sangerhauseN – Klimatische Verhältnisse von 1878 – 1897

Mal wieder etwas aus der kalten Heimat – staubte ich heute Nachmittag von Sigrid ab – fast wäre es den Weg allen Irdischen gegangen, zum Leidwesen meines Weibes ist es nicht geschehen.
Es grenzt schon an ein Wunder, dass diese Heftchen (es handelte sich um drei Exemplare, die anderen weit über 130 Jahre alt) privat irgendwo überlebten. Die vielen Zeiten dazwischen, wo jeder Fetzen Papier umfunktioniert wurde, sei es für die Ummantelung von gerollten Tabakresten, oder als Scheißpapier.
Letzteres könnte man heute total vergessen. Jeder dritte Germane leidet an Hämorrhoiden, wer hätte da schon gern winzige Holzstückchen in seinen Enddarmwucherungen?
Schwamm drüber
Außerdem ist dieses olle Papier viel zu säurehaltig, folglich sehr brüchig…
Eine kleine wissenschaftliche Abhandlung wurde von mir elektronisch aufgearbeitet: 20jähr. Klimabeobachtungen vom Ende des 19.Jahrhunderts.
Zur Erinnerung:
– Es existiert die Lüge, die gemeine Lüge und es gibt Statistiken.
– Glaube nur Statistiken, die du eigenhändig bearbeitet (gefälscht) hast.
Bei Herrn Laue ist es aber ganz anders, er manipulierte seine klimatischen Aufzeichnungen bestimmt nicht.
1.Waren solche Langzeitbeobachtungen noch etwas relativ neues, zumindest in der Provinz
2. kam hinzu, dass ein Oberlehrer auch damals schon am Hungertuch nagte und deshalb, wenn er nicht der Alkoholsucht verfallen wollte, auf dem Weg zur Urne seine Zeit irgendwie totschlagen musste und scheinbar jene Art von Freizeitbeschäftigung für recht sinnvoll hielt…
Kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Diese armen Schweine vegetierten ohne Glotzen, ohne die witzlosen Überangebote der Freizeitindustrie, mussten sich ohne püchologische Betreuung etwas einfallen lassen…
Ich besaß ja auch eine kleine Wetterstation. Draußen an meinem Zimmerfenster baumelte ein Kienappel (Beim Blick nach  unten auf den Hof, konnte ich außerdem den bunten Wetterexperten auf dem Misthaufen beobachten, wenn er nicht gerade dummgeil seine Käthen bestieg), am Küchenfenster war das Thermometer angebracht und wenn die Betonplatten vor der Veranda nass waren, wusste ich, außerhalb herrschte Scheisswetter. Entsprechen hagelte es drinnen Verhaltensmaßregelungen was die Bekleidung anging…

Mir fiel bei der kurzen Lektüre auf, jeder kann für sich aus dieser Niederschrift seine speziellen Interpretationen heraussuchen, mit der er am Biertisch über Klimaveränderungen labern kann.
Typisch
war schon immer so
wird auch so bleiben
außerdem muss man es sowieso nehmen, wie es kommt
besser als gar kein Wetter

Oberlehrer Laue: Gesammelte Werke

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