Vor wenigen Jahren ging für mich noch alles wesentlich einfacher ab, wenn ich irgendetwas zur Zeitgeschichte suchte. Verschwand dann mal kurz in meinem Zimmer, griff ein entsprechendes Buch, manchmal kam der zusätzliche Griff zur Sekundärliteratur hinzu und das war´s ansonsten schon. Bemerkenswerterweise gibt es in solchen Nachschlagewerken auch recht wenig gedruckten Dünnschiss, zumindest was meine Bibliothek angeht.
Heutzutage ist es schon recht merkwürdig, wo man im Netz landen kann, wenn bei der Recherche nicht Obacht gegeben wird. Suchte gestern eigentlich etwas im 3sat-Programm, schmierte aber im ZDF ab. Stolperte dann scrollend auf der fast endlosen Hinweisfahne über „Torontos Bürgermeister“ und registrierte unter 37 Grad: „Das zweite Leben – Samuel Koch“.
Sollte da etwa ein Rest „schlechten Gewissens“ im Sender (Falls bei Fernsehredakteuren, im Zeitalter der Quoten, solche Regungen überhaupt noch existieren) mitspielen, weil der Typ sich recht oft vor der Kamera produzieren darf.
Nun bin ich wirklich das vorletzte Geschöpf, bei dem man mit solchen Beiträgen irgendwie Mitleid erwecken könnte. Will aber auch über seine damalige Landung nichts weiter ablassen, denn schließlich haben er und die Familie, sich mit diesem Schwachsinn für den Rest ihres Lebens diskreditiert.
Mich kotzt aber seine medienträchtige Opferrolle und deren Darstellung gewaltig an.
Allein aus Berlin könnte ich mit unzähligen Beispielen kommen, wo vollkommen unbedarfte Menschen von irgendwelchen Flachzangen malträtiert wurden, selbige Gewaltorgien geradeso „überlebten“, nun im AOK-Chopper hängen und ewig zu den Behörden als Bittsteller rollen müssen. Oder den Leuten, die von besoffenen Autofahrern umgenietet wurden, ganz zu schweigen von Behinderten, die mit körperlichen Schäden geboren wurden…
Was muss da in den Köpfen von Verwandten und Freunden solcher Menschen abgehen, wenn sie Samuel K. in der Glotze agieren sehen?
Seinen schärfsten Auftritt registrierte ich ansatzweise während einer Übertragung vom Kirchentag in Dresen, als er mit Herrn Gauck über Probleme von Behinderten schwafeln durfte und vor der Bühne waren vermeintliche Renomierkrüppel drapiert…
Habe anschließend noch einiges im Netz gefunden. Beginne mal mit der Ansage von „37 Grad“.
Dort heißt es: …Vierfacher Genickbruch. Seitdem ist Samuel Koch vom Hals abwärts gelähmt, nichts ist mehr wie zuvor. Aus dem sportlichen Bewegungsmenschen wurde ein fast bewegungsunfähiger Mann.
Welch himmelschreiende Erkenntnis, vor allen Dingen, dass nichts mehr ist wie zuvor!
Ganz scheint es nicht zustimmen mit seiner totalen Unlustigkeit vom Hals abwärts…
Bei „Focus-online“ wird´s etwas intellektueller abgehakt, …landete als Tetraplegiker! Vor dem Crash wird ihm dieses Wort vollkommen unbekannt gewesen sein, nun geht es ihm ganz leicht über die Lippen…
Der letzte Absatz beginnt fettgedruckt – Glaube. Liebe. Hoffnung. – endet damit: …Einfache Worte für ein anspruchsvolles Lebenskonzept – wessen er sich recht einfach entledigte.
Fast abschließend noch jenes Vijo. Lediglich 388.876 mal aufgerufen – 281 fanden es gut, wie die Gaffer im Publikum, 376 waren scheinbar nicht ganz der Meinung.
Nach dem fünfmaligen „ohau“, vom agierenden Wuschelköpfchen und seine abschließende Frage an den nun schlafenden Springer: “Weh getan?!“ fand ich fast belustigend.
– Zum Schluss noch der eigentliche Grund meines vergeblichen Suchens in der Heimatseite vom ZDF. Bei 3sat fand ich leider nicht das bewegliche Teil, aber die gedruckte Ausführung, dort heißt es u.a: Für eine Kulturnation wie Deutschland, so (Kulturrats-Präsident Christian) Höppner, müsse es eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, die Kultur in der Verfassung zu verankern. Von Kulturpolitikern beider Seiten sei dies zunächst auch vorgesehen gewesen.
Klingt alles recht gut – besonders das mit der Kulturnation – trotz aller Bemühungen ist es leider nicht möglich, aus einer Flunder einen Zierfisch zu kreieren.
Irgendwie gelangte noch etwas an mein halbes Ohr, von wegen, dass man wohl ein Kulturministerium angedacht hätte. Prompt streifte ein Blitz meine Birne, wen ich mir als gleißende Lichtgestalten und Kulturminister UNSERER Republik vorstellen könnte. Da kämen für mich nur folgende Leutchen in Frage, wegen der ganz großen Wichtigkeit des Amtes, sollte es sich immer um eine Doppelspitze handeln: CSU – Peter Ramsauer und Eddi Stoiber, CDU – Hermann Gröhe und Volker Kauder, SPD – Andrea Nahles, sie müsste aber gleichzeitig auch als die andere Hälfte der Doppelspitze antreten…