Eigentlich hatte ich mich am gestrigen Abend nur wegen des endwöchentlichen Fricko-Events aus der Höhle entfernt, bin schließlich etwas länger versackt.
Im Wirtshaus wurde einiges angesprochen, was mir echt am Arsch vorbei ging. Auf der anderen Seite staute sich neuerlicher Unwillen auf, hatte ich doch morgens bereits einen ganz „wichtigen“ Beitrag zur weltgrößten Masturbationsperformance in Doha gelauscht.
Wieder daheim – wurde erstmal einen koffeinhaltigen Sud gesüffelt, dann wollte ich weitersehen…
– Der Rest vom gestrigen Schrieb fiel heute meiner eigenen Zensur zum Opfer.
Retour zum angesprochenen Interview auf d-radio, es begann bezeichnender Weise, wie dieses merkwürdige Happening endete – chaotisch und nichtssagend. Anfangs kam noch nicht mal eine Verbindung zustande, es ging auch nicht hervor, ob diese Tante dort unten hockte, was letztlich bei ihrem abgelieferten Blabla sowieso keine Rolle spielte.
Der Blick ins Netz belehrte mich eines Besseren.
Lili Fuhr scharwenzelte dort unten herum in der Funktion einer „Referatsleiterin der Internationalen Umweltpolitik“ des „INFO- und EXPERTENDIENSTes Heinrich-Böll-Stiftung.“ (Klingt doch erstmal janz jeil!)
Nach ihren „bedeutsamen“ Aussagen zu urteilen, schien es mir aber so, dass L.F. von ihren Auftraggebern lediglich auserkoren ward, da sie auf Grund ihres Unitätsabschlusses (Diplom-Geographin) wusste, wo man dieses Nest finden konnte.
Doha, Doha!?
Der weitgereiste Weltenbürger kannte bisher dieses Nest nur von irgendwelchen Zwischenlandungen gen Fernost und in umgekehrter Richtung – unsereins, weil von dort „Al Jazeera“ sendet.
– Mich verschlug es mal nach Bahrein, weil es auf dem Rückflug von Rotchina Probleme mit der 747 gab, sich unser Pilot zu einer unvorhergesehenen Landung entschloss, ehe die Taube es ohne sein Eingreifen selbst erledigte. Danach düste der vorsichtige Mann mehr als eine Stunde über den Emiraten herum. Schon recht merkwürdig, wenn solch eine Durchsage erklingt und anschließend nichts zur sofortigen Landung unternommen wird, zumal jeder angeschnallt in seinem Sesselchen klemmen musste.
Bei dem ewigen Potenzgehabe der dort ansässigen Sippen, die allesamt ihr Erdöl als pekuniäres Viagra einsetzen, existieren überall in der Wüste Airports, nächtens gleißend erleuchtet – aber niemand wollte uns haben.
Scheinbar feilschten alle, wie auf dem Basar um Landegebühren, vielleicht musste British Airways aber nur irgendwo in einen Totenbriefkasten, erst das Bakschisch deponieren. Möglicherweise schlief aber das gesamte Bodenpersonal bereits oder sie gaben sich gerade der Zwiesprache mit ihrem Propheten hin.
Endlich unten, verkroch ich mich sofort und ratzte augenblicklich ein. Plötzlich emsiges Treiben, haufenweise wuselten Uniformierte umher, die alle Passagiere aus dem Transitraum scheuchten, aber am kontrollierenden Zoll vorbei – gegen 2 Uhr Ortszeit.
Bei den Kommunisten fast drei Wochen VIP-Behandlung erfahren, man kam sich oft vor wie ein rohes Ei, glich dies nun einem Kontrastprogramm.
Endlich an der Reihe, quatschten vor mir die beiden Klamottenschnüffler ewig von „Weapons“, sollte deshalb den gesamten Inhalt meines Rucksacks auspacken, währenddessen sie sich an meinem anderen, auch etwas größeren Stoffbehältnis zu schaffen machten. Lachend alles begutachteten: eine 80 cm große menschliche Figur, mehrere überdimensionierte Ohren, verkleinerte Hände und Füße, alles aus Plastik, versehen mit den Meridianen für Akupunktur, nebst entsprechender Literatur – die sich später allesamt als sehr schlechte Übersetzungen herausstellten.
Irgendwann reichte es mir und zeigte keine Regung den Rucksack zu öffnen. Laberte deshalb leise aber unflätig im Berliner Dialekt zurück. Auf Anfragen übersetzte G. mein Genöle in höfliches Oxford-Englisch, was mich noch wütender machte. Meine „Simultandolmetscherin“ ließ nebenher noch einfließen, dass die Gefängnisse in Bahrein bestimmt nicht so komfortabel seien, wie in der DDR…
Das reichte mir, schob daraufhin mein gesamtes Gerödel den Kontrolletties entgegen, „wisst ihr was, diesen ganzen Scheiß schenke ich euch, steckt ihn irgendwo hin, lasst mich gefälligst in Ruhe“, zog meine Papiere aus der Hand des Zöllner, spazierte in den Nachbarraum und machte es mir augenblicklich wieder auf dem Boden bequem.
Verdutze schleppte ein Weißkittel, im landesüblichen Schick, die beiden Gepäckstücke hinterher und stellte sie vorsichtig in der Nähe ab. Mein Verhalten führte zu einiger Unruhe bei vielen Wartenden, denn endlich rebellierten andere Leute auch, da sie nicht einsahen, was diese Aktion überhaupt sollte. Denn in wenigen Stunden musste die gleiche Prozedur in umgekehrter Richtung wiederholt werden, zumal es sich nur um Passagiere unseres Fluges handelte, die wirklich alle hinausgekehrt wurden.
Später etwas ausgeruht, ging von meiner Seite alles etwas ruhiger ab, bis die Frage zu den „Weapons“ kam. Der Rucksack richtig knirsch gepackt, wollten diese Leute bis zum Boden vordringen. Deshalb erkundigte ich mich bei den neugierigen Mannen nach einem Messer und machte ihnen den Vorschlag, den Rucksack unten einzuschneiden, wo die beiden beanstandeten Teile klemmten.
Es hieß nur, alles auspacken, aber nicht in einem angrenzendem Rau, nee, am Counter!
Ich tat ihnen den Gefallen.
Gut Ding braucht Weile, ließ mir beim Entleeren sehr viel Zeit und beim Einpacken ebenso, während die beiden Zöllner sich angeregt unterhielten, dabei warfen sie keinen Blick auf den ganzen Haufen.
Endlich ein Auflachen ihrerseits beim Anblick der beanstandeten Gegenstände.
Die eine „Waffe“ war der spacig aussehender Hinterbaufahrradständer (der so ähnlich aussah), an dem ein ein halbrunder Werbebanner aus Metall pappte und deshalb mit viel krankhafter Phantasie für eine Mini-MPi gehalten wurde, als „Handgranate“ erkannten die Jungs das Gewicht einer alten Balkenwaage…
Fußnote:
Die nächste unvorhergesehene Zwischenlandung fand wenige später in Rom statt, die zweistündige Wartezeit konnte allerdings mit viel Zecherei im Flieger überbrückt werden…
Fortsetzung folgt!