Als Wurzel der heutigen Popmusik gelten die Einflüsse der schwarzen Musik aus dem Amiland. 1952, während der Jim-Crow- und McCarthy-Ära begingen mehrere Weißbrote und eine farbige Frau ein Sakrileg, sie schissen auf die vorherrschenden Konventionen.
Die Johnny Otis-Band nahm gemeinsam mit Big Mama Thornton eine „schwarze“ Version von „Hound Dog“ auf, selbiger Titel stammte aus der Feder des Duos Leiber & Stoller. Mit diesem Hit begann deren Karriere als wichtigste US-amerikanische Musikproduzenten und Songwriter (Ihnen folgten später nur noch Jagger/Richards) der 50er und 60er Jahre.
Die rockige Ausführung von Elvis Presley war drei Jahre später allerdings erfolgreicher, was auch der Tatsache zuzuschreiben war, dass quer durch alle Bevölkerungsschichten der Konsums von R´n B jeglicher Art rasant zugenommen hatte. Als Nebeneffekt begannen die Klassenschranken zwischen schwarzer Tanzmusik und weißem Amüsierbetrieb aufzuweichen. Während z.B. Chuck Berry, Bo Diddley und Jimmy Reed ihren Stil fanden und sich treu blieben, näherte sich Little Richard – der auch viele Stücke von Leiber/Stoller in sein Repertoire aufnahm – dem Geschmack weißer middle-class-kids, Jerry Lee Lewis ging mit zweideutigen Hit den entgegengesetzten Weg…
Nicht zu unterschätzen war der beginnende Einfluss vieler großen Fernsehanstalten mit ihren Shows…
Viele Leute kennen „Willie And The Hand Jive“, wissen aber nicht, dass es sich dabei um den erfolgreichsten Hit seiner Johnny Otis Show handelte.
Zum Nachruf von Johnny O. fiel mir sofort der Blues Doctor Manfred Paul Galden wieder ein. Weiß gar nicht ob er noch unter uns weilt. Anfang des neuen Jahrtausend ereilten ihn etliche Schlaganfälle, nur über mehrere Ecken vernahm ich öfters nichts gutes, was sein Erdendasein betraf. Viele Jahre fast täglich hundert „Rothändle“ hatten ihr Tribut gefordert…
Aber davon soll nicht weiter die Rede sein!
Für MPG war „Willie and…“ ein favored Song. Da er oft das Publikum einbezog, gehörten immer mehrere Bierdosen, gefüllt mit Reiskörnern, zum Equipment…
Ich spiele mal eine sehr eigenwillige Interpretation von ihm an, sie erinnert allerdings mehr an den Keyboarder Alan Price.
– Möchte mal zurückgehen in das Jahr 1998. Ende der ersten Maiwoche rief mich Manni an, ob ich nicht einen Auftritt organisieren könnte. Es bestände die Möglichkeit, eines Auftritts anlässlich einer Lesung nebst Dia-Show.
Nach kurzer Bedenkzeit sagte ich zu, notfalls sollte alles in unserer Bude stattfinden.
Warum der Verlag nichts dafür tat, der Gedanke kam mir gar nicht.
War es dem Schicksal zu verdanken, dass Peter J. Kraus sein neuestes Buch: „Rock-Highway“ vorstellen wollte, weil er die Gelegenheit beim Schopf packte, da er tagsüber als Simultanübersetzer für Bill Clinton auf Tour war und abends Zeit hatte?
Jedenfalls stellte ich eiligst Flyer und Eintrittskarten her, telefonierte herum…
Alles ließ sich gut an, Christian vom Copy-Shop trat als Sponsor auf, aber dann lief erst mal alles schief.
Im offenen Fernsehkanal gab es für den Freitag keinen Termin mehr.
Meine Freundin war gegen einen Auftritt in unserer riesigen Wohnung. Das Scheffchen meiner Stammpinte, der sonst Livemucken in seinem Laden veranstaltete, sagte njet. Was ihm da für ein Furz quer saß, hat er mir nie gesagt. Dabei konnte er überhaupt nichts verlieren, PJK war auf Knete nicht angewiesen und MPG wollte den Hut herumgehen lassen, außerdem hätte W. Eintritt kassieren können.
Dann fiel mir Rudolf von der Pfingstgemeinde ein und der sagte spontan zu, musste dafür aber sofort bei ihm auf der Matte stehen.
Am folgendem Tag konnte Manne noch im Prenzelgebirge, in einer Anarcho-Kneipe, auftreten – stündlich ein großes Bier, für den Rest war er verantwortlich…
Von den über 50 Leuten aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis sagten die Hälfte ab, vom Rest erschien dann auch fast keiner.
Trotz Zusagen mit viel Gelaber von der Medienseite, druckte keine Berliner Zeitung den Termin. Von den Sendern kam die Information nur bei Radio Multikulti und dem Uni-Radio. Eine Ausnahme machte noch das rbb-Fernsehen, jemand von der Redaktion hatte Mitleid und schnitt von PJK die abschließende Mitteilung in eigener Sache nicht raus. Eben hatte sich der Ami-Präsident verabschiedet, da durfte Peter seine kurzen Spruch ablassen.
Galden dönste kurz vor Beginn noch herum, „passt auf, der Kraus überredet den Clinton und dann tauchen die gemeinsam hier auf…“
Letztendlich ging der ganze Salm vor noch nicht mal 30 Leuten über die Bühne, zwei Pärchen hatten den Zeitpunkt aus dem Radio.
In der Kirche ging an dem Abend die Sache mit „Willie And The Hand Jive“ vollends in die Hose.
(Am nächsten Tag lief es etwas anders ab. Zu fortgeschrittener Stunde waren die Jungs und Mädchen in der Ryke-Straße besser drauf, die wollte gar nicht wieder aufhören mit dem Schütteln der Dosen, dies lag aber weniger an der Musik, sondern an den Hörnchen die dort ewig kreisten…)
Letztlich wurde es keine Lesung. Peter zeigte mehr Dias als Vorgesehen und ließ sich freudig von den Fragen der wenigen Zuschauer löchern, zu leiser Musik die der Blues Doctor zupfte…
Die Bücher kann ich alle empfehlen, witzig geschrieben, versehen mit vielen Hinweisen zu
Eigenheiten der dortigen Eingeborenen, mit Tips zu Unterkünften, Fresstempeln und Musikkneipen.
Allerdings alles unter der Prämisse der entsprechenden Tonkunst auf den ausgewählten Touren.
Fußnote:
Für Sebastian H. etwas in eigener Sache.
Du hattest Recht, wie letztens, keine 30 Meter von der Kneipe weg, fiel mir der Name des Typen ein – John Trudell, der Titel heißt „Dizzy Duck“. Ich finde, nächstes mal werde ich mich in ähnlicher Situation verabschieden, in der Absicht nach Hause zu latschen…