Fand Yücels Herangehensweise und dessen Umgang mit der Problematik, was das ländliche NATO-Schlachtschiff, besser gesagt, des riesigen US-amerikanischen Flugzeugträgers gegen den IS-Terror und seines tief demokraturisch geprägten Käpt´n, Erdoğan Effendi angeht, immer schon recht merkwürdig.
Wenn es jemand seinem demokratisch/aufklärerischen Ego schuldet und die Meinung vertritt, dass er nur durch seinen provozierenden Charakter, sich schließlich als eine Art von pressefreiheitlich publizierendem Don Quijote mit Migrationshintergrund (Was eigentlich von seiner Geburt her und der späteren Sozialisation in Bundesgermanien, so gar nicht stimmt…) versteht, deshalb meint, er könne etwas für einen demokratischen Systemwandel in seiner Heimat tun, so mäandert er auf einem ganz speziellen Holzweg umher.
Ich erlebe es immer wieder, bei Zeitgenossen welche hier geboren wurden, allerdings in den Elternhäusern eine traditionelle Prägung ihrer Eltern erfuhren, die aus türkischen oder arabischen Gefilden stammten, nun mit ganz verschrobenen Heimatbegriffen kokettieren.
Besonders fiel mir dies bei der letzten Wahl auf, als Erdoğan einen fulminanten Sieg einfuhr, den er mehrheitlich seinen mittlerweile arrivierten Landsleuten aus Westeuropa verdankte. Immer wieder versuchten mir hiesiger Passgermanen klarzumachen – keine hirnlosen Türk-Plebejer darunter – weshalb sie trotz ihres hier erlangten Wohlstandes, unbedingt in ihrer Heimat jenen Präsidenten wählen mussten…
Es geht nicht, wie es Yücel beliebt, ewig auf Konfrontation bestehen und wenn es eng wird, die Schuld bei denjenigen Leuten suchen, die man permanent versucht anzupissen! Will mich hier nicht weiter auslassen über all jene Folgen die solch Verhalten nach sich ziehen kann.
Weiß wovon ich rede, da fallen mir die Mühlsteine sämtlicher Erziehungsversuche ein, beginne mit denen der gütigen Großeltern und den ewigen Indoktrinationen ihrer Tochter, deren Methoden sich in der Schule, während der Lehrzeit, meiner 18monatigen Bereitschaftsbullenzeit fortsetzten, wobei es alle nur gut mit mir meinten, ich allerdings dort im Netz von witzloser Abhängigkeit umworben ward. Allerdings wurden die folgenden sechs Jahre, die mir anschließend noch im ersten sozialistischen Schlaraffenland der Arbeiter und Bauern blieben, dann breitgefächert aufgedreht, bis in meine Knastzeit hinein.
Logischerweise hatte meine gelebte Verachtung für dieses System natürlich Folgen, was aber mein Problem blieb, wobei die Höhen und Tiefen fast masochistisch ausgelebt wurden. In jenen Tagen machten mir allerdings zwei einschneidende Kompromisse mächtig zu schaffen.
Erstmalig betraf es eine Geschichte bei der Truppe, als meine Felle begannen wegzuschwimmen. Als einziger Soldat in der Garnison hatte ich damals den Einmarsch des Warschauer Paktes ins Tschechland, als Einmischung in die inneren Angelegenheit dieses Staates verurteilt und verkündete mehre Tage meine Meinung dazu. In dem Moment schnitten mich sogar Kumpels aus Angst heraus. Als man mir schließlich Knast androhte, wegen Boykotthetze mit anschließendem Nachdienen. So kurz vor der Entlassung hielt ich dann doch meine Klappe.
Das andere betraf die einjährige Mitgliedschaft in der FDJ, um eine Delegierung zur Erlangung meines Facharbeiter Briefes zubekommen. Auf Anraten eines opportunistischen Kumpels (Ali), bezahlt ich für das Jahr meinen Beitrag. Nach Erhalt des entsprechenden Papierchens zerriss ich das Mitgliedsbuch und drückte es dem obersten FDJ-Heinz in seine feuchten Hände.
Es wäre ganz einfach gewesen, meine Provokation schlicht einzustellen, hätte damit aber einen Teil meines hineingewachsenen Selbstverständnisses verloren und dies ging nun gar nicht. Deshalb kam mir aber auch nie die Idee, mich irgendwann und irgendwo als Opfer zu fühlen!
