(Nr. IV) wg. Holger Friedrich, bei der Asche* als Stasi-Kundschafter rekrutiert

*Asche – Volksarmee
Frösche – Bereitschaftspolizei
Mollies – Volksmarine

 Es handelte sich um eine beliebte Methode, während des 18monatigen Grundwehrdienstes, bei kleineren Dienstvergehen, singende Ratten zu pressen.
Will hier mal auf solch einen Fall eingehen, wie es sich bei einem Kumpel abspielte, den ich vom Ausbildungsmonat her kannte, der mir aber sofort den entsprechenden Wink gab.
Mit nur ein bisschen mehr Mumm, hätten ihm die Tellereisen der Organe egal sein können, denn er war vollkommen unschuldig. Trotzdem drohten sie ihm mit sofortigem Militärknast und anschließendem Nachdienen…
Auf Urlaubsrücktour traf H. sehr früh, einen alten Freund in der Mitropa-Kneipe von Aschersleben. Bereits reichlich angesoffen, lud ihn sein Spezi zum kurzen Kampfumtrunk ein, wobei er seine letzten Märker aus der Knastrücklage benutzte. Erst in dem Moment erfuhr der Soldat, dass sein Gastgeber gerade 24 Stunden wieder in Freiheit war, nach zwei Totensonntagen wegen einer missglückten R-Flucht.
Innerhalb kurzer Zeit musste der junge Bereitschaftsbulle sich auf der Toilette übergeben, verwarnte vorher noch seinen spendablen Freund, endlich seine Schnauze zuhalten. Der ließ nämlich schon länger entsprechende Sprüche ab, um wieder einzufahren, was in der Umgebung natürlich registriert wurde.
Nach der etwas längeren Erleichterung ging es retour zum Tisch.

Der Krakeeler lag da bereits, diagonal verschnürt – ich weiß den Fachausdruck nicht mehr – wenn irgendeiner auf dem Bauch lag, die Stahl-8 eine Hand und einen Fuß zierten, dabei jemand von der Trapo seinen Kopf brutal auf den Boden presste, damit endlich Ruhe herrschte.
H. fand in dem Moment nicht die richtig vorgebrachte Wortwahl, prompt klickten auch bei ihm Handschellen und ab ging es zur Kreisdienststelle der Vopos. Zu dem Zeitpunkt wollte sie ihm bereits Widerstand gegen die Staatsgewalt und Hetze anhängen. Was sein Freund in seiner Abwesenheit tat, ward ihm zu diesem Zeitpunkt immer noch nicht gesagt worden. Nach mehreren Verhörstunden, wobei er endlich gestehen sollte, was eigentlich, dazu fiel ihm nichts ein. Deshalb gab es anschließend eine kostenlose Fahrt in die Kaserne. Bekam zur Mittagszeit mit, wie er sich kurz am Spind schaffte, wobei ihn der Ko-Chef und Spieß antrieben, dann kurz abließ, bekomme noch ein paar Tage Urlaub, merkwürdig…
Die wurden im Roten Ochsen verbracht.
Endlich wieder zurück, kam seinerseits die Einladung in die Kneipe. Auf dem Weg dorthin, erfolgte kurz eine Erklärung, verbunden mit der Bitte, während seiner Anwesenheit auf der Stube, künftig mein loses Maul zuhalten, weil garantiert noch andere Spitzel unter uns weilten.
Dem war so, laut meiner Akte, verdingten sich von acht Mitbewohnern, vier als Stasi-Ratten.
– In der Ascherslebener Mitropa hatte sich folgendes abgespielt.
Kaum war H. verschwunden, stieg sein Freund auf den Stuhl, schwankend brüllte er dann das Deutschlandlied in die Runde…

V

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