Beginne mal mit dem Schlachtschiff aus der Berliner Kochstrasse: Was heißt hier, dass sie zurück sind?
The Rolling Stones als Botschafter des Blues, Chicago Tribune und Rolling Stones
Jene Meute hat sich lediglich etwas rar gemacht, was ihre anfänglich abgekupferten Blues-Wurzeln betrafen. Ihre schwarze Ader waren der eigentliche Grund, ein Stones-Fan zu werden, als die ersten Weißbrote, neben den Animals, die jenes Feeling in Europa salonfähig machten…
Denn vorher gab es hier ganz wenig Radiostationen die Blues und Soul, eigentlich nur tröpfelnd über die Sender laufen ließen. Ausnahmen machten lediglich AfN spät in der Nacht, Radio Monte Carlo, Radio Luxemburg nach 20 Uhr und die Piratensender in der Nordsee, allerdings in saumäßiger Mittelwellenqualität.
Was schwarze Mucken angingen gingen an den Wochentagen, von 15 bis 18 Uhr, auf „Radio Freies Europa“ lediglich pigmentierte Musiker mit viel Rock’n Roll in den Äther, vornweg natürlich Chuck Berry, Bo Diddley und Little Richard…
Da die drei Stationen, welche in tschechischer, polnischer und ungarischer Sprache sendeten, im 19 und 16 Meterband dicht nebeneinander lagen, wurde ewig zwischen den Stationen gewechselt. Hinzu kam, dass ewig Störsender blubberten, einigermaßen ließen sich die Sender nur unter Brücken und anderen Stahlbetonkonstruktionen recht gut empfangen, z. B. in der kalten Heimat war es der Bahnhofsneubau…
Zwei Radiostationen hätte ich fast vergessen, Freiheitssender 904 und den Deutschen Soldatensender – Ostpropagandastationen, die damit kokettierten, dass sie nicht unter Regierungskontrolle standen, was logisch war, denn sie sendeten in der Nähe von Burg. Da liefen in den Nachtprogrammen schon mal leicht bluesige Mucken. Auch in den morgendlichen Werbeblöcken vom Hessischen Rundfunk oder dem NDR konnte man sehr selten sogar mal Fats Domino, Chubby Checker lauschen, das war es dann schon. In jenen Jahren wurde im Osten die schwarze Musik einfach ignoriert. Kein Wunder, rekrutierten sich die redaktionellen Radiomacher in Westeuropa hauptsächlich noch aus rassistischen Altlasten, in beiden deutschen Staaten fanden oftmals, im Westen allerdings wesentlich mehr, noch die gelernten Nazi-Rundfunk-Heinze ihr gut dotiertes Auskommen.
Im Osten handelte es sich häufig um ähnliche Typen, nun allerdings gewendet, da war vielleicht ein Pack drunter! Dazu muss gesagt werden, was die schmutzigen moralisch/ethische Vorstellungen der gerade vergangenen 1000 Jahren angingen, konnte man sie fast übergangslos bei den Kommunisten wiederfinden, den latent vorhandenen Rassismus und eine ausgeprägte xenophobische Grundeinstellung mit rotem Anstrich, zusätzlich ideologisch begründet als weichgespülte Staatsdoktrin galt! Da jeder als Kind seiner Zeit durch die Gegend sterzelt, werden frühzeitige Prägungen in die neuerlichen Systemen mit hinübergeschleppt. Deshalb ist es für die dröge Masse nicht selbstverständlich, dass sie plötzlich ihre ehemalige tiefsitzende ideologische Indoktrination, wie ein abgetragenes Jäckchen, bei den neuen Machthabern abgeben. Jenes Privileg eines renegatischen Feelings ist nur ganz bestimmten Leuten von Haus aus gegeben und die leben es in allen Systemen frisch frei und fröhlich aus, als ob es vorher nichts anderes gab.
Ein Freund drückte es anlässlich des ersten Klassentreffens nach dem Mauerfall so aus, da eine rote Zecke meinte, vorher hing es ihr bereits sehr gut, da hätte sich im neuen demokratischen Rechtsstaat, für sie absolut nichts geändert – „schon klar, hartleibige Scheißestücke schwimmen in jedem Sud an der Oberfläche!“, somit gehen sie zwangsläufig immer als tragende Säulen jeglicher Gesellschaftsordnungen durch.
Witzig finde ich nur die Tatsache, weil Rechtsextremismuseksperten, Pücho-, Soziolochen und die vielen anderen –lochen immer noch rätseln und teilweise mit vollkommen abstrusen Argumentationen medienträchtig hausieren gehen, weshalb massenhaft Leute im eingemeindeten Restdeutschland, für rechtslastiges Gedankengut so anfällig sind. Viele haben lediglich ihren damals andressierten ideologischen Dünnschiss gehorsam weitergegeben, in ähnlicher Preislage wird es doch hier auch von der Bevölkerung verlangt…
– Bin mal wieder weit abgedriftet, also retour zu den Zeiten, wie ich schließlich beim Blues landete!
Bei mir war alles zu spät, nachdem ich im Radio die gesamte Bluesgarde der damaligen Zeit registrierte, besonders hatte es mir die Temptations und Otis Redding angetan.
Nun empfand ich langsam in ausgehenden Kind- und Jugendtagen mein ganz spezielles Handicap, nämlich unschuldig im Osten die nächsten 65 Jahre zu verbringen. Später, als Blueser, für die Stasi war unsereins ein „aktiver Beatanhänger“, der nun noch zusätzlich geschlagen ward, weil im Bezirk Halle aufzuwachsen, in dem wirklich ausgeprägte Flachzangen bestimmten, welchem kulturpolitischen Frohsinn man frönen sollte. Eine weitere Steigerung kam noch hinzu, das Niveau der roten Kultureliten in den drei Kreisen des Mansfelder Landes tendierte sogar gegen minus unendlich, kam da immer Freude auf…
Sehr schnell konnte jeder mitbekommen, mit ganz bestimmten musikalischen Heroen aus dem Amiland war es zweifelsohne möglich, diesen Fuzzis bärenmäßig auf den Zünder zugehen und in selbige Kerbe schlug ich hemmungslos ein. Es begann anfangs lediglich mit Little Richard, Bo Diddley und Mr. Redding, (Möchte in dem Zusammenhang aber unbedingt auch noch ein Weißbrot erwähnen: Steve Wahrer von den Trashman) bei Jimi oder James Brown hörte der Spaß dann vollends auf.
Alles kulminierte dann im Warnemünder Lehrlingswohnheim, während täglicher Musiksendungen von Radio Kopenhagen oder schwedischen Stationen und die besseren Empfangsmöglichkeiten von Mittelwellenstationen aus UK…
Bin wieder mal nicht fertig geworden