BEISSENDE, STECHENDE und SAUGENDE BIESTER

Wegen dieser kleinen Lebewesen sind mir die kalten Tage wesentlich lieber, allerdings habe ich mir da auch schon saugendes Viehzeug aufgehuckt.
Ich weiß nicht woran es liegt, entert jemand mit einem Flohcontainer die Kneipe, sofort sind diese respektlosen Vierbeiner in meiner Nähe. Nun kann man bei einem Hundebesitzer (laut Gesetzgeber ist der innige Liebling ein Gegenstand) nicht an sein Gewissen appellieren, da ich diese süßen Tiere nicht verstehen würde, will ich ja auch nicht. Herr Gott, sehe ich denn wie ein Hundeflüsterer aus?

Alle, ebenso diese grimmig dreinschauenden Schweinehunde wollen schließlich nur spielen, was aber, wenn ich dazu absolut keine Lust verspüre? Besonders, wenn bei mir der Verdacht keimt, Herrchen oder Frauchen benutzen das Tierchen als speziellen, horizontalen Spielgefährten.
Beim registrieren ihrer Umgangsformen bin ich sehr oft froh, dass solche Leute keine Kinder haben, denn es genügt schon, wie sie ihre eigenen pädagogischen Defizite auf die Kreatur projizieren, letztendlich mit den Jahren ein lebendes Statussymbol für psychisch gehandikapte entsteht.
Gegenüber anderen Mitmenschen habe ich hausgemachte Probleme mit Tölen, da bis auf wenige Tage im Jahr meine Gehwarzen in den Schlappen unbestrumpft sind. Diese Biester benutzen in unbeobachteten Augenblicken meine Hufe dann sofort als Lecksteine. Im Gegensatz zu Zweibeinern sind Kläffer lernfähig und mit einem ausgeprägten Langzeitgedächtnis ausgerüstet. Da Appelle an die Eigentümer wirklich nichts bringen, habe ich mir gegen die permanente Nerverei eine elektronische Spielerei aus Amiland besorgt. Viele US-Briefträger sind mit diesem Teil ausgerüstet, es erzeugt Töne von mehr als 20 Kilohertz und die mögen Hunde nun absolut nicht, einmal eine kurze Ladung in die Lauscher – und für immer Ruhe.

Eigentlich wollte ich ja etwas w.g. der gemeinen Stechmücke ablassen, besser gesagt eine Rezeptur veröffentlichen, die mir seit fast 20 Jahren bekannt ist, angeblich stammt das Rezept aus der Normandie. Zumindest kann ich über die Wirkung nicht meckern, auch ist der Geruch angenehm. Bei der Anwendung chemischer Klopper kommt immer das unangenehme Gefühl auf, das meine Haut schrumpft.
Mit dem Resultat dieser Mixtur konnte ich letztens wieder sehr zufrieden sein. Schwiegermutter züchtet in ihren Teichen zwangsläufig Mücken, trotzdem konnten wir bei total geöffneten Fenstern pennen, etwas getränktes Zeitungspapier auf das Fensterbrett, wenige Pumpstöße noch in den Raum und man findet Ruhe vor diesen Blutsaugern.
Man sollte auf keinen Fall, nach der Devise: Geiz Ist Geil! Billige ätherische Öle für Stinkfunzeln aus einschlägigen Drogerien verwenden! Also die Zusammensetzung besteht aus:
1/3 Destwasser! (In Leitungswasser befinden sich zu viele Nebenprodukte, die Ingredienzien zerfallen dann sehr schnell.)
1/3 Zitronellöl aus Lemmongras,
1/6 Zedernöl und
1/6 Walnussöl.
Die Flüssigkeit kommt dann in 100ml Pumpsprayflaschen aus Plaste (und Elaste), die leeren Teile kann man dem Hausarzt abluchsen, der benutzt sie für Desinfektionsmittel oder Vereisungszeug.
Vor dem Aufsprühen muss das Fläschchen gut geschüttelt werden.

