Fragte die Tante am Schalter, ob ich wirklich fahren will, da sie Unwetter angesagt hätten…
12:41 ging es los für 22 EU, mit dreimal Umsteigen in Wittenberg, Bitterfeld und Halle, insgesamt etwas mehr als drei Stunden Fahrt, wie zu meinen fast vergessenen Ostzeiten.
Zum Lesen staken die drei Nummern des verlängerten Wochenend-Abos im Rucksack, notfalls gab es darin ja noch sechs Sudokus.
An verschiedenen Haltestellen fielen mir alte Begebenheiten ein.
Bereits als Kind, nur von den Großeltern darauf getrimmt worden, mir auch Kleinigkeiten zu merken, entwickelte ich nebenher ein phänomenales Gedächtnis, was mir aber letztlich nie etwas einbrachte. Zum Leben benötigt man kein abgespeichertes Lexikonwissen, eben sowenig tausende von gebunkerten Telefonnummern…
Wobei sich langsam sowieso alles im Nichts auflöst.
Allerdings existiert noch eine recht intakte Datei, wo außergewöhnlich erinnerungswürdige Momente fast vollständig erhalten sind, samt der damals abgespulten Geringfügigkeiten, in denen blitzschnelle Entscheidung getroffen werden mussten, worauf sich alle nachfolgenden Ereignisse kontinuierlich entwickeln konnten, zu vollsten Zufriedenheit beider Seiten…
Als Gräfenhainichen angesagt wurde, konnte ich prompt einen Film abspulen, der 1971 in der Dübener Heide spielte und auch an einem sehr windigen Frühsommertag begann.
War in Halle gerade von der Dessauerstraße auf die F100 abgebogen, als neben mir, im absoluten Halteverbot, ein weißer ŠKODA hielt. Gleichzeitig die Beifahrertür aufging und eine Frauenstimme laut rief, „schmeißen sie ihren Rucksack nach hinten und steigen sie schnell ein!“ ( Bei stürmischen Wetter entwickelte dieser tschechische Wagen recht gefährliche Fahreigenschaften ohne entsprechendes Gewicht durch weitere Mitfahrer oder anderer Zuladungen.) Weiterlesen
Regionalbahntrip in die „Kalte Heimat“
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