Mark Twain in Berlin – BUMMEL DURCH DAS EUROPÄISCHE CHICAGO

Twain1äTwain2äEs handelt sich dabei um ein sehr kurzweiliges Büchlein, angefangen mit den Betrachtungen von A. Austilat. Allerdings flunkert Martenstein in seinem Vorwort genauso, wie der Autor.

Wenn M. Behauptet, dass Twain Deutsch lernte und deshalb den Struwwelpeter ins Englische übersetzen konnte, so stimmt dies nicht ganz. Schließlich schlamperte der Ami bereits vorher mehrfach durch die alte Welt, sein „Bummel durch Europa“ erschien bereits 1880, ebenso „Die schreckliche deutsche Sprache“. Selbiges Teil hätte er ohne Kenntnis des hiesigen Idioms bestimmt nicht so gigantisch verzapfen können.

 In den 1990ern tätigte der Geschäftsführer vom „Krüppelkranzler“  (Blisse 14 Café)   mit Stefan Wigger einen kleinen Deal, zu jener Zeit spielten wir in dem vornehmen Laden DOKO.

Peter, so ein Netter, allerdings mit einer totalen Glatze was Literatur und andere künstlerische Gewerke betrafen, außer Jazz, hing in den Seilen.

Eines Abends wurde ich nach Geschäftsschluss kurzfristig zu mehreren Drinks eingeladen. Bis er endlich mit seinem Problem herausrückte, war ich dann schon fast besoffen.

Wigger wollte seinen Teil des Geschäftes einlösen und eine kurze Lesung veranstalten, hatte aber dem Budiker hängen lassen, denn er sollte sich etwas aussuchen. Scheinbar mit dem Hintergedanken, dass Pedder damit überfordert war und alles im Nichts endete.

Kurz vorher hatte ich mal wieder „Bummel durch Europa“ verschenkt, weiß gar nicht, ob in der Originalausgabe eigentlich „Die Schrecken der deutschen Sprache“ veröffentlicht wurden. (Nebenbei, „Bummel durch Europa“, „Ali und Nino“ sowie „Sternstunde der Mörder“ sind die drei Bücher, die ich ganz oft verschenkte. Zum Kohout muss noch gesagt werden, wegen meines ungeheuren Nachholbedarf an Literatur, habe ich im Westen nie wieder ScienceFictions noch Krimis angerührt, die „Sternstunde…“ machte da eine Ausnahme, eigentlich nur wegen des Autors.)

Deshalb fiel mir ganz spontan besagte Abhandlung von Twain ein, allerdings war der Scheff ob meines Vorschlags doch etwas irritiert. Misstrauischerweise zog er deshalb sogar Erkundigungen ein…

Wigger fand die Entscheidung sehr weise, ging begeistert darauf ein und die Lesung ward gigantisch. Meine Freundin und ich kamen über Gästeliste rein und zur nächsten Gelegenheit füllte mich Peter nochmals ab…

Bin wieder ganz schön abgedriftet.

Wollte noch kurz auf Austilats Flunkerei eingehen, weil er behauptet, Twains fünf Geschichten erschienen erstmals auf Deutsch. Zumindest bei der letzten bin ich mir sehr sicher, dass ich sie bereits als Jugendlicher gelesen hatte, möglicherweise in einer ollen Reclam-Ausgabe der 20er Jahre. Viele Jahre war es mir nicht gelungen den Autor über das Chaos der Berliner Hausnummern herauszubekommen, in meinen Erinnerungen suchte ich ewig bei Kisch und Polgar. Zum Schluss wurden in der National-Zeitung noch auf John Habberton und Bret Harte erwähnt, allerdings will ich in dem Zusammenhang noch auf den etwas früheren James Fenimore Cooper und den späteren Jack London hinweisen, aber auf keinen Fall Friedrich Gerstäcker vergessen, der sich als Deutscher auch dem Genre der vorher genannten Autoren hingab, allerdings nicht auf der Ebene von Karl May! Sehr schnell hatte ich als Kind begriffen, weshalb mein Großvater fast nichts von dem spinnerten Sachsen besaß aber so gut wie alles von den berühmten Amis.

Jetzt bin ich wiedermal an einen Punkt gekommen, wo in mir unsägliche Wut auf die Mutter meiner Schwester hochkommt. Hatte dieses Weibstück, nach dem Verkauf des Hauses ihrer Eltern, tausende von Büchern ihres Vaters vor der Veranda in den Garten gefeuert und vom einem Knecht des Altstoffhändlers abholen lassen. Wie man so pervers mit Büchern umgehen konnte, schrieb ich schon damals ihrem bolschewistischenFreunden zu, alles Leute, die auch meine Großmutter tief verachtete.

Mir kamen als Kind mehrere Dinge zugute, ich benötigte immer schon wenig Schlaf, hatte als Ableger eine stalinistischen Zecke, während der ersten Schuljahre keine Freunde und wirklich alle Klassenkameraden mit denen ich mich abgeben durfte, auch solch rotes Kroppzeug, die waren noch dazu ausgesprochen dumm.

Das ganze materielle Zeug, mit dem mich die Alte permanent abfüllte und was manchmal von den Großeltern abgetrotzt wurde, nützte mir überhaupt nichts und war mir folglich relativ unwichtig.

Dadurch wuchsen Bücher an mein Herz, denn in den Geschichten warteten die Gefährten.

Allerdings saß ich von Anbeginn der vielen Leserei einem Trugschluss auf, Bücher beantworteten keine Fragen, im Gegenteil, es kamen unendlich viele hinzu, besonders bei gefährlicher Literatur über deren Inhalte stillschweigen gewahrt werden musste. Dies ging mir bei den ganzen Highlights des III. Reiches so, die Opa zwar genehmigt besaß, aber niemanden zugänglich machen durfte…

Die große Literatour – Mark Twains Deutschland

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