Die Über-Muttiiiiiiiiiiiis

Bereits Anfang der 80er des letzten Jahrhunderts begann ich in die Schublade zu masturbieren, schrieb Kurzgeschichten zu allen möglichen Lebenslagen, notierte sofort Namen während des Filmabspanns in der Glotze oder im Kintopp und dazu jene damit verbundenen  Stichworte zu den urplötzlich auftauchenden Erinnerungen…
Trat mehrfach, zu Anwandlungen von Depriphasen und dem Ausbruch unsäglicher Wut, meine Konvolute in die Tonne, was ich irgendwann aber unterließ. Schrieb weiter, sammelte, fing an mache Sachen in zeitlicher Reihenfolge zu ordnen, brachte aber letztlich niemals etwas in korrekt lesbare Fassungen. Gab ab und zu doch mal etwas weg an irgendwelche Klugscheißer, die letztlich zwar herum moserten, aber keiner ließ sich tiefer darauf ein, besonders taten dies germanistisch vorbelastete Linxwixer. Wollte es aber an der sprachlichen Form zu keinen großartigen Veränderungen kommen lassen, immer wieder wurden auch faschistoide Tendenzen herausgepult. Jedenfalls fand sich niemand zum redigieren der Texte…
Hinzu kam, bereits im Osten gab es ein Haufen Leute die meine Erlebnisse nicht nachvollziehen konnten. Dies lag sicher auch daran, dass ich damit nicht unbedingt hausieren ging. Außerdem hatten die meisten meiner Freunde und Bekannten in ihren Elternhäusern niemals vermittelt bekommen, hellwach und mit offenen Augen durch die Weltgeschichte zu spazieren.
Solche Defizite fand ich im Westen noch wesentlich ausgeprägter, diese wurde allerdings kompensiert, in dem das „klassenbewusste“ Rudel anderartige Erfahrungen von vornherein absolut nicht gelten ließ, in der Regel noch nicht mal bereit war, einen mal aussprechen zu lassen…
Wenn damals, ´70/´71,  Sangersdorfer Freunde nach Monaten registrierten, dass in unserer zweieinhalb Zimmerwohnung irgendetwas schräg lief, konnte meine lapidare Erklärung dazu nur ungläubiges Staunen erzeugen. Fast alle nach einem dreiviertel Jahr begannen die ganze Angelegenheit sogar noch spannend zu finden, allerdings nun gar nichts mehr rafften. Sich aber auf ihre Art ebenso daran gewöhnten, an die noch folgenden Zeiten. Ebendiese Situation konnte ich im Westen keinem klar machen, weil allein zum ansatzweisen Verstehens jegliche Phantasie fehlte.
Auf ca. 55 Quadratmetern lebten noch drei Personen mit denen ich kein Ton wechselte, Großmutter, ihre Tochter und meine Schwester – mit deren Mutter verkehrte ich über ein Jahr nur schriftlich…
Keiner wollte glauben, dass in dieser Lebenslage mir alles recht easy vorkam, nach dem jahrelangen Psychoterror der vorher abging. Beginnend mit Mobbing von fast allen Mitschülern plus Lehrern auf der einen Seite und teilweise auch in physische Quälerei ausartete. Zusätzlich kam noch der Druck von meiner Erzeugerin hinzu, der ihr selbstverständlich erschien. Denn letzten Endes gab es nur falsche Meinungen und jene wahrhaftigen der Partei, denen sie mit hündischer Ergebenheit mit viel Lustgewinn erlag…
Die Leute hatten einfach Angst vor uns Ablegern eines stalinistischen Rotkäppchens.
Schlimm gestaltete sich die ganze Angelegenheit, weil mein Großvater, unter dessen Fittichen ich oft Schutz fand, gerade in dieser Phase anfing geistig abzudriften und dann ziemlich schnell den ewigen Abflug machte.
Mich begannen die lange anhaltenden Zustände hart zumachen {Wie sagte die Alte oft? Was nicht tötet macht hart und ist gut für das weitere Leben – was schließlich bei mir zutraf. Angeblich hatte sie diesen Spruch von Makarenko, ich fand ihn dort nie. Meine Schwester zahlt fürchterlich drauf. Irgendwann funktionierte sie nur noch. Was ihr aber nie etwas nützte, die kindlichen Torturen endeten erst in der sechsten oder siebenden Klasse, als ihr ein Typ aus der asozialsten Bagage des Viertels, einen Kleinpflasterstein an den Kopf warf und sie ohnmächtig im Krankenhaus landete (Die Altvorderen dieser Family litten unter einer Karnickelmentalität, allerdings verkörperte die Horde auch den repräsentativen Querschnitt der Bevölkerung, angefangen vom Kleinkriminellen mit klebrigen Fingern bis hin zum Dummfick, der bei Stasi landete…). – Später ließ sich Schwesterchen ewig mit Männern ein, denen sie nebenher auch noch als Punchingball diente…}

