Es ist eine lange Geschichte, wie es kam, dass ich nach dem Ableben meines Erzeugers, ´94, noch Fragmente aus seinem Leben erhielt. Aber darüber möchte ich hier nichts ablassen.
Fest steht, Kleinigkeiten die sein Leben betrafen, sammelte er akribisch und ich fand sie gut sortiert vor.
Heute segelte aus einem seiner wenigen Bücher diese Glückwunschkarte.
Sie gab mir mehrfache Rätsel auf. Galt sie ihm, so wäre sie zur Vollendung seines 44. Lebensjahres verzapft worden. Es scheint sich um die Handschrift einer älteren Person zu handeln. Könnte Mutti gewesen sein. Dann hatte die alte Frau scheinbar noch nicht alle Hoffnung aufgegeben, oder es handelte sich um einen leichten Dolchstoß. Denn zu jener Zeit lief der Alte nicht nur als rote Zecke rum, nee, mehr so als dunkelroter Zonenstalinist und der hatte bestimmt nichts mit Herrn „INRI” am Hut.
Nun wird es lustig, denn mir fielen wieder jene merkwürdigen Schnippsel aus seinem Leben ein.
Die beiden Koffer mit seinen persönlichen Papieren ordnete ich chronologisch, erst vier Jahre nach seinem Tod.
Aus den Papieren ging hervor, dass er kurz vor selbigen Geburtstag, nach einem längeren Aufenthalt im Westen, gerade zurückgekehrt war. Dies belegen Papiere, ausgestellt in einer Kleinstadt im Niedersächsischen – Arbeitsamt und andere Behörden.
Aber im SVK-Buch sind auch für diese Zeit, durchgängig Arbeitsstellen im Osten notiert.
Gleichzeitig enthielt sein schriftliches Konglomerat zwei Urkunden, eine ausgestellt ´85, über die 40 jährige FDGB-Zugehörigkeit (Diesen Verein gründete er in seiner Geburtsstadt mit, als leitender Fuzzi) und eine von ´86, zur 40-jährigen Mitgliedschaft in der “Dreigrammbewegung” – doch recht merkwürdig…
Unser Dasein verdanken meine Schwester und ich seiner späteren Karriere, wir wurden als Alibi-Kids angerührt. Jeder im Dorf wusste, dass er vom anderen Stern kam. Diese Kleinigkeit war allerdings der Genossin nicht bekannt, die er später ehelichte. Scheinbar nutzte seine Gattin die Möglichkeit des Ehebündnisses auch nur, um sich dadurch bequemer die Startlöcher für ihre weiteres Fortkommen zu hacken…
…wenn die römischen Besatzer anno dunnemals wirklich „unser Weisheit Teil” mit ans Kreuz nagelten, dann scheinen die Himmelskomiker wohl recht zu haben und mir wird heute auch einiges klar. Aber ich glaube nicht daran, obwohl man mich kürzlich auch als Christenkind outete. Da ist ein christlicher Verein (Katholen und Lutheraner brüderlich vereint) aus Ostberlin vorgeprescht, ohne dass ich dazu mein Einverständnis gab. Die scheinen noch mit den Methoden aus der Normannenstrasse zu arbeiten, sicher sind bei denen auch ehemalige „Aufklärer” unter gekrochen.
Diese geldgierigen Konfessionshaie, was Knete angeht, fängt bei denen die Freundschaft an (bei anderen hört sie gerade dort auf), da wird sogar ökumenisch gekuschelt.
Alles begann, als wir nach 24 Jahren Probezeit, wegen steuerlicher Erwägungen, unsere Zweierbeziehung staatlich sanktionieren ließen. Weil die Mutter meiner Schwester in grauer Vorzeit mal äußerte, dass alle Familienangehörigen den Schoß der evangelischen Kirche verlassen hatten, war für mich seit vielen Jahren klar, bei mir handelte es sich fortan um ein Heidenkind. Wenige Wochen nach Vollziehung unseres kleinbürgerlichen Ehebündnisses, begann auf dem Steueramt eine winzige Gesäßfaltenperforierung zu nerven, ob wohl ich, auch bei denen immer als konfessionslos galt. Man belehrte mich schnell eines Besseren, diese frühkindliche Traumatisierung, wenn der Pope mit Wasser panscht, machte jeden Unschuldigen, lebenslang zum Christen. (Wenn man die Muselmanen nicht mehr Mohammedaner nenne darf, möchte ich bis zu meinem Ausscheiden aus Kirchens, bitte schön auch nicht Christ genannt werden!) Wie ich aus diesem Schlamassel nun raus kommen könnte, hat mir von diesen Jüngern niemand mitgeteilt.
