Um dieses Urteil nachzuvollziehen, benötigt man recht viel Phantasie – einzig die Headline klingt leicht martialisch: „Ex-Justizminister Schelter als Betrüger verurteilt“
Mir kommt der Artikel im Netz gekürzt vor, macht aber nichts, denn in der „Berliner“ war alles noch ausführlicher. In selbigem Blatt wurde sogar ein kurzer Abriss der Karriere von Dr(?!) Kurt Schelter eingefügt.
Wenn jemand gehässig wäre, könnte er zu dem Schluss kommen, dass es eigentlich doch erstaunlich lange dauerte, bis es zu diesem glorreichen Ende kam.
Mir kommt da so ein merkwürdiger Spruch: Sag mir deinen Namen, und ich sage dir wie du heißt – oder so ähnlich…
Von Strauß über Kanther und ´ner Honorarprofessur die Landung in Potsdam. (Wo wären solche Leute ohne den Mauerfall überhaupt abgeblieben? Wenn ich daran denke, was alles für Grieben aus meinen westlichen Bekanntenkreisen im Osten landeten, da kam manchmal sogar ein Anflug von Mitleid in mir hoch – allerdings ganz selten…)
Man sollte beide Artikel mal überfliegen, denn die partielle Wahrnehmung gibt recht unterschiedliche Aussagen wieder.
Im „Tgs.“ heißt es an einer Stelle: …„Es bleibt ein fader Beigeschmack“, sagte Hans-Ludwig Zachert… Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus.“
Zachert liegt da ganz falsch!
Wenn dem nur so wäre!
Andersherum wird ein Schuh draus: Die Kleinen hängt man, die Großen lässt man laufen!
Tagtäglich stehen in der Presse Verfehlungen von Angehörigen des niederen Lohngesindels, denen Nichtigkeiten auf eine Art und Weise angekreidet werden, als ob es sich bei ihnen um Schwerstkriminelle handeln würde…
Der Abgesang im „Berliner“ Blättchen lautet dann – …Kaum war das Urteil verlesen, eilte Schelter aus dem Saal, gefolgt von seinen beiden Anwälten. Auf die Frage, ob der Ex-Justizminister in Revision gegen werde, sagte sein Verteidiger: „Wir müssen schauen, ob wir unseren Flieger bekommen. Da werden wir darüber reden.“
Ihm kommen die verhandelten Summen noch weniger als Peanuts vor, deshalb interessiert ihn weder das Urteil, noch die Tatsache der Streichung seiner Pension – seines „Ehrensoldes“?
Natürlich wird revisioniert.
Egal zu was man sich entschließt, es wird ausgehen wie das Hornberger Schießen, seine §§-Heinze werden es schon deichseln.
Da bieten sich mehrere Varianten an, mir fallen nur zwei Möglichkeiten ein und ich bin keine §§-Komiker.
Nach einem weiteren „Deal“ wird die „Strafe“ auf 11 Monate und 18 Werktage reduziert oder die ganze Sache wird in Richtung des ausgehenden Jahrhunderts verschleppt, was zwangsläufig zur Verjährung führt…
Fußnote:
Was mir nicht in den Kopf will, weshalb ist Dr(?!) Schelter nicht auf die glorreiche Idee gekommen und hat seinen Kollegen a.D., den Christsozialisten Dr(!?) Fritze Zimmermann konsultiert?
Old Schwurhand wurde nach dem Gabeln eines Meineides, im Zusammenhang mit der „Spielbankaffäre“, 1961 anhand eines medizinischen Gutachtens freigesprochen. Er ließ sich damals für den Zeitpunkt seines Eides eine verminderte geistige Leistungsfähigkeit aufgrund einer „Unterzuckerung“ bescheinigen, im Volksmund nennt man dieses Papierchen einen „Jagdschein“… Danach begann seine eigentliche Karriere.
Was sagt uns das?
Ende der Fußnote! (©Johann)