Nun hat der letzte Mann aus der Riege von Rock’n’Rollern, die emsig das schwarze Musikfeeling den vielen Weißbroten und Kalkgesichtern entsprechend offerierten, sein Leben zurückgegeben…
Wüsste gar nicht, in welcher Reihenfolge ich sie platzieren sollte, da sie mit den beginnenden Mitt50zigern, sich wechselseitig mit ihren Hits überboten. Hinzu kam, mit jener Musik, besonders den Schluckauf-Songs von Elvis, konnte man die gewendeten Altnazis und das Stalinisten-Pack ewig zur Weißglut bringen!
Durfte als Grundschüler, ab der 2. Klasse, an ihre Karrieren teilhaben. Dies verdankte ich damals Asak, dem Ableger vom berühmtesten Frisörs aus dem Nest, der die erste Anodenwumme im Ort besaß. Weiß nicht mehr, um welches Westfabrikat es sich handelte. Erinnere mich nur, jenes Teil besaß eine Antenne, die man wie ein Bandmaß herauszog und bei Wind, irgendwo oben anbinden musste. An Samstagen und Sonntagen (13Uhr, wegen der Hitparade auf Radio Luxemburg!), tauchten im Stadtbad immer ein Rudel von Halbstarken auf, die auswärts lernten, oder studierten und sich in unserer Gegenwart an den Westklängen labten. Vor allen Dingen brachten sie die entsprechenden Anodenbatterien mit. Ein solcher Klotz kostete 17 Ostmark und machte nach einer knappen Stunde die Grätsche, bei sehr lauter Mucke…
Asak, drei Jahre älter als ich, war der einzige während meiner Grundschulzeit, der mir Vertrauen entgegenbrachte und wirklich sicher war, dass ich zuhause niemals etwas von den Happenings erzählte. Schließlich machte es irgendwann die Runde, was wir an der oberen südlichen Fläche des Bades trieben. Die noch dazu nie korrekt gemäht wurde und voller Disteln und Brenneseln war. Mich faszinierte dazu noch eine anderes erleben, denn die Jungs und Mädels brachten sich in solchen Stunden, gegenseitig die neuesten Tanzschritte bei, vornweg jene, die sie in den Schuppen von Westberlin gelernt hatten…
Bei mir kamen viele Monate an Stubenarrest zusammen, weil ich verstockt, niemals mir entlocken ließ, was all diese Jugendlichen trieben, vor denen mich die Mutter meiner Schwester immer inständig warnte. Ganz schlimm wurde es, als ich am Ende der 5. Klasse begann, mich für Radiotechnik zu interessieren und Bekannten Audione baute, aus Massen von Fundstücken umliegender Schuttplätze, oder olle Göbbelsschnauzen reparierte. (Ganz nebenbei, legte ich mir auch eine riesige Sammlung von Hieb und Stichwaffen, sowie Orden und Ehrenzeichen des III.Reiches zu, denen man sich damals entledigte. Dies gab natürlich anderweitige Probleme, nach dem irgendjemand mein Hobby entsprechenden Leuten steckte...)
Alles gipfelte darin, dass mir dieses chronisch untervögelte stalinistische Flintenweib verbot, in der 7. Klasse am fakultativen Englischunterricht teilzunehmen!
Alles ging damit einher, dass ich keine Zonensender mehr hörte und in irgendwelchen Institutionen, wie Lehrlingswohnheim und auf den Buden bei der Truppe, ewig die angebrachten Lautsprecher deformierte. Im Wohnheim kontrollierte die alte Riemann ewig die Skala von meinem Radio, ob ich mal wieder vergessen hatte, hinterher einen Ostsender einzustellen…
Bis dann die Animals und Stones auftauchten, konnte ich auf der Gitarre wirklich jede Westschnulze schrammeln. Auch dies erledigte sich im Heim dann (1963), weil mir die Klampfe eingezogen wurde, weil ich die Köpfe der Beatles und John Wayne draufgepappt hatte. Außerdem nudelten auf dem neu entstandenen Deutschlandfunk ewig Roy Black und Heintje…
Als absolute Krönung konnte ein anderes Erlebnis herhalten, was ich bei der Truppe erlebte. Vom Ostfernsehen zog ich mir nur manchmal, an den Montagen, die ollen Kamellen ein. Dies erledigte sich dann auch wieder. Wer sich jene Schinken anschaute, musste anschließend noch Sudeledes* Schwarzen Kanal über sich ergehen lassen. Deshalb verkrümelten sich die Leute kurz vor Filmschluss dann aus dem Fernsehraum. Deshalb ließen sich die verantwortlichen roten Idioten etwas einfallen. Zu eben jenem Zeitpunkt tauchte dann von den Kapos jemand im Raum als Aufpasser auf und der UvD verschloss von außen beide Türen!
*Die rechte Hand am Telefon, die linke Hand am Kitzler, das ist der Arbeiter und Bauernsohn Karl Eduard von Schnitzler! Was absolut nicht der politischen Korrektheit entsprach, denn der ostdeutsche Freund von ZDF-Löwenthal war bekanntlich ein dummroter Blaublüter!
So bin ich nun wieder von den Rock´n´Roll Cracks, wie ich sie erlebte und lieben lernte, trotz aller Widrigkeiten der Zone, beim zoffjetzonalen Chuzpe gelandet…
Hänge noch einige Links dran, die sich wirklich tiefgründiger mit dem letzten Schefffff befassen!
“Elvis war der Größte”, sagte Jerry Lee gern. “Ich war der Beste.”
R o l l i n g S t o n e