Mit fremden Federn schmückt sich nur der längst verblichene Schneemann…
Ich finde, Micha hat eine tolle Collage verzapft! Wollte mich dafür schon längst mal bedanken, was ich hiermit tue – Danke Scheff!
Ich setze den Link, passt nach 11 Monaten immer noch, denn „wichtige“ Panikmeldungen pendeln seit Wochen nur noch zwischen Asphaltgyros und dem alltäglichen Terror von oben…
Stimmt nicht ganz, vor drei Tagen wurde diese frühere, balltretende Flachzange mal wieder in den Schatten des Rampenlichtes geschoben und er hat es genossen…
– Es existieren einige Leute, die vergleichen den beginnenden Winter mit dem von 1962/63. Jener Vergleich hinkt aber mächtig. Wenn ich mich richtig erinnere, sorgten fette Russland-Hochs im Januar/Februar für diese stinkige Kälteperiode, Tage lang nächtens um 25 Grad minus, teilweise noch tiefere Temperaturen.
Damals kam richtige Freude auf, aber nur, weil lediglich mehrere Klassenräume in drei Schulen beheizt wurden und deshalb die Winterferien länger dauerten. An zwei Tagen hieß es für eine Stunde in die Schule, Hausaufgaben abgeben und neue aufgebürdet zu bekommen.
Zu Hause sah es allerdings etwas anders aus.
Bereits Anfang Januar besaßen wir nur noch wenige Zentner Braunkohle, alles riesige Brösel, die erst mit der Axt portioniert werden mussten.
Aus irgendwelchen Gründen hatte ich bereits im Herbst meine letzten Karnickel verschenkt – Gott sei Dank. Ihre Ställe wurden zerwixt und das Holz in der Waschküche gestapelt, dort zu Anmachholz zerkleinert.
Damit meine Bude nicht auch den Weg allen Irdischen ging und im Küchenherd landete, organisierte ich Brennmaterial. Bammel kam auf, wegen der Spuren im Schnee. Aus dem Kolchos verlagerte ich mit Hilfe eines Schlittens Dachpapprollen und den dazugehörigen Teer. Alles lief problemlos, da sich an den arschkalten Tagen nie ein Arbeiter sehen ließ, geschweige denn in der Dunkelheit.
Beide Materialien ließen sich nicht sägen, sie wurden ebenfalls mit der Axt malträtiert. Dies geschah im ehemaligen Stall der Bergmannskühe. Meine restliche Beute versteckte ich immer wieder unter allen möglichen Mist, denn der Mutter meiner Schwester traute ich es zu, dass die Genossin mich von den Behörden zur Verantwortung ziehen lassen würde. (Was sie später auch tat, allerdings zu anderen Gelegenheiten.)
In der weiteren Umgebung gab es anschließend keine Bohnenstangen und Holzleitern mehr.
Mit Datsch begann ich mehrere Kilometer entfernt, am Steinbruch einen Bunker aus Eisenbahnschwellen zu demontieren. Der Unterstand gehörte zu einem Schießplatz. Unter größten Anstrengungen hackten wir die obere Erdschicht weg und fanden alle Hölzer mit riesigen Stahlkrampen verbunden. In jener Nacht machten wir noch zwei Schlittenfuhren, mit je zwei Stücken drauf. Drei Tage später hatte irgend so ein Sack den Rest bereits abgefahren…
Eigentlich war es mir ganz Recht, die Schwellen stanken nach Karbolineum und ließen sich urst schwer zersägen, brannten allerdings wie Teufel…
Als wir auf dem Rückweg registrierten, dass sich jemand am Trigonometrischen Punkt vergangen hatte, gingen als Ersatz noch einige Balkenteile mit. An diesem Abend brauchten wir uns keine Sorgen wegen des Kraches zumachen, es herrschte Schneetreiben, allerdings nervten die Frostgrade mächtig.
Das wir nicht genügend Brennmaterial besaßen, hatte folgende Bewandtnis.
Vor dem Grundstück meiner Großeltern mäanderte ein Hohlweg zu den letzten beiden Bauernhöfen. Kohlen-Schrecke mobberte immer, da er nur mit einem Traktor dort herum kurven konnte. Die Ladung auf dem Hänger entsprach lediglich dem Teil der Kohle, die man auf Karte beziehen konnte. Entweder viel mistige, feuchte Braunkohle, dazu entsprechend Briketts, die vom Brennwert mehr dem Sand aus dem Geiseltal entsprachen, für Eierkohlen musste man zusätzlich schmieren.
Im Herbst, wenn es Kohle frei gab, war allerdings der Weg nur noch mit Pferdefuhrwerken befahrbar. Manchmal gab es auch Nachschlag, wenn das Wetter mitspielte…
Im Haus befand sich noch ein kleines Elektroheizöfchen, 2000 Watt, allerdings für beide Etagen nur zwei Sicherungen, je 10 A. Alle Reichsdeutschen Verdrahtungen bestanden aus stählerner Flex-Leitung, also flickte ich die Parterresicherung mit einem Röllchen aus Alufolie.
Wochentags spielte sich alles in der kleinen Küche ab. Zum Pennen gab es zusätzlich erwärmte Wolldecken und eine Wärmflasche. Es versteht sich von selber, dass die Federdecke vom Atem morgens gefroren war und die Wand glitzerte von Eiskristallen.
Gleich zu Beginn der Frostperiode verabschiedeten sich meine zwei Goldfische, ich hatte sie im Wohnzimmer vergessen…
Mehrere Tage wurden wir Zeugen von einem ungewöhnlichen Naturschauspiel. Tausende von Rabenvögel kreisten nachmittags über den Feldern vor dem Grundstück, hockten später auf den grob gepflügten Erdschollen, pro Batzen ein Federvieh. Während jener extremen Frostperiode gurkten Datsch und ich noch mit den Skis durch die Botanik. Nur ein einziges mal ärgerten wir die schwarzen Geister und bereuten es fürchterlich, weil sie während ihres Starts Ballast fallen ließen. Da hatten sie nichts zu fressen, aber schissen trotzdem herum.
Diese Viecher waren unser Barometer, als sie sich endlich verkrümelten, stieg auch das Thermometer wenige Grade nach oben.
Einen dieser Gesellen fanden wir verletzt und nahmen ihn mit. Datsch stopfte ihn unter seine Trainingsjacke, ließ den Kopf zwischen seinem Anorak herausschauen, dieses kluge Tier hockte ganz still da. Opa Willi, mal noch nicht ganz besoffen, begutachtete unser Mitbringsel und verarztete es. Schiente mit einem Spatel und viel Hansaplast den gebrochenen Flügel, dann schleppte wir eine kleine Transportkiste in seine Küche hoch, „aber nur für zwei, drei Tage!“
Zur Reha-Phase kam der Vogel dann in deren Waschküche, gesundete dort anschließend sehr schnell. Der Opa stutzte die Endfedern etwas, damit er nicht mehr fliegen konnte.
Was unternahmen wir alles wegen bestimmter Dressurakte, auf der Schulter hocken z. B.
Gings vom Grundstück runter hopste „Korax“ mit riesigen Sprüngen sofort wieder in Richtung Hof.
Irgendwann im Sommer kam der Schwarze nicht mehr zurück.
Datsch berichtete es mir nur, denn mittlerweile war ich ja im Heim gelandet…