Polizei und Jugendamt ermitteln – Schreiner aus Nazareth und unmündige Mutter vorläufig festgenommen
Hier die Sicht auf den eigentlichen Akt, weswegen diese jahrtausendealte Nerverei zum Jahresende den Höhepunkt erreicht.
Nach dem monatelangen Scheiß ist nun endlich alles vorüber. Wenn einem sämtliche ideologischen Anwandlungen und die meisten Religionen der Menschheit sowieso mächtig auf den Sack gehen, weil man sich jenen irren Auswüchsen nicht entziehen kann, reicht es wirklich irgendwann.
Herausragend waren für mich lediglich das gestrige Dinner bei Frau Dr. T. und Herrn Dr. K. Die heutige Umrundung des Weißensees und der am Strandbad ausgeschenkte Punsch, müssen allerdings auch noch positiv erwähnt werden…
– Hätte fast meinen kurzen Auftritt als Weihnachtsmann vergessen, der am 24. stattfand. Der Job war mir ganz kurzfristig zugefallen. Gab unter der Bedingung die Zusage, dass ich nicht bereit sei, vermeintliche pädagogische Defizite aufzuarbeiten und dem Zwerg für das kommende Jahr Auflagen zu erteilen. Darauf lachte die junge Frau am anderen Ende der Leitung herzlich auf.
Der Bonsai entpuppte sich als ein sehr aufgewecktes Bürschchen von dreieinhalb Jahren. Nachdem ich mich umgezogen hatte, gings wieder kurz vor die Wohnungstür und es wurde nochmal geklingelt, worauf der Bube vorsichtig die Tür öffnete. Ganz kurz irritierte ihn, nachdem er seinen Namen genannt hatte, die Aufforderung: „Give me five!“ Daraufhin klatschte er lustig grinsend seine kleine Hand voll Power in meine Pranke und führte mich anschließend ins Wohnzimmer. Währenddessen produzierten die beiden Omas nebst einer Zwillingsschwester ein Haufen digitalen Müll, eine der beiden Mamis und eine weitere junge Frau taten es ihnen gleich. Das witzigste zu Beginn war, dass der Kleine keinen Augenblick fremdelte. Während meiner kurzen Vorstellung kamen immer wieder Verständnisfragen, besonders interessierte ihn, wie man ohne Schnee mit einem Schlitten vorfahren konnte…
Wissensdurstig lauschte er in dem Moment mehr meinen Notwahrheiten, wobei gar nicht so richtig ein Drang aufkam, was die Geschenke im Sack angingen.
Dann war alles zu spät, ich holte meine beiden Teppichratten heraus, stellte sie aufs Tischchen, allerdings ohne den kleinen Weihnachtsmann und wir schalteten sie gemeinsam an. Einige sangen den Text mit und sein Blick lachender Blick geisterten in die Runde, zu mir und wieder retour zu dem kleinen Wunderwerk.
Dann gab es das erste Geschenk, ehrfurchtsvoll nahm er es entgegen. Ganz unüblicherweise fragte er ganz entspannt Mutti, ob er es gleich aufmachen könnte oder es erst mal zu den anderen Geschenken legen sollte, die sich vor einem großen, sehr liebevoll geschmückten Baum, stapelten. Die beiden Mamis überließen ihn die Entscheidung. Also wurde mit Auspacken begonnen – dann doch lieber erst sämtliche Geschenke erhalten wollen…
Nach dem zweiten Päckchen, eine Omastimme aus dem Off, „sag bitte danke!“
Dann wieder, „Wie sagt man?“
Nun kam mein Part,“na wie sagt man?“ Ich ließ ihm nicht die Zeit für eine Antwort, „schnell her damit, aber dalli, sagt man!“
Zur Auftraggeberin gewandt, „Anne, es war ausgemacht, dass ich pädagogische Defizite überhöre! Außerdem bin ich ein Weihnachtsmann, bei dem sich ein Kind nicht bedanken muss! Ich registriere die Danksagung in den Augen!“
Das genügte, nun verkrümelte sich die Oma ins Nachbarzimmer. Habe anschließend vergessen, mal nachzufragen was sie früher gemacht hatte. Wusste lediglich, dass sie aus Dessau stammt, vermutete deshalb eine ehemalige Funktionärin oder Pädagochin.
(Sie erinnerte mich in dem Moment an die Mutter einer Bekannten.
War damals aus der kalten Heimat gekommen und holte Madame in Magdeburg ab. Tippte bei der alten Dame auf Lehrerin, nach einer Aktion ihrerseits und hatte Recht mit meiner Vermutung.
War der mein Auftritt peinlich, Zöpfe im Bart, barfuß, dazu mein Senior-Hippie-Outfit…
Allerdings änderte sich ihre Betrachtungsweise mir gegenüber, als sie erfuhr, dass ich mit einem BMW-Kombi vorgefahren war um ihre Tochter abzuholen. Als wir endlich Anstalten zum Aufbruch tätigten, wollte sie sich noch etwas ihre Beine vertreten, uns bis zur Magistrale begleiten und von dort nachhause spazieren. Mutti durfte Beifahrerin sein, machte sie aber gleich darauf aufmerksam – „§1, jeder macht Seins und wer fährt hat immer recht!“
Lediglich einen Straßenzug war sie still, dann begann Mami mich vorausschauend zu delegieren. „Die nächste Straße müssen sie rechts rein, denn links können sie nicht fahren, weil es eine Einbahnstraße ist!“
Sonntags kurz nach 6PM, keine Sau auf der Straße und plötzlich schreit die Tante auf, „jetzt kommt die Straße, wo sie nicht links fahren können!“ Ich rein in die Eisen, wobei sie total erschrak. „Was heißt hier, ich kann da nicht lang fahren? Ich werde ihnen beweisen, dass ich es kann! Sie scheinen den Unterschied zwischen können und dürfen nicht zu kennen! Ich beweise ihnen jetzt, dass ich dort hineinfahren kann!“ Wieder auf der Vorfahrtstraße, kam es zur sofortigen Verabschiedung …)
Beim größten Paket sollte ich den Filius noch beim Auspacken helfen. Darin befand sich ein etwas größerer Plastikkran, mit dem er sicherlich nicht viel Spaß haben wird. Denn die Teile sollten nur zusammengeklippt werden, eigentlich müssten sie in den Ecken mit einem guten Kleber behandelt oder siliconiert werden.
Da ließ ich noch eine kleine Erinnerungsspitze ab.
„Könnt ihr euch noch erinnern, wie es zu Mauerzeiten war, wenn ein Westpaket kam? Das Geschenkpapier wurde sorgfältig entfernt, anschließend entsprechend zusammengefaltet, mit Bleistift der Name notiert, von wem es kam, und das Band am nächsten Tag sofort gebügelt…“
Abschließend las ich noch Loriots Advent vor…