Muss nun endlich mal aus den Puschen kommen und etwas fertigstellen, jenes Geschreibsel, was vor über zwanzig Jahren begonnen wurde und folgendermaßen beginnt:

Kinder lieben anfangs ihre Eltern
Wenn sie älter werden beurteilen sie sie
Bisweilen verzeihen sie ihnen
Oskar Wilde

Ein Brief von der Frau, die ich vor langer Zeit Mutter nannte und der kurz vorher erfolgte Einblick in die Machwerke der Firma, im März 1992, waren der Anstoß, mal zu reflektieren, warum eigentlich alles so gekommen ist…

Im letzten Schuljahr machte mich nicht nur mein Mentor auf ganz bestimmte Zusammenhänge aufmerksam, die Meue war kein großes Licht, aber die Straße und der Knast hatten ihn auf eine Art und Weise geformt, dass ich nachvollziehen konnte, weshalb seine gelebten Erkenntnisse so konträr zu dem standen, was alle anderen mir vermitteln wollten. Hinzu kam, dass ich durch meinen überdurchschnittlichen Lesekonsum zu ähnlichen Einsichten kam.
Vor über vierzig Jahren vertrat Hansi bereits die Meinung, „die Frauen, speziell die Mütter machen uns kaputt und wir selber geben erst Ruhe, wenn wir an einer Alten kleben bleiben, die unbewusst der eigenen Mutter bis auf Haar gleicht!“
Bei mir war es etwas anders, da half scheinbar jene tiefe Verachtung die ich dieser Frau seit Kindheitstagen schon entgegenbrachte, deshalb peinigten mich auch niemals ödipale Anwandlungen.
Ich wollte es nicht wahr haben und musste Meue irgendwann doch Recht geben.
Wie oft baggerten Kumpels vollkommen witzlos eine Käthe an bis hin zur Selbstverleugnung und rein ins lächerliche. Klappte es nicht, war die nächste dran – fast das Abbild der Vorgängerin.
Klar, die Jungs suchten nicht nur in einer Person die Geliebte, die Krankenschwester und Hure.
Neeee!
Sie sollte auch noch der verlassenen Mami gleichen!
…alles Fotzen, außer Mutti

Fußnote:
Vor einigen Wochen kam es während unseres Doppelkopfspiels zu einem Gespräch über Erziehung. Irgendwann uferte das Gequatsche aus, deshalb wollte ich weiterspielen, hatte bis dato nichts abgelassen und beendete die merkwürdige Diskussion mit einem Spruch: „Leute, ihr habt eins nicht geschnallt! Es sind nämlich immer nur Frauen, welche letztendlich mit ihrer Art die Typen für den Rest des Lebens kaputtmachen…“
Daraufhin kam vom weiblichen Viertel unserer Runde, „lass dies aber nicht ganz bestimmte Frauen hören!“
„Mit meiner Auffassung ecke ich schon seit Jahrzehnten bei der holden Weiblichkeit an. Sehr lustig ging es immer zu den Zeiten her, als eine gewisses Klientel in violetten Latzhosen und fettigen Haaren umhersterzelte.“
Ich könnte noch weiter vom Leder ziehen…

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