Ich habe immer alles getan, was mir Papa und Mama gesagt haben. Dispil, Displizin ist alles! Schließlich ist Papa deshalb etwas geworden.
Durch die Gnade der späten Nachgeburt brachte er es in jungen Jahren bereits zum Jungscharführer. Wenn der Russe nicht gekommen wäre, so manches hätte ihm offen gestanden. So kam damals nur die Entnazifizierung, “unter Gewaltanwendung”, wie er mir erzählte. Allerdings kenne ich es von Mama anders. Er lag als einziger weinend im Panzergraben, die feigen Kameraden vom Volkssturm verpissten sich, als plötzlich ein Iwan vor ihm stand. Der schrie ihn an: “Kind! Dawai damoi!” und trat ihn fürchterlich in seinen Arsch.
Dieses einschneidende Erlebnis war der Anlass, sich auf einer “Knüppelakademie” zum Neulehrer für Russisch und Staatsbürgerkunde ausbilden zu lassen und bedauerte es immer, dass nicht wie zu Opas Zeiten, eine niedrige Parteibuchnummer beim Aufstieg groß in’s Gewicht fiel. Mein Alter war ein “beliebter” Lehrer. Ich bekam es schon in frühester Kindheit von anderen Gören zu spüren. Er entwickelte sich zu einer allseitigen sozialistischen Persönlichkeit, kam sehr lebensfroh daher. Bei mir handelt es sich um einen Nachkömmling aus dritter Ehe.
Papa war auch politisch sehr aktiv, seine vielen Orden und Auszeichnungen haben mich immer beeindruckt. Allerdings ging der Genosse am liebsten mit Freunden zu Versammlungen, wo die Bücher von MARXENGELSLENIN Henkel besaßen. Wenn er dann abends nach Hause kam, war das manchmal mit viel Krach verbunden. Oft ging Mama an den nächsten Tage nicht aus dem Haus, da ihre Augenränder bläulich schillerten, wie sowjetischer Stahl. Ihre Ausrede, dass unser Türen sehr hoch angebrachten Klinken besaßen, nahm ihr schon lange keiner mehr ab. Weiterlesen
Ende 1989, irgendwo in der Zone
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