Kam im Westen irgendeine Neuerung heraus, prompt rauschte ich mit den Organen zusammen, was mir eigentlich immer zupass kam, so vor 40 Jahren geschehen, anlässlich der Neuerung im Kinderfernsehen. Deshalb ist mir die Episode um die “Sesame Street” auch hängengeblieben.
Irgendwann zum Sommer hin, ging es nach der Kindersendung sogar ähnlich weiter. Durch atmosphärische bedingte Überreichweiten schalteten wir auf einen spanischen Sender um, statt Englisch ging es mit recht konfuse Comicstrips in der anderen Sprache weiter, was natürlich weder uns noch die Kids interessierte…
…damit begannen neuerliche Malaisen, wobei der Distriktsheriff dauernd auf der Matte stand und mir dann irgendwelche Papierchen zur Kenntnisnahme vorzeigte, die er dabei krampfhaft festhielt.
Dieser Typ, ausgesprochen nett, war aber etwas gehandicapt, was Lesen und Schreiben anging.
Den ersten Gong gab es aus dem Bürgermeisteramt, als der fette Dorfschulze darauf bestand, dass wir Westfernsehen nicht weiter verbreiten sollten, diese Aktion lösten Rudel von Nachbarskinder aus.
Als eine der wenigen im Ort besaßen wir für unser Glotze einen Konverter und die Gören aus der Umgebung sahen sich täglich die amerikanische Fassung der Sesamstraße im Dritten an. Dies nahm solche Ausmaße an, dass die Kids am späten Nachmittag, wenn niemand daheim war, in der Kneipe nachschauten, um sich den Hausschlüssel zu besorgen.
Hinzu kam eine Eigenheit unseres Fernsehers, den wir mit einem Stromregler nebst Stufenschalter betrieben. Wurde nun in der Kolchose ein etwas größerer Motor an- oder ausgeschaltet, begann das Bild ruckartig, entweder nach oben bzw. nach unten zulaufen. Unsereins wusste natürlich in welche Richtung der Knopf dann gedreht werden musste, die Monster haben es nie gerafft. Entstand dann immer ein Chaos, weil nach dem Klick in die falsche Richtung das Bild dann noch schneller raste. Logischer Weise geschahen solche Malheure immer in den spannendsten Augenblicken, wobei es für die Zwerge während der ganzen Zeit natürlich nur einen fesselnden Moment gab und der endete mit dem letzten Klang des Abspanns…
Keiner von uns reagierte auf die Anweisungen jener dicken roten Zecke, der ewig versuchte mit irgendwelchen neuen Reglementierungen uns auf den Zünder zugehen. Wobei er sich sogar bei den Alteingesessenen zum Robert machte.
Ein weiteres Mal trat der Gendarm auf den Plan, als der rührige Nachbar von gegenüber dem Ortsvorsteher etwas steckte.
Die fernsehgeilen Monster hatten, wie so oft den Schlüssel aus dem Wirtshaus geholt und beim Aufschließen nicht auf unseren Kater Obacht gegeben. Aufgeschreckt von den Kleinen, die ihn kreischend wieder einfangen wollten, hatte der nichts Eiligeres zu tun und huschte auf die Birke vor dem Haus. Der Älteste auf den Baum hinter dem Tier her, bis er sich nicht mehr weiter traute, wobei der Dachhasen bis in den Wipfel huschte und dort ängstlich angekrallt um
Hilfe mauzte.
Zur Katzenrettung aus der Kneipe geholt, bot sich uns ein Bild zum Quieken.
Um den Baum herum mehrere Wänste, die mit ihren heiser gewordenen Stimmchen immer wieder riefen: „Staaaliin komm!… Stalin komm endlich runter!… Staaaliiin!…“
Die Rettungsaktion gelang mit zwei gegenseitig angestellten Leitern, binnen kurzem fühlte die dämliche Miez wieder Boden unter ihren Pfoten und wir bekamen am folgenden Tag neuerlichen Besuch vom Gendarm. Dieser legte uns ans Herz, dem Kater doch einen vernünftigen Namen zu geben.
Nun wurde begonnen, ihn besoffen zu quatschen. Es fing damit an, dass man Katzen nicht beliebig umbenennen könnte, außerdem müsste in dem Namen unbedingt ein >I< vorkommen. ach längerem Hin und Her drehte er wütend bei.
Ohne große Kompromisse einzugehen, waren wir ja bereit, unserem Mäusejäger einen anderen Namen zu verpassen.
Mit dem Erstgenannten, wusste der Dorfpolizist nichts anzufangen, den zweiten schien er schon mal gehört zu haben.
Unsere Namensvorschläge lauteten: Trotzki oder Lenin.
Letztendlich blieb Stalin, Stalin!
Eigentlich war dieser Namen nicht korrekt gewählt, denn später stellte sich heraus, dass es sich bei Ihm um eine „Stalina“ handelte, der Beweis wurde erbrachte, nach dem der Distriktbeschäler nicht nur seine Pfoten ins Spiel brachte…
Fußnote:
Sind Ernie und Bert lesbisch?