Was hatte ich mir viele Jahre für Ärger eingehandelt, wegen des „Antifaschistischen Schutzwalls”, den ich, seit der siebten Klasse, zu Hause, im Heim, in der Lehre, während meiner 18 Monate bei der „Arbeiterknüppelgarde”, meistens auf das reduzierte, was dieses Teil für mich darstellte: einfach eine Mauer. Besonders muss ich hier meinen Stabü-Lehrer an der Goethe-Schule in Sangerhausen erwähnen, den Herrn Ohlendoof. Irgendwann aber, hatte auch er es geschnallt, dass ich nicht bereit war, von meinem „falschen” Weg Abstand zunehmen, diese Lernfähigkeit traute ihm niemand zu. Er ließ mich links liegen und ich provozierte ihn auch nicht mehr.
(Bei den ewig folgenden Bestrafungen, trat irgendwann ein Gewöhnungsprozess ein.)
Die letzte große Auseinandersetzung fand 1966, in der Berufsschule mit einem politisch geschultem Pädagochen statt, der nebenher Statistiken über renitente Stifte führte. An jenem Tag verlor er die Fasson, weil sich fast alle mit rein hingen, sogar einige der elitären Abi-Lehrlinge. Sein „Lieblingsbauwerk” nannte ich – „Antifaschistische Schutzmauer”, und berief mich bei seinem Widerspruch auf die englische Übersetzung des Begriffes „Wall”. Da mir von allen Seiten immer wieder ans Herz gelegt wurde, nicht ewig diese schrecklichen Amerikanismen zu benutzen. Nun war alles zu spät. Der Typ hatte „Gammler” wie mich als hardcore Rolling Stonesfan, besonders auf dem Kieker. Hinzu kam, meine Mäcke, die der von Brian Jones glich, war nach einem eigenen Bleichversuch fast weiß geworden. (Dies geschah deshalb, weil ich der alten Apothekerin nicht verriet, zu was ich das Wasserstoffperoxid benötigte und bekam deshalb die fetteste Lösung. Sie hätte sonst dieses Zeug bestimmt nie raus gerückt.
Heute würde mir dies nicht mehr passieren, da sich meine Restbehaarung im Gesicht, aus Altersgründen, in die damals nicht erwünschte Farbnouance wandelt und mein Haupthaar wich einer fleischfarbenen Badekappe.
Außerdem würde gegenwärtig jeder verhaftet, der sich anschickt eine 35%ige Lösung zu erstehen…)
Unser Lehrer flippte total aus, da er in solchen Momenten, „gewisse Tendenzen” vermutete…
Diese Arschgeige, einer der wenigen in Warnemünde, der eine Hochseesegelgenehmigung besaß, haute wenig später mit dem Kahn nach Dänemark ab…
13. August 1961 – 2. Teil
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