,2 cm Kantenlänge schneiden.

IV. – Letztendliche Zubereitung:
Hühnerbrühe mit Klößchen und Spargel erhitzen, nicht zum Sieden bringen. Abschmecken mit geriebener Muskatnuss, Salz, einer Prise Zucker, weißem Pfeffer, etwas Zitronensaft und nach Bedarf mit etwas Maggiwürze. Erst zum Schluss den gewürfelten Eierstich zugeben und vorsichtig umrühren.
Ist die Suppe endlich auf einem Teller gelandet, dann vor dem Spachteln noch etwas sehr feingehackte Petersilie drüber streuen, Kresse kommt auch gut.

Wird die Hochzeitssuppe als Hauptspeise aufgetischt, reicht man zusätzliche Ballaststoffe in Form von französischen Baguettes, oder frischem Weißbrot, am Besten vom Türken oder Griechen.

Das Rezept ergibt rund 4 l Suppe – Verlängerung mit Wasser aus Wand kein Problem – freilich muss dann erneut abgeschmeckt werden.

Irgendwann kam mir die Idee, das wässrige Gericht es noch etwas sättigender zu gestalten. Kochte (aber aldente!) dafür separat echten Perlsago, Sternchen- oder Buchstabennudeln, wobei letztere, nicht nur bei jüngeren Ablegern, auch anderweitig hoch im Kurs stehen.
Die Kochzeiten der drei genannten zusätzlichen Füllstoffe muss jeder für sich herausfinden. Anschließend den Inhalt des Topfes in ein feines Sieb kippen, kurz abschrecken und etwas spülen, damit nicht schon nach einer viertel Stunde alles zusammenpappt.

Nudeln vorher auf den Teller geben – niemals in die Suppe!
Abermalig aufgewärmt schmeckt die Hochzeitssuppe noch wie frisch zubereitet. Sie darf jedoch nicht zum Kochen gebracht werden, da sonst der Eistich zerfällt und die Brühe trüb wird.
Das Zeug lässt sich gut einfrieren und schmeckt auch nach dem Auftauen wieder gigantisch.
Noch eins in eigener Sache.
Für mich ist dieses Gericht die Königen der Suppen!
So sollte man sie auch behandeln…

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