Samstags verkrümelte ich mich am frühen Abend ins Wirtshaus…

Hielt es da aber nicht lange aus, denn dort lief wie am Vorabend bereits die neue Scheibe von Heino – richtiggehend zum Kotzen, so outen die Leute ihr wahres ICH.
Wieder daheim, zwei Stullen gemacht und dann vor die Glotze wegen der Nachrichten. Stellte aber recht schnell fest, dass ich mich mit der Zeit um eine Stunde vertan hatte, denn dort lief: Verstehen Sie Spaß? – und neben dem Dummschwätzer Guido Cantz hockte Heino…
Also ran an die Bit-Möhre, fand u.a. den folgenden Elektrobrief vor:
Lieber Ede,
mir geht dieses ganze Weibchen-Sexismus-Geplärre so was von auf den Keks!
Mann-oh-Mann, was ich manchmal für Sprüche mache… und es macht mir Spass! Eigentlich immer ein Türenöffner gewesen, ob im Baubüro oder beim Fotografieren.
Humor ist doch ein herrlicher Begleiter.
Schade ist nur, dass alles ausgeleuchtet und totgeredet wird. Erotik lebt vom Dunstschleier, vom Unausgesprochenen, vom Verhüllten.
Das verschwindet mehr und mehr, ebenso die Poesie. Du kannst es sicher treffender benennen, wirst aber sicher verstehen, was ich meine.
… Ich werde mich auch in Zukunft nicht an polit. correctness halten, ebenso Sexy Parolen.
Ich leb lustig damit.
Dir schönes Wochenende,
Grüssssssssssssssssse von der Bagage an Dich.
Bagage ist in verschieden Gepäckfächern untergebracht, wir vergnügen uns bei den “Toy Dolls” heute Nacht.

Zog mir schließlich den restlichen TAGESSPITZEL zu Gemüte.
Fand dort einen recht unprätentiös beginnenden Artikeln über „Titten-Gitti“. Nach der Hälfte wurde im Netz gekramt, was für Leute sich hinter den Autorennamen verbargen.
Meral Al-Mer wird dort als Entertainment-Talent mit dem Axel-Springer-Preis für junge Journalisten verkauft. Lucas Vogelsang arbeitete 2011/2012 als Redakteur bei Gottschalk Live!?, er lebt in Berlin. Beide – w.u.d.30 – mit ganz weiter westdeutschen Sozialisation, wo die Großeltern bestimmt noch nicht mal realisierten, was es mit Westberlin auf sich hatte und man vorher über einen Korridor durch die Zone musste…
Daraufhin hatte sich für mich fast alles erledigt, las den Rest aber dann auch noch.
Was war nun der eigentlich der Aufhänger?
Das frühere Ghetto der Durchgeknallten oder Titten-Gitti (Diese Vijo kannte ich aber schon), unter Umständen sollte es aber umgedreht sein.
Solche Originale wie TG habe ich im ganzen Osten kennengelernt. Bereits als 15-jähriger, beginnend auf dem Bahnhof in Sangersdorf, kurz darauf in der“Kogge“, dem „Frosch“ in Rostock, in Halle/S., Leipzig-Connewitz, Dresden, in großen und kleinen Nestern, egal wohin es mich verschlug…
Dazu gehörte lediglich ein bestimmtes Outfit und das Gespür für entsprechende Situationen…
Nebenbei, Mitte der 60ziger war es fast nicht möglich mit Mäcke und Kanten solo in einer der Kneipen im Prenzelgebirge aufzutauchen, ohne sofort anzuecken. Als Langhaariger traf man sich damals auf dem Bahnhof Lichtenberg oder tagsüber auf dem Alex…
Das „Hackepeter“ (Im Sommer ´90 war ich öfters an den Samstagen dort, vorher – 1:6 oder 1:8 die Westmark umgerubelt…)  schräg gegenüber vom „Schusterjungen“, galt zu jenen Zeiten als sehr hartes Pflaster, gerade an den Wochenenden. Mit südlichen Slang – unterhalb von Jüterbog begann Sachsen – waren die Karten noch schlechter.
Für Jungwessis ist natürlich klar, wer so auffällig aus der Reihe tanzte, der konnte nur bei der Firma gewesen sein.
Bekanntlich gehen Pädagochen pausenlos damit hausieren, dass man in der Schule fürs Leben lernt, was Lichtjahre an der Realität vorbeigeht. Klar, so ein Pauker ist muss ja schließlich auch seine Zeit irgendwie totschlagen, sei es nur mit solchem Unssinn…
Die wahren Hilfestellungen für mein weiteres Leben empfing ich immer nur auf der Straße oder in Kneipen, auch von ähnlichen Exoten wie Titten-Gitti. Wobei als Katalysator permanent sexuelle Eskapaden und der Suff ins Spiel kamen.

