Seit gestern geht Manfred Sexauer nicht mehr einkaufen

Durch Zufall registrierte ich Mitte der 1960er, dass wochentags im Vorabendprogramm vom Saarländischen Rundfunk „Hallo Twen“ (Klang sehr bieder, aber 20 Jahre nach Kriegsende entsprach dies trotzdem noch einer Art Sakrileg.) lief.
Seit Ende der Fünfziger kam mit meiner Radiobastelei der unstillbare Hunger nach westlicher Musik. Anfangs pendelte ich auf Mittelwelle ewig zwischen AFN und Radio Luxemburg, schließlich kamen spätnachts noch die Piratensender hinzu und dann natürlich der Saarländer, Mittelwelle 1421 kHz, sehr nah am Luxemburger auf 1439 kHz.
Mit den 60ern wurde auch die Ära der „Anodenwummen“ abgelöst – nach eine Stunde etwas lautere Musik machten alle Batterien die Grätsche, dass waren rund 20 Ostmark, wobei es die Anodenbatterien in Provinz nicht immer gab. In Sangerhausen existierten z. B. nur zwei Läden, in denen sie öfters noch als Bückware angeboten wurden…
Manfred Sexauer schrieb in der guten alten Radiozeit Geschichte!
Im deutschsprachigen Raum gab es bis dato keine Rundfunkstation, die auf Mittel- bzw. Kurzwelle sendete, auf der unsereins zur Mucke mit zusätzlichen Infos bedacht wurde.
Außerdem galten seine anschließenden Sendungen von Montag bis Freitag als Ergänzung zum Rock´n Roll und Beat, der von 15-18 Uhr auf RFE (im 16-49 Meterband) zu den entsprechenden Sendungen auf polnischer, tschechischer und ungarischer Sprache liefen.
Wir Hardcore-R´n B-Fans waren noch mit einem ganz anderen Qualitätsverständnis beseelt. Wenn ich mir vorstelle, was da manchmal aus den Lautsprechern quoll, bei den ganzen atmosphärischen Störungen, den blubbernden Sinfonien der Störsender…
Da ist der Klang den eine Ziege erzeugt, die in einen Melkeimer scheißt, schon nahe am Highfidelity Sound.
Was haben mir solche Leute wie Manfred Sexauer, angefangen in ausgehenden Kindheitstagen, mein ganzes Leben bis zum Knast permanent für einen Ärger bereitet und den brauchte ich…
Jeder Crash mit einer roten Flachzange, resultierend aus meiner Lebensweise, gab mir dann immer wieder die Gewissheit, da existiert noch mehr als jene ideologische Zonen-Piefigkeit…

Später gab es zum üblichen Dudelfunk, auf manch anderen Stationen mit deutscher Zunge, nächtens die eine oder andere Spezialsendung.
Was aber Sexauer damals begann, blieb einzigartig!
Gut, mit der flächenmäßigen Verbreitung von UKW änderte sich vieles, ungeachtet dessen, wurde die Qualität der Beiträge von M.S. sehr selten in bundesgermanischen Landen erreicht.
Schon gar nicht von gewissen netten (Nett ist die kleine Schwester von Scheiße!) Mainstream-Dummschwätzern gerade aus Bayern, die teilweise heutzutage noch den Leuten in der Glotze auf den Geist gehen dürfen – meine Jauch & Gottschalk!…

 

 

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