Archiv für den Tag: 24. August 2009

bahn.bonus

Früher war alles viel besser. Angefangen beim Urschleim, irgendwann tauchte der Kaiser auf, dann Adolf der Gütige, Adenauer und Ulbricht…
Ich beziehe mich hier auf ein recht konservatives Fortbewegungsmittel – die Bahn. Zu Zeiten der vorgenannten „Führers”, ging man einfach an einen entsprechenden Schalter, sagt wo man hin wollte, der Beamte (außer bei Ulbricht, da waren es Arbeiter oder Bauern in Uniform) ging an ein Gerät, schob bei exotischen Fahrzielen eine Matrize in das Teil, betätigte ein Knöpfchen, es summte und rasselte – oh Wunder, heraus kam die Fahrkarte. Auf der lediglich Start- und Zielbahnhof, die Klasse, Entfernung und der Preis vermerkt waren. Alles auf dünner Pappe, etwas größer als ein mitteleuropäisches Passphoto…
Bis Mitte der 90er Jahren bin ich gern mit der Bahn gereist und hatte nebenbei oft lustige Erlebnisse. Zu jener Zeit, auch die ersten Stunden immer ein Abteil für mich gehabt.
Ein gewisser Herr Bär partizipierte anfangs noch sehr knurrig, auf einer gemeinsamen Zugfahrt nach Stuttgart, an der etwas anderen Art zu reisen. Wir hockten in einem dieser alten Reichsbahnwaggons, wo sich beide Sitzbänke ausziehen ließen und zwei komfortable Liegeplätze entstanden. Bär kam sogar damit, obwohl uns beide ein dicker Kater drangsalierte, dass es doch recht unsozial sei, als er meine Vorbereitungen mitbekam, als ich die Gardinen zuzog und pennen wollt. Vorher noch eine mächtige Wolke Knoblauchspay verspritzte, was vor jedem neuerlichem Halt abermalig geschah. Bis sich in Fulda (Stunden später) ein junger Typ nicht von dem Gestank beirren ließ…
Heute sieht alles etwas anders aus, seit Jahren benutze ich besagtes Spray nicht mehr. Meine Fahrstunde nach WOB-City wird im Bordrestaurant bei einer Tasse grünem Tee abgehakt. Muss mich dabei allerding von diesen ganz wichtigen Arschgeigen drangsalieren lassen, die verbal in ihre Kommunikationsprothesen wixen.
Nun glaube ich am Punkt angekommen zu sein. Nein doch nicht. Gut, die folgende Schilderung betrifft drei Wochenendfahrten meines Weibes.
Ich versuche es im Telegrammstil abzuhandeln. (Wer von den jungen Leuten weiß überhaupt noch, was ein Telegramm ist)
Rückfahrt am 2. August: Der Bummelzug von Gifhorn nach Wolfsburg fiel aus (bei Hannover ein Trafo defekt). Alle Stunde hoppelt so ein Fahrzeug durch die dortige Pampa, aber das nächst Gefährt kam auch nicht. Madame registrierte das Gespräch von zwei Frauen und klinkte sich ein, wurde deshalb zu einer kurzfristigen Autofahrt eingeladen…
Am 7. August kam am Hauptbahnhof (vom Bundeshauptdorf) die Durchsage, der Zug, welcher am Ostbahnhof startete, fällt wegen eines „Triebwerkschadens” aus (später es gab 12 Oi retour). Das hieß, in Gifhorn eine zusätzliche Stunde Wartezeit.
Der 16. August spielte sich etwas anders ab. Die Ferkelbahn aus Uelzen verspätete sich um 10 Minuten. In Gifhorn, der Zug Richtung Wolfsburg natürlich weg,  eine Stunde gammeln…

In der letzten Zeit versuche ich, wenn möglich auf Bahnreisen zu verzichten, mache allerdings mit den Angestellten der DB immer meine Spielchen. Mir ist bekannt, fast jeder dort am Tresen hockende, bangt um seinen Arbeitsplatz. Deshalb sind jene Leute so anbiedernd nett. Was sie aber nicht wissen können, dass ich nette Leute abgrundtief verachte. Dann kommt mein Auftritt. „Ich wette, sie sind nicht in der Lage mir eine Fahrkarte zu verkaufen, ohne Sprachtherapie, ohne Auszug aus einem Kursbuch und irgendwelche eingetütete Werbescheiß…”
„Wusste ich doch!”
Alles was über meinen frommen Wunsch drüber hinausgeht, fliegt als eckige Konfettis retour. Anschließend muss ich mir dann die Frage gefallen lassen, warum ich so aggressiv sei, schließlich wollen die Verbraucherinnen und Verbraucher doch sämtliche Informationen.
Neuerdings muss man sich ja wie ein dummer Nabbel eine Nummer ziehen, um an den entsprechenden Schalter sein Bedürfnis anzumelden.
Ist es zu viel verlangt, wenn man nur eine Fahrkarte will, einfach so, wie früher. Pünktlich abfahren und ankommen. Nein die Knechte und Mägde verscheißern einen noch bei diesen ewigen Malessen: „Wir bitten um ihr Verständnis!”, wurde nun ja umgewandelt in: “Wir bitten um Entschuldigung!” Gott nochmal, darauf ist doch was geschissen!
Letzte Woche erhielt ich einen Schrieb, alles wurde noch getoppt. Weiterlesen