Morgens weckten mich Schneelawinen, die lautstark auf der Terrasse landeten, schon fast wieder am Pennen, als eine Nase auf dem Nachbargrundstück versuchte seine Möhre zu starten.
Hellwach wurde der Transistor angeschmissen und zum Buch gegriffen – „Der Barras“ von Karlludwig Opitz.
Den Tag versaute mir das „Wort zum Tage“ und es begann ungefähr mit: „…Gott hat uns einen Sohn geschenkt…“ Vorgetragen mit der getragenen Stimme eines schlechten Laienschauspielers – und sein Thema erst.
In der heutigen Zeit kam dieser Himmelkomiker wieder mit der unbefleckte Empfängnis, dabei ist es doch hinreichend bekannt, dass auch der Unbedarfteste in der Lage ist, wenn er beim Andocken seinen Rüssel entsprechend platziert, es unter Umständen zur Schwangerschaft führen kann.
Vorausgesetzt natürlich, dass der Akt nicht achtern zwischen den Sitzwangen vollzogen wird…
Weiß der Teufel, wie die Jungfer zu dem Gör kam, durch Windbefruchtung vielleicht?
Es ging schräg weiter mit den Nachrichten.
Nach langer sportlicher Betätigung, dem “Tauziehen”, „hat der US-Senat am Mittwoch für den Start-Vertrag mit Russland zur Reduzierung strategischer Atomwaffen gestimmt…“
Die beiden Scheffchen der Wespenarschkoalition jodelten dazu ein Hohelied.
Dabei werden wir doch schon wieder verarscht. Was haben sich die Amis für eine neuartige Sauerei ausgedacht, dass sich sogar Republikaner als Renegaten aufspielen durften? Abgesehen vom Verfallsdatum ihrer Atomraketen, was macht es für ein Unterschied, ob der Planet zehn- oder zwanzigfach mit tödlicher Fracht vernichtet werden kann. Endlich kann eine „innovativ“ Generation in den Silos versenkt werden, die sind besser, größer, schöner und killen wesentlich optimaler…
– Mich erinnert diese aufbereitete, verbale Scheiße an frühere Jahre, während der „Rotlichtbestrahlung“ bei der Truppe. Als mein damaliger Zugführer, eine Seele von Mensch, ansonsten die Karikatur seiner selbst, uns agitierten musste, wegen der brandneuen Direktive von ganz oben – „Die Taube muss gepanzert sei!“
Dort sollte er mir nur erklären, ob man von unterschiedlichen Wirkungsweisen zwischen amerikanischen und russischen Atomraketen ausgehen könnte.
Knallrot legte der Genosse los, wie üblich beginnend mit: „Dastens muss endlich in ihre kleinen Schädel rein. Der Imperialismus istens nicht stärker geworden, sondern nur aggressiver, dasten müssen sie mich schon glauben…“
Nun mit ganzem Körpereinsatz, „zu ihrer provokativen Frage kann ichen nur sagen, dasten da wirklich ein Unterschied besteht, zwischen einer imperialistischen Rakete und einer von die Freunde!“
„Wie merke ich den Unterschied, wenn so ein Teil, ganz weit oben, über meiner Birne krepiert?“
„Die von die Freunde istens für den Frieden, dastens müssen sie mich glauben!“
„Aha!“
Kurz vor 6 Uhr durfte sich der afghanische Botschafter in Deutschland, Rahman Ashraf, als „Seher“ (auch eine Form von Expertentum) produzieren und er „sieht einen Weg zu Frieden in seinem Land nur über die gesellschaftliche Integration der Taliban…“
„…Sicherheit könne man nicht mit Waffen schaffen.“
Richtig!
Schwerter zu Opiumpfeifen!
Das Zeug für eine intellektuelle Bodenluftrakete scheint ihm nicht anzuhängen. Aber lustig, mit was für abstrusen Gedankengängen er versucht seine Gehirnkugel zu retten, damit es später nicht in seinen Hals hinein regnet.
– Deutschlandradio K. blubberte weiter vor sich hin.
Bis ein ganz „wichtiger Experte“ etwas äußerte, seines Zeichens – „Entschleunigungs-Coach”
“Wir gewinnen Gegenwart und eine Lernchance” – Entschleunigung habe nichts mit Faulheit zu tun, sondern “mit der richtigen Kombination von Langsamkeit und Schnelligkeit”…
Hinweise zu dieser bahnbrechenden Theorie finden sich bestimmt schon in Keilschrift auf Tontafeln der Sumerer.
Aber was soll es, das Geld liegt auf der Straße, man muss sich nur danach bücken! Ein Stern geht am Firmament auf, der eines neuen Salonlöwen bundesgermanischer Talkshows.
– Weil ich vorhin wieder nostalgisch reagierte, wie gehabt retour zur „Arbeiterknüppelgarde“. Meine Spieß drohte mir damals mit dem Militärkadi, wegen Anstiftung zur Wehrkraftzersetzung.
Was Herr Norbert Lange in seinem Interview abließ, hatte ich in fein säuberlicher in Frakturschrift auf den Punkt gebracht und an der Wand über der Furzmolle hängen.
„Lass Dich niemals aus der Ruhe bringen,
denk an Götz von Berlichingen!
Leck mich am* Arsch!
Nur in seinem Zeichen,
kannst Du den Abend froh erreichen!“
An der Spindtür hing ein anderes Zitat:
„Die Ruhe sei dem Menschen Heilig,
nur Bekloppte haben´s immer eilig!“
Mit der Verinnerlichung beider Sprüche handelte ich sehr oft Trouble ein, der geht mir immer noch eiskalt am Arsch vorbeigeht.
*(Beim alten Geheimrat heißte es original: „im!“)