Mit Behörden tue ich mich immer schwer. Wie soll man denen beibringen, dass jemand den Verein verlassen will, wo ich meine gar nicht drin zu sein? Genügt es da, ihnen etwa so zu antworten: „Täglich erhöht sich die Zahl derer, die mich am Arsch lecken können – ab heute gehören auch sie dazu!” Oder schreibselt man so etwas anders, sicher gutmenscheld und mit viel politischer Korrektheit?
Sollte ich vorher einen flammenden Protestbrief an Berlusconi richten, schließlich ist der Nachfahre jener Besatzungsmacht, die damals den Heiland in solch unbequemer Stellung ans Kreuz tackerten. Soll er doch auch mal etwas Verantwortung übernehmen für die Sauereien, die seine Vorfahren überall verzapften…
Jedenfalls muss ich sehr schnell etwas unternehmen, da ich über kein entsprechendes Einkommen verfüge, wird meine Ehepartnerin zur Kasse gebeten. Allerdings könnte ich eine Befreiung von der zusätzlichen Steuerlast beantragen, diesen kriecherischen Gang müsste ich aber jährlich wiederholen, bis zu Urne.
Früher war mein letzter Wille, als Asche im Getriebe, des gerade regierenden Bürgermeisters zu enden. Heute ist es mir die Überlegung wert, mal bei Gunther Gerhard Liebchen vorzusprechen, ob er mich entsprechend aufpeppen würde, linkshändig mit dem „digitus impudicus”, an dem ein Kettchen mit Kreuz baumelt
Fussnote:
Diese Abgabeneintreibung durch den Staat, haben uns die Sozis in der Weimarer Zeit eingebrockt und gibt es der Legende nach nur in Deutschland.
Angeblich wäre heute auch die Erhebung von Kirchensteuer als Zuschlag zur Vermögenssteuer, sowie zum „Solidarbeitrag”möglich. Schon herb, dass der Nichtverbraucher von irgendwelchen konfessionellen Dienstleistungen, trotzdem zur Kasse gebeten wird. Man munkelt, es sei schon angedacht, beim „Leib Christi und dessen Blut” demnächst auch die Mehrwertsteuer einzuführen.
Mit dem Ritual des Abendmahls hat sich, im letzten Jahrhundert mal ein pfiffiger Franzose auseinander gesetzt (Bin mir sicher – George Bataille) und etwas abgelassen, angesichts des Farbtons von Leib und Blut des Herrn. An diese Metapher mäkelte er rum und ließ seine Begründung dazu ab. Wegen der gräulichen Färbung der Abendmahloblate und des hellen Blutes, kam er dabei zu folgendem Schluss. Beide Interpretationen wären schlicht falsch, bei der Hostie könnte es sich nur um einen „Kalten Bauern” handeln und beim Blut, um Pipi. (Nebenbei, ich war zweimal von Messwein sturzbesoffen, am nächsten Tag gab es eine Birne mit der man Schwierigkeiten gehabt hätte, durch ein Scheunentor zu kriechen.)
Walter Moers´ großer Held – „Das kleine Arschloch” hat eines dieser wundersamen Geschichten des Herrn Christus auf seine Art kommentiert. Alles Humbug, Jesus habe geflunkert bei seiner Behauptung, aus Wasser Wein machen zu können. Er hätte Wasser lediglich in Natursekt verwandelt. Dieser Spruch führte dazu, selbiges Heftchen, in Bayern mit einem Bann zu belegen und es landete auf dem Index.