Es ist natürlich klar, Stolz und Dummheit liegen sehr dicht nebeneinander, haben eigentlich die gleichen Wurzeln! Wenn man sich über die eventuellen Folgen seines Handelns nicht im Klaren sein sollte, ist es im Zweifelsfall besser, mal über seinen Schatten zuspringen! Was ungemein schwer ist, wenn man sich vorher immer relativ kompromisslos seinen Weg bahnte.
Nebenher überfährt man dabei auch manchen Freund und Weggefährten…
Deshalb finde ich das Verhalten Yücel auch sehr merkwürdig, dass er Monate nach seiner Inhaftierung, nun mit dem Foltervorwurf herausrückte.
Hat für mich irgendwie ein merkwürdiges Geschmäckle.
Da ich auch wirklich allen, in bestimmten Situationen alles zutraue, mich eingeschlossen, kam mir der Gedanke, Meister Deniz gab mit der Aussage seinem Freund, Bonusmeilen-Cem, Schützenhilfe für seine Wahlauftritte, weil der nun prompt auf Yücel Pisse Kahn fährt…
Apropos Folter.
Muss in dem Zusammenhang eine ausgebuffte Methode, aus dem humanen sozialistischen Strafvollzug, noch zum Besten geben.
Nach über sechs Monaten U-Haft, steckte man mich nach der Verurteilung wieder in Einzelhaft. Mir wurde aber in der Zeit ein Privileg zuteil, bekam täglich eins, zwei Bücher. Wählte dazu Brecht, Tucholsky, Schiller und Goethe aus. Letztere, über 20 Jahre alte Werke, waren teilweise noch vom Schnitt verklebt, lernte dabei massenhaft Gedichte.
Nach einer Woche wollte ich meinen Vernehmer sprechen, der Witzbold hieß im Ernst: Klopffleisch – laut Stasiakte!
Nichts geschah in jener Richtung, also wurde Hungerstreik verkündet, der keine 30 Stunden anhielt. Dazu genügte eine ganz billige physikalische Methode in der winzigen Zelle.
Zu den Mahlzeiten wurde die Tür aufgeschlossen und die Verpflegung, ohne Getränk, innen auf dem Boden abgestellt. Dazu kam nach dem ersten Frühstück eine Ansage, nach Toilettengängen sollte ich mich bemerkbar machen. Was im ersten Moment unverständlich blieb, auch gäbe es keine Bücher mehr, auch wurden Zigaretten und Streichhölzer konfisziert.
Das unberührte Essen entfernte der Knecht, dann kippte der Schließer ATA in den Kackzylinder und das Wasser stellten sie draußen ab. Noch vor dem Mittagessen wurde es recht ungemütlich, da lief die Dampfheizung voll Power. Meine Frage nach einem Getränk wurde beschieden, erst essen dann saufen!
Abends das gleiche Spielchen. Aufschließen, Essen hinstellen, irgendwann wieder entfernen.
Zum Spülvorgang kamen sie immer zu zweit.
Interessant sind die körperlichen Reaktionen in solchen Situationen. Man nimmt ja an, bei Flüssigkeitsentzug wird die Zunge kleiner, nee, allerdings liegt sie auch wie ein Stück Holz in der Gusche. Irgendwann schwitzt man auch nicht mehr, die Augen beginnen zu schmerzen, dazu ganz wirre Träume im Schlaf. Um alles noch mehr zu genießen, ewige Lichtkontrollen und laufendes Knallen der Schlüsselbunde an der Tür.
Innerhalb ganz kurzer Zeit in dieser schweinischen Hitze und ohne Getränke erlebt man eigenartige Gedankengänge…
Das Pack wusste, sie hatten mich weichgekocht.
Das Frühstück wurde gar nicht mehr entfernt – erst essen, dann trinken!
Am späten Vormittag hätte ich zum Rocker werden können.
Mann, dauerte das, bis ich das angetrocknete Marmeladenbrot runter gewürgt hatte.
Schließlich der erste Schluck Kaffee, allerdings nur eine viertel Tassenfüllung.
In die Kloschüssel kam letztmalig das Scheuerpulver und das Wasser blieb noch abgestellt.
Alle halbe Stunde gab es etwas mehr von der hellbraunen Lorke.
Nach dem Mittagessen bat der Vernehmer zur Audienz.
Muss abschließend noch ablassen, keiner der Angestellten ließ anschließend irgendwelche triumphierenden Sprüche ab.
Genosse Klopffleisch fragte nach der Begrüßung lediglich, war das denn notwendig Strafgefangener?