Schlimmer sind ja nun Gnitzen (Ceratopogonidae), in Finnenland werden sie Mäkärä genannt und die sind Geschwister der Kriebelmücke, diese übertragen in unseren Breiten die Blauzungenkrankheit auf Schafe, Ziegen und Rindviecher.
In den Endsiebzigern wurden wir fast drei Wochen von diesen Biestern gefoltert. Nur solange der Körper feucht ist hat man Ruhe vor ihnen, auch zu Zeiten, wenn morgens Tau auf den Gräsern hängt. Scheinbar können diese, nur zwei Millimeter großen Plagegeister mit dem winzigen Ballast nicht starten. Eine halbe Stunde nach intensiver Sonneneinstrahlung kommt ihre große Zeit.

Erst drei Tage vor dem Aufbruch in Richtung Turku lernte ich ein sicheres Mittel gegen diese Plagegeister kennen. Auf der Treppe einer Blockhütte kauerte ein junger Typ, der sich köstlich amüsierte und lächelnd unseren aussichtslosen Kampf hinsichtlich der Mäkärä beobachtete. An jenem Abend lernten wir zum ersten Mal im Finnischen Busch jemanden kennen, der mehr als „Päivä“ (finn. Grüß dich), oder ein „Häv´ä neiss dä“ knurrend abließ. Ich habe Finnen nur als sympathische und sehr hilfsbereite Menschen kennen gelernt, aber im Busch wollen sie absolute Ruhe haben, ob mit Acht oder 80.
Schon beim Annähern registrierte ich einen wabernden und recht herben Duft, mir war er bekannt, ich kam aber nicht drauf. Nach wenigen Zigarettenzügen stand er auf und bot uns einige Tröpfchen von seinem Anti-Mäkära-Mittel an. Ruckartig kam die Erleuchtung. Nun musste die Entscheidung getroffen werden, die letzten Tage Fliegenfrei, dafür aber stinken wie Iltisse. Mein Kumpel und ich entschlossen uns für diese Variante. Schließlich lagen in einem Schließfach vom Bahnhof Rovaniemi noch saubere Klamotten, außerdem gab es auf der Fähre von Turku nach Stockholm, mit Sicherheit Waschgelegenheiten. Das Zeug entpuppte sich als das Mittel überhaupt, endlich frei von Plagegeistern und dies mit nur einem feuchtern Ring um Hals, Hand- und Fußgelenken. Ein gesundheitlicher Aspekt kam noch hinzu, wir rauchten viel weniger, denn dieses Parfüm kam nicht gut in gedrehten Kippen – es handelte sich um wasserverdünnte Buttersäure. Seit jahrhunderten schon erfolgreich von den Mongolen angewendet, die benutzen ranzige Jackbutter.
Nur gut, dass wir stanken, denn fast die gesamte Nacht verbrachten wir quatschend vor der Hütte. Unser neuer Bekannter, ein Ingenieur der in Erdöl machte, wollte die nächsten Wochen im Busch entspannen, kam gerade aus den Fängen des Finnischen Geheimdienstes (damals bestimmt ein Sowjetischer Ableger), denn wenige Wochen vor unserem Treffen war er von den Revolutionsgarden Ajatollah Chomeneis mächtig in den Arsch getreten worden und so aus dem gelobten Land geflogen, lediglich mit dem Inhalt zweier Plastiktüten.
Natürlich war der Geheimdienst scharf auf neueste Infos. Danach seilte er sich gleich nach Tallinn ab, um endlich mal wieder richtig zu saufen und sich zwischendurch sexuell auszuscheißen (so in etwa meinte er es) , denn dort harrte ein nettes Mädel seiner…
Dann kam alles ganz anders, wegen nicht vorhandener Knete, immerhin schien dadurch seine Liebste mehr von ihm zuhaben. Ein großes Malheur ward geschehen, wegen fehlenden Vertrauen zu seinem Mädchen, hatte der Mann sich ein Depot zugelegt. In einem Marmeladenglas wurden ewig größere Mengen Restgeld vergraben, dies geschah am Rand eines kleinen Parks.
Nun befand sich dort aber eine Straße…

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