Mitte der 90er landete mal einige Auszüge, nicht redigierte Kurzgeschichten bei einem Lektor, der meinte damals, „aus den Sachen ließe sich was machen, aber heutzutage kann man den Bürgern der ehemaligen DDR so etwas noch nicht vorsetzen…!

Wen interessierte in den 60er/70er Jahren überhaupt die Stasi?
Natürlich konnte man diese imaginäre Krake überall antreffen.
Mir war das Glück hold, dass ein Kumpel zu Zeiten meines letzten Schuljahres, 1965, mich auf etwas aufmerksam machte. Die Meue meinte damals: „Es existiert in der Zone kein Gesetz, womit jemand zur Mitarbeit für Horch&Guck gezwungen werden kann. Falls du trotzdem in deren Fängen landen solltest, unterschreibe niemals etwas und mache solche Treffen ruckartig publik! Dieses Pack wird daraufhin mit dir eine Weile Fotze spielen, aber irgendwann lassen sie dich in Ruhe!“
Jene Minderheit, die sich bereits in Kindheitstagen einer gesellschaftlichen Verweigerung hingaben, denen war es irgendwann vollkommen sowieso Schnuppe, wer in irgendeiner Form mit dem Spitzelsystem konform ging.
Nur ein einziges mal erlebte ich bei der Truppe einen Freund, der mir nach seinem mehrtägigen Verschwinden beichtete, dass er aus Angst vor dem Militärknast und anschließendem Nachdienen, sich erpressen ließ. Auch die Vermutung äußerte, auf unserer 8-Mannbude würden mit Gewissheit noch eins zwei Kameraden Spitzeldienste erledigen. Harald lag damals fast richtig, es waren vier!
Obwohl ich mich strikt an Meues Hinweis hielt, wurde mir oft klar, viele Leute in meiner Umgebung glaubten mir solche Erzählungen gar nicht und wollten sie auch nicht wissen. Oft stieß ich sogar im engsten Freundeskreis auf totales Unverständnis. Allerdings gab es doch Leute darunter, die wohl registrierten, welcher Irrsinn allein in meinem „Elternhaus“ ablief…
Im Westen war es noch schlimmer, ewig hielten mich gerade Linxwixer lediglich für einen hasserfüllten Spinner…
Für den wichtigsten Tip damals, wobei bis zum Freikauf noch weitere 10 Jahre ins Land gingen, konnte ich mich bei meinem Kumpel nicht mehr bedanken.
Die Meue war durch exzessiven Volksdrogenmissbrauch in den Jahren vollkommen durch den Wind, dass irgendwann seine Freundin ebenso durchdrehte und ihn kurz vor dem Mauerfall mit einer Schere tödlich perforierte…
Zumindest kamen mir während des Artikels über Titten-Gitti, ein Haufen verblasste Bilder wieder hoch…
Außerdem fiel mir noch ein, viele Ablichtungen von Gundula Schulze Eldowy passen zu dem Text, wie die Faust aufs Auge…

Im letzten samstäglichen Tagesspitzel fuhren sie scheinbar mal so richtig auf Titten ab.
Hinzu kommt, was Pascale Hugues Kolumnen betreffen, die gefallen mir fast immer, jene besonders und so lande ich auf langen Umwegen wieder beim anfänglich erwähnten Elektrobrief…
In der online-Ausgabe turnt allerdings das zusätzliche Photo etwas ab, weil vor dem hübschen Tintenbukett so ein Winkelement in den schwedischen Landesfarben prangt – FDP. Wie soll man das verstehen?
Leider ist die Inschrift auf dem unteren Rand nicht zu entziffern! Auch nach der Bildvergrößerung ist nichts zu erkennen.
Könnte es sein, politisch inkorrekt lassen sich die drei Buchstaben wie folgt interpretieren: FICK DIE P….!

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