Diesen Text, des Schweizer Kabarettisten Andreas Thiel, fand ich gestern in meinem Datenmüll. Da die Schule nun bald wieder beginnt, hänge ich ihn auf meine Seite. Vielleicht ist er für manchen Anlass, einen Bio-Leistungskurs zu belegen…
Schatten entsteht durch Photosynthese. Das Chlorophyll entzieht der Luft Licht. Was bleibt, ist Schatten. Mein Wellensittich ist grün. Wenn ich ihn an die Sonne stelle, wirft er sofort einen Schatten, was beweist, dass er Photosynthese betreibt. Dass seine Mutter ein weißer und sein Vater ein blauer Wellensittich war, erstaunt nur auf den ersten Blick. Die weiße Mutter nimmt alle Farben des Lichts auf, also zum Beispiel auch gelb, was mit dem blauen Vater grün gibt. Das lässt sich nicht auf alle Tiere anwenden; zum Beispiel ist die Blaubeere rot, wenn sie grün ist. Am besten erklären lässt sich alles anhand eines weißen, eines roten und eines rosa Wellensittichs. Einen rosa Wellensittich gibt es nicht, aber ich kenne einen weißen, der heißt Rosa. Dieser Rosa setzen wir jetzt den grünen Wellensittich gegenüber – den mit der Photosynthese – und stellen ihn uns jedoch komplementär vor, also rot, wie die Blaubeere, wenn sie grün ist. Wenn jetzt noch der Weiße dazukommt, wird sofort klar, wer die Tochter von wem ist.
Für die Photosynthese braucht es Wasser. Wenn man einem Wellensittich über längere Zeit kein Wasser gibt, stirbt er. Das beweist, dass die Photosynthese für ihn überlebensnotwendig ist. Neben dem Chlorophyll, das sein Gefieder grün färbt, benötigt er, wie jede normale Pflanze, Kohlendioxyd und Licht. Das Licht nimmt er über das Gefieder auf.
Beobachtet man den Wellensittich, so stellt man nach einiger Zeit fest, dass er atmet. Hat er kein Licht, sammelt er CO2, weswegen er während der Nacht nur einatmet. Daher kommt es auch, dass er nachts nicht pfeift. Lässt man ihn zu lange im Dunkeln stehen, platzt er.
Wenn man ihn morgens in den Flügel beisst, schmeckt er, wenn er grün ist, sauer, denn das über Nacht gespeicherte CO2 senkt seinen pH-Wert. Mit Hilfe von Sonnenlicht verarbeitet er tagsüber Wasser und CO2 zu Sauerstoff, Zucker und Schatten. Im Schatten ist die Luft sauerstoffreicher und süss. Gegen Abend steigt der pH-Wert des Wellensittichs wieder.
Beisst man einen roten Wellensittich in den Flügel, schmeckt er basisch, denn er taugt nicht zur Photosynthese. Deshalb gibt es keine roten Wellensittiche. Der grüne Wellensittich ist der einzige Sukkulent, der Eier legt. Die Farbe der Nachkommen hängt vom pH-Wert des Weibchens ab. Aber nur die grünen spenden Schatten.
Biologische Betrachtungen
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