Ich finde schon, man sollte die paar hundert Meter stehen lassen, vielleicht aber um die Hälfte im Boden versenken und auf einige Segmente könnte auch verzichtet werden. Da stehen Teile herum, die stammten bestimmt von schwer gestörten Leutchen, die sich ansonsten in irgendwelchen Therapiegruppen tummeln, was aber nebensächlich ist, da jeder von seiner Betrachtungsweise ausgeht.
Mit solchen Objekten verhält es sich wie mit Kunsthonig, der ist zwar auch Kunst, aber leider kein Honig. Was besagtes Nahrungsmittel betrifft, so besteht doch die eigentlich Kunst darin, das ausgehärtete Zeug als Para-Honig zu erkennen.
Bei selbigen bemalten Teilen tauchen andere Eindrücke auf, z. B. die der politischen Mauerkunst, also von jedem etwas. In erster Linie sehe ich dabei die Mauer und zwar eine bemalte, was Kunst sein soll. Politisch wird alles, weil mir jenes Bauwerk bis 1989 noch 14 fette Jahre bescherte und all die Leute fern hielt, wegen denen ich abgehauen war…
Nun muss aber endlich auch mal erwähnt werden, dass es sich bei diesen riesigen Betonelementen nicht um Teile von Autobahnen handelte, die dort zum Trocknen standen, sie letztlich vergessen wurden und deshalb keiner entfernte.
Selbigen Elementen an der Mühlenstraße (jetzige East Side Gallery) firmierten als sogenannte „Vorderlandmauer“ – deren farbenfrohe Bemalung auf westlicher Seite – der gemeine bekennende Ossi nie zu Gesicht bekam, wenn ihn nicht gerade unstillbare Anwandlungen von Neugier irgendwie auf die andere Seite vom Zaun getrieben hatte. Im Idealfall musste dafür der mit viel Raffinessen ausgestattete „Todesstreifen“ zwischen „Hinterlandmauer“ und „VLM“ überwunden werden…
Mauer an der Mühlenstraße, 1990,
© Kupfernagel
Fußnote: Mauerglotzen