Jedes Jahr im Juni

Gestern setzte ich in meinem Geschreibsel über „Jedes Jahr im Juni“ ein Sternchen und vergaß die entsprechende Erläuterung. Dazu muss ich mal wieder etwas ausholen…
Oft fielen immer nur mir gewisse Kleinigkeiten in irgendwelchen Filmen auf, welche absolut nicht in bestimmte Szenen passten. Mittelalterliche Ritter mit Armbanduhren, Statisten aus selbiger Zeit mit Brillen oder Hochspannungsleitungen im Hintergrund. Noch schlimmer empfinde ich, wenn mit der Authentizität von Uniformen schludrig umgegangen wird. Oft in alten Ami-Schinken der Fall, wenn es um das III.Reich geht und dann zu beobachten ist, dass Wehrmachtsuniformen mehr den „Ehrenkleidern“ von Ostdeutschen Vopos glichen oder SS-Kluft an Reichsbahnuniform erinnerten. Abgesehen von geschichtlichen Zusammenhängen die aus den unterschiedlichsten Beweggründen einfach falsch dargestellt werden.
Ausgerechnet gestern stolperte ich nach dem Einschalten über zwei solche Klopse, wird sicher niemanden aufgefallen sein. Woher auch, weil fast niemand etwas damit in Bezug bringen würde, alles aber für die weitere Handlung im Film eine gewisse Bedeutung besaß.
Gab im Streifen einige Merkwürdigkeiten die nicht zonenspezifisch herüberkamen, habe deshalb heute mal über den Film gegoogelt, fand bei WIKI nebenher eine Kritik von Harald Keller, welche mir sehr entgegenkam.
Verstehe immer nicht, dass ewig Leute krampfhaft versuchen solche filmischen Situationen zu konstruieren. Interessenhalber schaute ich letztens bei „Unsere Mütter, unsere Väter“ rein, nach zehn Minuten war es für mich unerträglich, auch beim nochmaligen Einschalten änderte sich nichts, es blieb beim kruden Betroffenheitsdünnschiß.
In meinem Leben sind mir so viel Menschen über den Weg gelaufen, die genau beobachtete interessante Sachverhalten aus dem letzten Jahrhundert zum Besten gaben, schrecklicher Art, lustige Geschichten darunter, Situationskomik sogar auch aus den Kriegen dabei, Deutsch-deutsche Begebenheiten aus dem vollen Leben gegriffen, mit den unterschiedlichsten Lebensbetrachtungen und deren anschließenden Auseinandersetzungen nach dem Neubeginn, was hauptsächlich Wanderer von Ost nach West betraf, aber auch umgekehrt…
Und nun scheint es in zu sein, dass Jungwessis nun zeitgeschichtliche Quotenlöcher füllen dürfen. Leute von der Sorte, die während ihrer Schulzeit mal kurz die Nase durch die Mauer steckten – Ostberlin ganz schrecklich fanden und sich in Coca-Cola-Sektoren nachts nur die Kante gaben(*), an den verbleibenden Stunden von ihren Leerkörpern zur Kultur gedrängt wurden und dann alles dröge an sich vorbeiziehen ließen. Aber anschließend in den Schulen euphorische Erlebnisberichte niederschrieben –
– Beginne mal mit der Geldwechselgeschichte.
Weshalb sollte eine Tschechin polnisches Geld untermischen, bei größeren Summen hätte es sich gelohnt. Jene Leute hatten auch nur die Möglichkeit ganz bestimmte festgelegte Mengen zu wechseln, außerdem knabberte die Umtauschgebühr am Wert. Wegen der merkwürdigen Warenstreuung gab es zwischen allen Ostblockstaaten immer jenen Einkaufstourismus, der permanent die andere Seite mächtig nervte.
Im Tschechland gab es in den 70er/80er Jahren lediglich das Problem mit den alten ungültigen 500 Kronenscheinen. Ich gab meinen Leuten immer den Tip, bei Toilettenfeen der großen Hotels zu tauschen, häufig zählten die alle Scheine von selbst und einzeln vor. (Außerdem gibt es ganz leicht erlernbare Wechseltricks, selbige habe ich zu meiner illegalen Zeit in Polen auch mal an Bundesgermanen ausprobiert, dazu benötigt man keine zusätzliches anderes Geld.)

Der E-Meister aus meinen „Sonnenscheinzeiten“ wollte mit seinen Freunden auch mal ein verlängertes Wochenende auf den Putz hauen. Vorher holte er bei mir Erkundigungen ein und keiner hielt sich an die Hinweise. Es begann schon damit, dass sie die Übernachtungen beim „Stasi-Ostblock-Reisebüro“ in der Uhlandstraße für ein Devisenhotel buchten, statt sich illegal für 5 Mark die Nacht, auf der Straße etwas suchten. Tauschten trotz meiner Warnung zur erhaltenen Unsumme aus dem Zwangsumtausch, gleich noch 200 DM in 500er, zum Kurs von eins zu 16, war das ein saugutes Geschäft!!!
Wir mussten ja pro Tag 30 DM eins zu zwölf wechseln, dies ergab täglich 360 Kronen, wobei ein halber Liter Bier noch nicht mal 3,50 kostete…
Hauten gleich den ersten Abend an der Hotelbar (Die waren immer arschteuer, ich weiß es nur aus Erzählungen.) auf die Kacke, nebst den dort herumlungernden gewieften Mädels mit Schatten unter den Augen. Als es ans Bezahlen ging lachten ringsherum alle auf.
Dann die Geschichte mit der Konversation in russischer Sprache, das ging ja nun gar nicht! Da habe ich aus dem Stegreif mehrere witzige Erlebnisse aus Polen, dem Tschechland und Ungarn parat.
Später, als ich nicht mehr die Bahnsteigkarte für den Ostblock besaß, akzeptierte man in den drei genannten Ländern zähneknirschend meine Russischkenntnisse…

(*) Diesmal will ich dass Sternchen nicht vergessen!
Habe irgendwo eine witzige Niederschrift versenkt über einen Abend im Q-Dorf mit einer kleinen Abiturientin aus Wessiland. Herr G. hatte mich dazu überredet, es wäre der Laden, wo du ganz schnell Frischfleisch abstauben kannst. Es stellte sich auch als wesentlich einfacher heraus als in den sogenannten Studentenkneipen oder auf einer Uni-Fete, denn in dem Touri-Keller hielten sich keine Mädels in violetten Latzhosen mit fettigen Haaren auf.
Bis wir zu gegenseitigen Entsaften kamen, entwickelte sich alles schon urkomisch…
Will es kurz machen! Der Ausflug in ihren Körper fand schließlich in einem der Lifte vom Eurocenter statt, die Nummer gestaltete sich recht schwierig, da sie trotz beidseitiger unbädiger Geilheit im Stehen stattfinden musste…
Bis Anfang der 80er konnte man jeden Aufzug zwischen den Geschossen von innen anhalten. Später war der Stop mit infernalischem Gebimmel auf den Etagen verbunden…

Fußnote: IN DER GOLDENEN STADT – Ostern ‘79

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