Ganz kleiner Grenzgang – 0,5 km

Hinter Frankfurt/Ost überschreitet man eine finanzielle Preisgrenze, aber immer noch nicht die politische.
Aus Respekt gegenüber den polnischen Nachbarn, könnte man doch endlich den Namen dieses kleinen Ortes hinter dem Bach, in ihrer Sprache auf dieses Straßenschild pinseln. Nein, immer die ewig gestrigen, haben auch 64 Jahre nach Kriegsende, immer noch die alten Reichsgrenzen vom Frühjahr 1943 im Schädel und sind sauer, weil „der Pole uns die die östlichen Gebiete geklaut hat”. Auch ohne Friedensvertrag wird dieses Nest „Słubice” [swuˈbiʦɛ] genannt, seit dem Potsdamer Abkommen.
Nur gut, dass zu keiner Zeit ein slawischer Politiker auf die Idee kam, in Den Haag vorzusprechen, da sein gelobtes Land sich in grauer Vorzeit bis hinter die Elbe erstreckte. (Der anstehende Ärger in Gorleben schreckt sie bestimmt ab) Als die Germanen noch irgendwo in der Rheingegend auf den Bäumen hockten und Met soffen, oder aus Langeweile ebenerdig die Römern verprügelten…

Polnisch-Deutsch, Deutsch-Polnisch Wörterbuch

Frankfurt (Ost)

Die Pizza hat nur noch ihr italienisches Aussehen, alles andere ist polnisch. Der Teig erinnert an Brot, das ganze Teil schmeckt sehr lecker und zwei schon länger volljährige, ausgehungerte Mädels wurden Pappe satt.
Wieder in „Neufünfland” ging es per pedes in Richtung Tram.

In Frankfurt hat sich schon viel getan. Trotzdem möchte ich dort nicht tot an einer Laterne hängen. Alt und neu in trauter Eintracht, im Gegensatz zu meiner kalten Heimat, wo man künstlerisch gestaltete Fassaden vernichtete, glänzt dort noch der sozialistische Realismus. Die drei Mosaikfiguren strahlen wie Honigkuchenpferde, sie stammen aus einer Zeit, in der auch ich fand, dass im Schlaraffenland nicht alles so schlecht war. Mir fallen immer nur zwei Sachen dazu ein: Köter durften nicht in Kneipen und auf allen Provinzbahnhöfen gab es Scheißhäuser…
Schließlich stand uns die Marienkirche im Weg.

Spiegelung im Fenster einer griechischen KneipeEin pflastermüder Ossi?

Was sahen meine entzündeten Augen am Kirchenportal? Ich weiß nicht wie ich darauf kam, aber beim Anblick des Posters war mir klar, diese Installation konnte nur auf dem Mist vom Lügenfürst Reinier I. aus Gantikow gewachsen sein – logo.
Mensch Reini, warum musst du denn deine Landsleute mit einem Nostalgie-Labyrinth verunsichern? Es torkeln doch weiß Gott, auch nach 20 Jahren immer noch Leute wie Grottenolme durch die Botanik…
An der Kirchensüdseite schienen sie allerdings nach Altlasten zu buddeln. Ansonsten flogen bebrillte, orientierungslose Gestalten durch die Gegend und der junge Budjonny rief zum großen Putzen auf…

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