Heute war TIP-Tag. Solch merkwürdigen Publikationen beginne ich immer von rückwärts, es sei, dass mich eine tolle Panikmeldung vom Titelblatt anglotzt, bei Tageszeitungen hört es langsam auf – da ich keine mehr regelmäßig lese.
Diese Macke, Presseerzeugnisse hinten zu beginnen, stammt noch aus meinen letzten Schuljahren in der Zone, wegen der beiden Regionalseiten: Veranstaltungen, Sterbeanzeigen, Polizeiberichte und der Schmus von den einheimischen Volkskorrespondenten. Nach vorn hin nahmen immer die Märchenstunden zu, was ich schon als Halbstarker nicht gebrauchen konnte.
Auf der Rückseite die EMpfehlung für ein hochwertiges Lautsprecher System – Aktivboxen. „Geiz ist Geil!“ – für nur 59,- OI. Ohne die für mich interessanten Angaben über max. Belastbarkeit (Musik), oder den Frequenzbereich, dafür von der mir unbekannten Firma „CREATIVE“. Die Schrift soll wohl witzig aussehen, kommt mir aber vor, als ob sie in einer Therapiegruppe von Legasthenikern gestylt wurde.
Das erste lesbare (S.202) – „Der Sprüher“, hat diese Flachzange Glück, dass man ihm sogar eine ganze Seite widmet.
Das „Leser / Feedback” sah PC aus, deshalb gleich überblättert.
“14 Tage, 14 Nächte“ bin ich froh, dass mir solche Leute nicht allzu häufig über den Weg latschen.
“Minitips”: Da suchen erfahrene, notgeile Ehefrauen Männer für heiße Nächte usw…
Beim weiterblättern fielen mir die flachen Sitzwangen von „Lady Vera“ auf, die sie anpreist als: AUTHENTISCHE WEIBLICHE DOMINANZ – na ja, über Geschmack lässt sich nicht streiten.
Die Anzeige vom Maison d´envie aus dem Prenzelgebirge fällt durch seine farbliche Gestaltung auf. Deren Hausseite ist professionell aufgebaut, nicht ganz so die Photos der dort angestellten Therapeutinnen…
Dann glotzten mich ein Haufen Fische an, nach ihren merkwürdigen Gesichtausdrücken zu urteilen, hatten die alle ein Fahrrad gefunden.
Ab Seite 170 standen endlich die ersten Informationen betreffs Veranstaltungsorte. Bei was für einen Scheiß man seine Knete loswerden kann, schon beeindruckend.
Herbert Knebel gibt es auch noch, ist ein bisschen zahm geworden der alte Knabe.
Prof. Bernhard Ludwig tritt am 27. + 28. Juno und am 5. + 6. Juli im Admiralspalast mit seinem Stück: „Anleitung zur sexuellen Unzufriedenheit“ auf. LOHNT SICH! Ich kenne es, allerdings von Nicole Käser dargebracht, bei einem unserer Salons in der Bude.
Auf Seite 44 fiel mir ein alter Werbespruch ein:
Kenn´ sie schon die neue Masche?
Fick-fack in der Hosentasche.
Fick-fack ist der Apparat,
der der Frau den Mann erspart.
Geht der Mann mal abends kegeln,
kann die Frau alleine vögeln…
An den Akku angeschlossen –
vögelt Fick-fack unverdrossen!
Deshalb hin zu – gorgeous
Irgendwann kommt die Titelstory – Das Süße Leben – mit Tipps. Es gibt ja ein Haufen Leute, die auf Mohnheim stehen, ich nicht! Mein Eis kommt von „ALBERTO“, im ehemaligen brit. Sektor, Nassauische Strasse/Ecke Holsteinische.
Mäxchen Raabe schaut dann auch noch stoned von einer Seite, dann bin ich durch.
Allerdings auf Seite 3, den Laden von diesem Öko-Eis-Wixer Reimar P., der auf Biozucker aus Brasilien! steht, sollte man boykottieren.
Das eigentliche Stadtmagazin für mich, war jenes mit vier Buchstaben, ist aber schon lange her. Als der HOBO damals Pleite ging, entwickelten sich daraus nicht die beiden anderen Blätter? Wobei man heute nur die Wahl zwischen Pest und Cholera hat.
Schefffff, ich habe nicht registriert, wann Olaf Leitner seine letzte Kolumne verzapfte, nahm immer an, dass er bereits sein Leben zurückgab. Es scheint einen anderen Grund zu geben. Vermute mal, beim heutigen quotenorientierten Schwachstromjournalismus, wissen die Macher gar nicht mehr was eine Kolumne ist.
Lautsprechersystem, Vibratorwerbung und Öko-Eis – naja. Ansonsten ganz interessant, die ganzen Therapietipps. Bernhard Ludwig habe ich auch schon im Stadtmagazin mit fünf Buchstaben entdeckt. Den TIP lese ich ja seit mindestens 20 Jahren nicht mehr. Schreibt eigentlich noch Olaf Leitner seine Kolumne?