Holocaust-Gedenken im Bundestag

Die Tränen des Norbert Lammert
Je mehr hier alles aus dem Ruder läuft, desto kleinmaschiger werden die Netze der Legenden gehäkelt. Noch in den 1970ern rechtfertigte sich der MiPräsi des Musterländles mit seiner nostalgisch behafteten Binsenweisheit: „Was damals rechtens war, kann heute nicht Unrecht sein“
Leute, wie die Zeit vergeht, wie rasant heutige Politiker mit Feigenblättern wedeln und mit welchen Gefühlswallungen nebenher diese Akte auch noch inszeniert werden.
Heute wurde nun erstmalig im Bundestag, am Holocaust-Gedenktag, auch der Opfer des sogenannten T4*(Wer weiß heute überhaupt, was sich hinter diesen beiden Lettern verbirgt?)-Mordprogramms der Nazis gedacht. In der Zone ist mir niemand untergekommen, der damit etwas anfangen konnte. Auch Freunde aus Dresden wussten z.B. fast nichts über die Anlage des Pirnaer Sonnensteins. Jedes mal, wenn ich mit Leuten die Elbe hoch schipperte, fiel mir dazu manchmal die entsprechende Frage ein. In dem Artikel von WIKI, taucht beiläufig der Name von Elfriede Lohse-Wächtler auf, gebe mal den Tip für eine DVD über sie. Ende letzten Jahrtausends fand in der sächsischen Landesvertretung eine kleine, aber feine Ausstellung statt, die eine Augenweide war.
Den ganzen Tag nervten sämtliche Radiostationen mit Auszügen Lammerts Rederei. Suchte mir interessenhalber im Netz den gesamten Wortlaut heraus. Nicht zu fassen, was sind dies überhaupt für Leute, die scheinbar solche Monologe nur googeln, aber politisch korrekt zusammenbasteln, passend für die medienträchtig zu erwartenden Betroffenheitslarven der gelangweilten Zuhörerschaft.
Jetzt kann sich anschließend jeder ausrechnen, wie lange es für die kommenden Jahre dauern wird, bis man auch jede Gruppe der gemeuchelten Menschen mit einbezogen hat.
Vollkommen unvermittelt taucht floskelhaft plötzlich der folgende Satz auf: „Die Barbarei der Sprache ist die Barbarei des Geistes“, hat Dolf Sternberger einmal geschrieben, der bereits 1945 ein „Wörterbuch des Unmenschen“ zusammengetragen hat.
Nach Kriegsende fing der Typ erst damit an, veröffentlicht wurde seine vollständige Schrift aber 1957. Bereits 1947 hatte Victor Klemperer sein LTI im Osten unters Volk bringen lassen. Mich verwunderte es doch etwas, dass dies im Osten geschah, denn der Sprachschatz des III. Reiches unterschied sich nicht all zu viel von dem der Stalinisten. Zumal verschiedene Tugenden, aus der das dreckige Verständnis für Ordnung, Anstand, Disziplin, Ehre, Treue usw. keimte, man fast keine Unterscheidungsmerkmale zwischen der verflossenen braunen zu den neuerlich roten Umgangsformen erkennen konnte.
Bereits seit Jahren werden inflationär auftauchende, recht substanzlose Reden, von den Medien gehypt, die sich wegen zu erwartender Einschalt- oder Verkaufsquoten dabei überschlagen und solche Banalitäten bis ins kleinste Detail, dem Zeitgeist entsprechend, wichtigtuerisch kultivieren.
SZ hat nun zum heutigen Betroffenheitspaper den Vogel abgeschossen. Wird nun das Vijo aktiviert, plappert jemand los über Spitzenpolitiker ohne die Innen. Dann passiert es plötzlich, dass der Redeschwall unterbrochen wird, die Szene hängt sich auf und im Hintergrund läuft der Ton von einer total bescheuerten Reklame. Manchmal beginnt alles gleich mit richtig dusseliger Reklame und hat Nobbe dann endlich fertig, läuft abschließen auch noch Werbung.
Wenn man mich fragen würde, ich finde es sehr pietätvoll, kann man nicht anders sagen – der Holocaust frisch frei und sehr fröhlich von Werbeclips gerahmt…
Weil ich keine Ahnung habe, wurden auf meine provisorische Art ein paar Photos gemacht, natürlich mit entsprechenden Bemerkungen versehen.
*T4 ist keine sowjetische Panzermarke, dies war der T34!
T4 ist ein ganz banales Kürzel (ähnlich wie NAFRI), Berlin: Tiergartenstr. 4 – an der Philharmonie.

Anhang:

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