Gestern während der U-Bahnfahrt nach Tempeldorf, säuselte noch die Stimme von „Lemmy“ in meinen Ohrenwärmern.
Bereits auf dem Bahnsteig bereitete ich mich mental auf die nächste Stunde vor und schaltete die kleine MP3-Möhre ab, denn uns war nicht bekannt, was im Gemeindehaus für Sachen konzertiert werden sollten.
Registrierte mit Erstaunen, dass man im Bahnhof „Westphalweg“ sämtliche Werbetafeln entfernt hatte, dafür waren die entsprechenden Stellen mit Blumenmustern gefliest.
Als architektonischen Meisterleistung entpuppte sich gleich anschließend der katholische Gottesbunker, selbst die wuchtigen Schaukästen bestanden aus Stahlbeton. Wesentlich weniger Material werden sie für die Luftschutzkeller unter der Reichskanzlei auch nicht verwendet haben.
Zu vorgerückter Stunde fiel mir in der Kneipe ein, dass irgendjemand letzte Woche abließ, dass die Wiedereröffnung vom „Studio Kino“ am Bundesplatz anstand.
Also wurde mit meinem Drahtesel noch eine Runde gedreht und fand dort ein lustiges Völkchen vor.
Ganz fertig sind die Kinomacher nicht geworden, viele Kleinigkeiten harrten noch der Erledigung.
Innen kam mir die neue Bestuhlung, in dem etwas größeren Pantoffelkino, leicht befremdlich vor, würde bei der Farbe auf schweinchenrosa tippen. Nun ist Farbempfinden sowieso relativ und über Geschmack lässt sich nicht streiten. Zumal es sich nicht um das Entre eines Luxusbordells handelt, sondern um ein Kintopp und dort ist es bekanntlich die meiste Zeit recht schummrig. Die Sessel stellten sich bei einer Probesitzung als sehr bequem heraus, was besonders wichtig ist, wenn man nur noch Plätze in der Frisierloge ergattert hat…
Im Netz fand ich nur einen kurzen Hinweis zu diesem berühmten Kiezkino, vor Tagen in der „BZ“ erschienen.
Pinne jetzt noch ein paar Flyers unter den Text. Die Infos vom „ab:sicht 07“ sind zwar schon Vergangenheit, aber dort befinden sich einige Emil-Adressen…
Noch etwas zu “Kuhle Wampe”
Bleibt den Machern nur noch zu wünschen, dass der Laden wieder angenommen wird und sie vielleicht Centmilliardäre werden können.
Das Konzept für die nächsten Monate ist schon recht witzig, zumal ein Haufen Filme existieren, die in beiden Berlins gedreht wurden, sogar mit gleichlautender Thematik…
Am Tag, als der Regen kam
Die Halbstarken
Berlin Ecke Schönhauser
Als Dokfilmer haben Ute Bönnen und Gecks Endres auch so manchen interessanten Streifen in die Kiste gebracht – z. B. „Die Gladowbande – Chicago in Berlin“
Nicht zu vergessen diese stalinistischen Dokumentarschmonzetten aus Ostzeiten – „Schaut auf diese Stadt“, ein gigantische Propagandaschinken.
Dieser Pflichtfilm wurde damals im „Zentraltheater“ mehrfach unterbrochen, weil ältere Schülerjahrgänge einzelne Hits mitbrüllten, besonders „Yakety Yak“ von den Coasters. (Der Text stammt aus der angesehenen Songschmiede von Leiber&Stoller)
Kurz darauf musste ein anderes Lichspielmachwerk abgebrochen werden, da ich hinter der hölzernen Barriere vor der Leinwand, eine Tüte mit ungefähr 20 Maikäfern fallen ließ. Diese Aktion bereitete mir mächtige Leibschmerzen, traute mich aber nicht hinauszugehen, weil ich annahm, dies würde mich verraten. Dem Himmel ward Dank, erst Mitte des Films gelang es den ersten kleinen Biestern sich zu befreien…